Juden-Zentralratspräsident lobt die Deutschen "Vergleichsweise wenig Antisemitismus in Deutschland"

Der Präsident des Zentralrats der Juden hat die Deutschen für ihre Haltung gelobt: Josef Schuster sieht im Vergleich zu anderen europäischen Ländern "vergleichsweise wenig Antisemitismus". Gemessen an der Bevölkerungszahl sei die Zahl antisemitischer Vorfälle gering, sagte er der "Stuttgarter Zeitung". Juden seien in Deutschland "relativ sicher".
Dass die Zahl antisemitischer Vorfälle im Jahr 2014 gestiegen sei, hänge auch mit dem neu aufgeflammten Konflikt zwischen Israel und Palästina zusammen, interpretierte Schuster. "2009 waren es sogar mehr Taten als 2014", erklärte der 60-Jährige. Er betonte aber, dass er im Kampf gegen Antisemitismus "keinen echten Fortschritt" sehe. Es gebe immer einen bestimmten Bodensatz von Menschen, die Vorurteile gegen Juden hätten.
Kein Anlass für Auswanderung
Schuster relativierte seine kürzliche Warnung, in manchen Vierteln deutscher Städte besser keine Kippa zu tragen. Solche Vorsicht sei für Juden nur in "einzelnen kleinen Bereichen in ganz wenigen Städten" geboten, nämlich dort, "wo es sehr viele radikalisierte Muslime gibt". Insgesamt sehe er "überhaupt keinen Anlass", zur Auswanderung aus Deutschland aufzurufen, sagte Schuster.
Der Zentralratspräsident begrüßte die Proteste gegen die antiislamische Pegida-Bewegung als Hoffnungszeichen. Der Islam stehe bei Pegida "nur stellvertretend für gesellschaftliche Minderheiten, für das Fremde". Bei nächster Gelegenheit würden sich die Anhänger der Bewegung "auch gegen andere Minderheiten, also auch gegen Juden" wenden, warnte Schuster.