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Anschlag in Madgeburg: Sollten alle Weihnachtsmärkte schließen?


Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Wie soll es weitergehen?
Schließt alle deutschen Weihnachtsmärkte

  • David Schafbuch
Pro & KontraVon David Schafbuch, Mario Thieme

22.12.2024 - 10:33 UhrLesedauer: 1 Min.
Weihnachtsmärkte sind Tradition in der Vorweihnachtszeit.Vergrößern des Bildes
Weihnachtsmarkt im thüringischen Altenburg: Sollten nach dem Anschlag von Magdeburg weitere Weihnachtsmärkte in Deutschland schließen? (Quelle: IMAGO / Mario Jahn)
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Der Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt erschüttert Deutschland. Ob die übrigen Weihnachtsmärkte nun schließen sollten, sehen zwei t-online-Redakteure sehr unterschiedlich.

In vielen deutschen Städten ist der Weihnachtsmarkt fester Bestandteil der Vorweihnachtszeit. Der Anschlag in Magdeburg hat das vorweihnachtliche Treiben in eine Tragödie verwandelt. Mindestens fünf Tote und über 200 Verletzte forderte die Tat eines Mannes saudi-arabischer Herkunft, der mit einem Auto durch die Menschenmenge raste.

Die Saison der Weihnachtsmärkte ist nicht vorbei, vielerorts dauert sie noch bis zum 23. Dezember – teils auch länger. Bis dahin läuft das übliche Geschäft mit der Besinnlichkeit weiter. Ist es nun an der Zeit zu sagen: Macht für dieses Jahr Schluss mit dem Verkauf von Glühwein und Co.?

Pro
Mario ThiemeCommunity-Redakteur

Ja, wir alle sind in diesen Tagen Magdeburg

Die Trauer nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist in ganz Deutschland groß. Es ist bewegend, wie viele Menschen Blumen niedergelegt und Kerzen vor der Johanniskirche angezündet haben. Auch der kurzfristig organisierte Gedenkgottesdienst, an dem auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teilnahm, ist ein schönes Zeichen.

Dass der Magdeburger Weihnachtsmarkt dieses Jahr nicht mehr öffnet, ist selbstverständlich. Doch in allen anderen Städten geht das fröhliche Treiben weiter. Zwar ist es ehrenwert, dass etwa der Düsseldorfer eine Schweigeminute einlegt. Doch das reicht nicht aus. Die deutschen Weihnachtsmärkte sollten ihren Betrieb für das Jahr 2024 einstellen.

Die Vorstellung, dass Glühwein ausgeschenkt wird, die Buden Crêpes verkaufen und "O du fröhliche" aus den Lautsprechern erklingt, befremdet mich, wenn ich daran denke, dass erst am Freitag andernorts mehrere Menschen aus dem Leben gerissen und Hunderte verletzt wurden. Da die meisten Weihnachtsmärkte ohnehin vor Heiligabend schließen, wäre es angemessen, dies nun vorzuziehen. Denn wir alle sind in diesen Tagen Magdeburg. Und wahre Anteilnahme geht nicht bei einem geselligen Stößchen der Glühweingläser.

Kontra
David Schafbuch
David SchafbuchStellvertretender Ressortleiter Politik & Wirtschaft

Nein, dann würde Deutschland vor den Angreifern kapitulieren

Der Angreifer, der 2016 auf dem Berliner Breitscheidplatz 13 Menschen mit einem Sattelschlepper tötete und 67 weitere verletzte, war ein Islamist. Der Mann, der fast auf den Tag genau acht Jahre später mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt raste und 5 Menschen tötete und 200 weitere verletzte, war nach allem, was bisher bekannt ist, antimuslimisch und vor allem antideutsch eingestellt.

Oberflächlich betrachtet haben die beiden Angreifer also offenbar kaum etwas gemeinsam. Doch egal, wie solche Taten zunächst begründet sind, eint sie im Kern immer die gleiche Absicht: Jeder Anschlag soll unsere Gesellschaft verunsichern, entmutigen, ja, im Kern zerstören. Wer jetzt aus Furcht vorsorglich weitere Weihnachtsmärkte schließt, zeigt, dass die Strategie erfolgreich sein kann.

Sich nach einer solchen Katastrophe wie in Magdeburg nicht entmutigen zu lassen, ist selbstverständlich schwierig. Jeder Besucher eines Weihnachtsmarkts wird sich in diesem Winter genauer umsehen: Wo ist der nächste Polizist? Ist die nächstgelegene Straße ausreichend mit Betonpfeilern abgesichert? Verhalten sich andere Besucher auffällig? All diese Gedanken sind nachvollziehbar – und können selbstverständlich auch ein Grund sein, lieber zu Hause zu bleiben.

Doch sie sollten unsere Entscheider in der Politik und den Sicherheitsbehörden nicht dazu bewegen, gleich alle Buden zu schließen. Vielmehr ist noch genaueres Hinsehen gefragt: Alle Sicherheitskonzepte müssen umgehend überdacht und nachgebessert werden, wo auch immer nötig. Viele Orte deutschlandweit sind dem bereits nachgekommen.

Für die Politik gilt das, was nach jedem Anschlag dieser Art mantraartig von etlichen Sicherheitsexperten wiederholt wird: Polizei und Nachrichtendienste müssen mehr Handlungsmöglichkeiten erhalten, um auf solche Bedrohungen reagieren zu können. Das bedeutet aber nicht unbedingt immer höhere Poller und mehr Waffenverbotszonen. Vielmehr haben die deutschen Behörden noch immer im Vergleich zu unseren Partnerstaaten zu wenig Befugnisse in der digitalen Welt. Statt der Weihnachtsmärkte sollte endlich diese Sicherheitslücke geschlossen werden.

 
 
 
 
 
 
 

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