Nach umstrittenen Kampagnen Ströer will keine parteipolitische Werbung mehr zeigen
Mehrere politische Werbekampagnen haben bundesweit für Wirbel gesorgt. In der Folge wurden auch Mitarbeiter des Konzerns Ströer, auf dessen Flächen einige Motive gezeigt wurden, bedroht und Firmeneigentum zerstört. Nun reagiert das Unternehmen.
Wenige Tage vor der Bundestagswahl hat der Konzern Ströer, zu dem auch das Nachrichtenportal t-online gehört, entschieden, keine parteipolitische Außenwerbung mehr zu zeigen. In einer Mitteilung berichtet das Unternehmen von persönlichen Anfeindungen und Drohungen in Richtung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von Boykottaufrufen und Sachbeschädigungen von Firmeneigentum – "aus verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Meinungsrichtungen".
Ströer hat nach eigenen Angaben bislang zahlreiche Außenwerbekampagnen des gesamten politischen Spektrums zum Aushang gebracht. "Dazu zählten auch Kampagnen, die sowohl deutlich links als auch deutlich rechts der politischen und gesellschaftlichen Mitte anzusiedeln sind", betont der Konzern. Beispiele seien zuletzt Kampagnen wie "bundestag-nazifrei.de" und "#GruenerMist" gewesen. Auf Grund der Verpflichtung zu Neutralität seien alle rechtlich zulässigen Motive auch ausgehängt worden.
"#GruenerMist"-Kampagne sorgte für Debatte
Vor allem die Kampagne "#GruenerMist" hatte zuletzt für Diskussionen gesorgt. In verschiedenen Großstädten Deutschlands waren große Plakate zu sehen, auf denen unter dem Motto "#GrünerMist 2021" Stimmung gegen die Grünen gemacht wurde. Optisch aufgemacht waren sie wie Grünen-Plakate, allerdings ließen die Sonnenblumen darauf die Köpfe hängen und es standen Wörter wie "Wohlstandsvernichtung", "Klimasozialismus" oder "Ökoterror" darauf.
SPD und CDU stellten sich an die Seite der Grünen und verurteilten die Schmäh-Plakate gegen die Partei. Finanziert wurde die Außenwerbung von Unterstützern der AfD. Mehr dazu lesen Sie hier und hier.
Wie Ströer in der Mitteilung berichtet, liegt derzeit eine Anfrage eines Rechercheverbunds vor. Der Konzern schreibt: "Aus den Fragen ergibt sich die eindeutige Zielrichtung, das Unternehmen Ströer und/oder einzelne Mitarbeiter willkürlich und unzutreffend politisch in die Nähe der AfD zu drängen." Aus Sicht des Unternehmens sei nach den öffentlichen Anfeindungen, Aufrufen zur Gewalt gegen das Unternehmen und seine Mitarbeiter und gezielten Diffamierungen aus verschiedenen politischen Richtungen "die Grenze des Hinnehmbaren endgültig überschritten".
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Konzern fordert Runden Tisch mit Parteien
Ströer könne auf dieser Basis seinen Beitrag zur politischen Meinungsbildung nicht mehr gewährleisten und ziehe sich vollständig aus der parteipolitischen Werbekommunikation zurück, um Schaden vom Unternehmen und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern abzuwenden, heißt es weiter. Aufträge zu parteipolitischer Werbung jeglichen politischen Spektrums würden abgelehnt.
Voraussetzung für die Fortführung der Verbreitung parteipolitischer Werbung durch Ströer sei in Zukunft ein politischer Konsens, der bei einem Runden Tisch mit den politischen Parteien des Deutschen Bundestages erzielt werden soll. Sollte es wider Erwarten nicht zu einem gemeinsamen Verständnis in Bezug auf die Plakatierung parteipolitischer Werbung kommen, werde Ströer grundsätzlich keine parteipolitische Werbung mehr ausbringen.
Transparenzhinweis: t-online gehört zur Ströer Gruppe, die auch Hunderttausende Plakatwände und andere Werbeträger im öffentlichen Raum betreibt.