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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Olaf Scholz ist der Richtige" Exklusivrecherche: Klingbeil reagiert ausweichend
Laut Informationen von t-online und "Tagesspiegel" hat SPD-Chef Klingbeil Kanzler Olaf Scholz empfohlen, nicht erneut als Kanzlerkandidat anzutreten. Nun reagiert Klingbeil auf die Recherchen – bleibt aber persönliche Antworten schuldig.
Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil hat Bundeskanzler Olaf Scholz nach gemeinsamen Recherchen von t-online und "Tagesspiegel" wiederholt nahegelegt, auf eine erneute Kanzlerkandidatur zu verzichten. Nach übereinstimmenden Angaben mehrerer Quellen wurde Klingbeil deshalb mindestens zweimal bei Scholz vorstellig. Er trug damit den Bedenken der engeren SPD-Führung Rechnung, die intern für eine Kandidatur von Verteidigungsminister Boris Pistorius plädierten. Die ganze Recherche lesen Sie hier.
Klingbeil war am Dienstag für ein Telefonat auf Anfrage nicht zu erreichen. Eine Sprecherin der SPD verwies auf Termingründe. Später ließ sie ausrichten: "Ich dementiere die Meldung. Die Darstellung ist falsch."
Am Mittwoch haben t-online und "Tagesspiegel" einen detaillierten Fragenkatalog an Klingbeil nachgereicht, der von einer Sprecherin der SPD beantwortet wurde. Wir dokumentieren die Fragen und Antworten im Folgenden. t-online und "Tagesspiegel" bleiben bei ihrer Darstellung. Lars Klingbeil sagte im Hinblick auf die Recherche lediglich: "Olaf Scholz ist der Richtige. Gerade in diesen Zeiten braucht es jemanden mit Erfahrung im Kanzleramt."
1. Nach unseren Informationen haben Sie Kanzler Olaf Scholz mehrfach nahegelegt, auf eine Kanzlerkandidatur für die vorgezogene Bundestagswahl zu verzichten. Wollen Sie das dementieren?
Ja. Ein solches Gespräch hat nie stattgefunden.
2. Sie haben mehrfach mit Kanzler Olaf Scholz über die Kandidatenfrage beraten. Wann und wo fanden diese Treffen statt und worum ging es dabei genau?
Interne Gespräche und Termine sind und bleiben grundsätzlich vertraulich.
3. Trifft es zu, dass in der SPD-Spitze und/oder bei Ihnen selbst im November 2024 Zweifel an einem Wahlsieg mit einem Kanzlerkandidaten Olaf Scholz aufkamen?
Nein.
4. Wussten Sie vorab über die gemeinsame Stellungnahme der NRW-Landesgruppenvorsitzenden Wiese und Esdar Bescheid, die indirekt eine Kandidatur von Pistorius empfahlen?
Nein.
5. Haben Sie über die Frage einer möglichen Kanzlerkandidatur von Boris Pistorius mit diesem gesprochen – und wenn ja, wann?
Interne Gespräche und Termine sind und bleiben grundsätzlich vertraulich.
6. Am 17.11. ist der Geschäftsführende Vorstand der SPD-Fraktion bei einer Schalte zu der Überzeugung gelangt, dass jemand Scholz klarmachen müsse, den Weg frei für einen Kanzlerkandidaten Boris Pistorius zu machen. Im Anschluss trafen Sie sich mit Fraktionschef Rolf Mützenich und SPD-Generalsekretär Matthias Miersch. Trifft dies zu und wenn ja, worüber haben Sie gesprochen?
Diese Darstellung ist falsch. Siehe außerdem Antwort zwei und fünf.
- Anfrage an die SPD