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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Diskussion über autofreie Sonntage "Tatbestand der Freiheitsberaubung"
Soll es autofreie (Sonn-)Tage geben, um Energie zu sparen und das Klima zu retten? Die t-online-Leser sind sich in dieser Frage uneins.
Angesichts der Energiekrise wird in vielen Lebensbereichen über Einsparmaßnahmen nachgedacht, so auch bei der Mobilität. Das Tempolimit ist schon in aller Munde, nun werden auch autofreie Tage vorgeschlagen.
Die t-online-Redakteure Markus Abrahamczyk und Christopher Clausen wägen in ihrem Pro & Kontra Argumente ab, die dafür beziehungsweise dagegen sprechen. Auch die t-online-Leser haben unterschiedliche Meinungen.
"Autofreie Tage plus Tempolimit, das wäre konsequent"
"Ich bin dafür", verkündet Ingo Gripp, der sich erschrocken darüber zeigt, dass heute viermal so viele Autos auf den Straßen unterwegs sind wie noch vor 50 Jahren. "Allein fürs Klima ist der Anstieg der Fahrzeuge schon erschreckend. Autofreie Tage plus Tempolimit, das wäre mal konsequent, findet der t-online-Leser.
"Wer in der Stadt wohnt, kann das nicht nachvollziehen"
"Ich wohne auf dem Land und habe schon unter der Woche Probleme, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit zu kommen; ich arbeite in Schichten", verrät Angelika Arentz.
"Das Wochenende ist für mich eine Möglichkeit der Erholung, Veranstaltungen in anderen Gemeinden oder Städten zu besuchen. Das soll an autofreien Sonntagen wegfallen? Wer in der Stadt wohnt, kann das nicht nachvollziehen", glaubt sie.
"Machbar, in der Stadt und auf dem Land"
Sylvia Gräber schreibt: "Auf angekündigte autofreie Tage können sich Arbeitgeber gut einstellen. Das ist dann eben so." Selbstverständlich ist für sie, dass es für bestimmte Berufsgruppen Ausnahmeregelungen braucht. "Viele, viele andere können aber sehr gut das Auto eine Weile stehen lassen. Sie planen einfach anders und gut ist."
Die t-online-Leserin hält autofreie Tage für machbar, "in der Stadt und auf dem Land. Die meisten Leute müssen nicht jeden Tag durch die Gegend düsen. Ich bin aufs Auto angewiesen, führe eine Fernbeziehung und sehe mich dennoch in der Lage, so zu planen, dass ich einige autofreie Tage gut überstehen kann."
Sylvia Gräber ist dafür, die Bewohnbarkeit des Planeten sicherzustellen. "Wahrscheinlich wird es nötig sein, ganz viele verschiedene Maßnahmen zu kombinieren, damit wir auch längerfristig gut leben können. So wie bisher geht es jedenfalls nicht weiter."
"Die Wunschvorstellung praxisferner Romantiker"
Hans-Joachim Tschiersky sieht das anders: "Ein autofreier Sonntag ist die Wunschvorstellung praxisferner Romantiker und eine sehr kurz gedachte, populistische Forderung. Für alle, die am Sonntag arbeiten müssen, ist es eine Zumutung. Und für Bewohner im ländlichen Umfeld ohne entsprechende Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist der Tatbestand der Freiheitsberaubung schon fast erfüllt.
Zudem wäre eine solche Maßnahme zwar symbolisch, aber aufgrund des geringen Einspareffekts letztlich ein Tropfen auf den heißen Stein." So wie auch viele andere Leser, die auf unseren Leseraufruf antworteten, hält Hans-Joachim Tschiersky ein Tempolimit für effektiver und sinnvoller. "Damit bliebe zumindest die Mobilität für alle erhalten."
"Leider ist Deutschland Autoland"
"Unser bestehendes Verkehrssystem ist überholt, steht an vielen Stellen kurz vor dem Kollaps und braucht neue Denkweisen", meint Marcus Utermann, der autofreie Tage befürwortet. "Leider ist Deutschland Autoland. Wir kleben zu sehr am Althergebrachten, als über Alternativen überhaupt nachzudenken oder sie in Erwägung zu ziehen."
"Massiver Einschnitt in meine Bewegungsfreiheit"
Karin ärgert sich über Forderungen nach autofreien Tagen: "Ich empfinde es – als ganztägig Berufstätige – als massiven Einschnitt in meine Bewegungsfreiheit, wenn alle Kfz sonntags nicht fahren dürfen. Es ist eigentlich sogar eine Frechheit, dies in Erwägung zu ziehen. Denn auf die Bahn ist ja wenig Verlass, um sich ein wohlverdientes Wochenende gut zu gestalten. Dieses möchte ich nicht immer nur in meinem Garten verbingen oder mit dem Fahrrad in die erfahrbare Umgebung ausdehnen."
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