"Streckenweise mehr Monarchin" "Economist" zieht nüchternes Fazit zu Merkels Amtszeit
Das Ende der 16-jährigen Amtszeit von Angela Merkel beschäftigt auch das Ausland: Der britische "Economist" zieht ein zwiespältiges Resümee – auf die kommende Regierung könnte viel Arbeit zukommen.
Wie werden Historiker in Zukunft auf die 16 Jahre von Angela Merkel als Bundeskanzlerin blicken? Das britische Magazin "Economist" hat bereits jetzt einen Sonderbericht zu Merkels Kanzlerjahren veröffentlicht – und kommt zu einem gemischten Ergebnis.
Auf der einen Seite wird Merkel ein Land "verlassen, das mit sich selbst zufriedener ist als jemals zuvor seit der Gründung der Republik im Jahr 1949". Auch habe Merkel außenpolitisch hohe Verdienste geleistet: "Frau Merkel war die unverzichtbare Führungspersönlichkeit in Europa. [...] Ihre Abwesenheit wird eine klaffende Lücke im Herzen der EU hinterlassen, die weder von Emmanuel Macron noch von Mario Draghi gefüllt werden kann."
Viele Baustellen offen
Doch viel mehr Positives kann das Magazin offenbar nicht entdecken. Der Hauptvorwurf: Merkel habe es nicht geschafft, das Land zu modernisieren und zukunftsfähig zu machen: "Wer auch immer die Nachfolge des derzeitigen Bundeskanzlers antritt, wird eine Menge zu tun haben." Als Beispiele nennt das Magazin etwa die marode Infrastruktur, der schleppende Umbau der Autoindustrie oder ein fehlendes Rentenkonzept für kommende Generationen.
"Sie war streckenweise mehr Monarchin als Kanzlerin", urteilt das Magazin über ihre Amtszeit. Die größte Herausforderung werde es in Zukunft sein, die Selbstzufriedenheit zu überwinden, "für die Frau Merkel sicherlich in Erinnerung bleiben wird".
- Economist: "After Merkel" (englisch)