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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Das haben CDU, SPD und FDP vor Wer nach den Steuerplänen mehr Geld hätte – wer nicht
Der Bund der Steuerzahler hat die Steuerpläne von CDU, SPD und FDP analysiert. Dabei ergeben sich für Musterhaushalte teils starke finanzielle Entlastungen.
Wirtschaft, Außenpolitik, Ideen für die Rente: Wer sich fragt, wen er am 23. Februar wählen soll, kann sich in vielerlei Hinsicht ein sehr unterschiedliches Bild von den Plänen der Parteien machen. Zentral dürfte für viele Menschen aber sein: Wie sehr profitiere ich finanziell von den Versprechen im Wahlkampf – welche Partei würde mein Geldbeutel wählen?
Dieser Frage ist jetzt der Bund der Steuerzahler nachgegangen. Für eine aktuelle Berechnung, die t-online exklusiv vorliegt, haben die Experten die Steuerpläne von CDU/CSU, SPD und FDP miteinander verglichen und für einzelne Musterhaushalte konkrete Entlastungen kalkuliert, die sich aus den Versprechen ergeben. Die Steuervorhaben der Grünen sowie von AfD und BSW hat der Steuerzahlerbund nicht einbezogen, weil sie bislang zu unkonkret sind.
Eingeflossen in die Rechnung sind demnach der Einkommensteuertarif, den die drei Parteien planen, Anpassungen bei den Sozialbeiträgen sowie beim Solidaritätszuschlag. Diese vergleicht der Steuerzahlerbund mit dem aktuellen Steuertarif fürs laufende Jahr 2025 (inklusive neuer Soli-Bemessungsgrenze), wobei für Arbeitnehmer im Vergleich zu 2024 ein Plus von 0,4 Prozentpunkten beim Krankenkassenbeitrag angenommen wird sowie ein Plus von 0,1 Prozentpunkten für die Pflegeversicherung.
t-online fasst die Ergebnisse je Partei für die verschiedenen Musterhaushalte und beispielhaften Einkommen zusammen.
CDU/CSU: Ähnlich hohe Entlastungen für alle Haushalte
Die Union plant eine umfassende Steuerreform in mehreren Stufen. Neben Steuersenkungen umfasst diese auch eine komplette Abschaffung des Solidaritätszuschlages, den heute noch die obersten 10 Prozent der Einkommensbezieher zahlen.
Das Steuerkonzept der Unionsparteien sieht insgesamt recht gleichmäßige Entlastungen für die vom Steuerzahlerbund angelegten Musterhaushalte und Einkommensgruppen vor. Prozentual würde das Netto jeweils zwischen knapp 10 Prozent (für Gutverdiener) und rund 14 Prozent (für Menschen mit geringen und mittleren Einkommen) steigen. Mehr zahlen müsste den Berechnungen zufolge kein Haushalt.
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Am stärksten profitieren demnach ein Doppelverdiener-Paar mit zwei Kindern und einem gemeinsamen Jahresbruttoeinkommen in Höhe von 78.000 Euro, bei dem der eine Partner 30.000 Euro zum Haushaltseinkommen beiträgt und der andere 48.000 Euro. Eine solche Familie würde im Jahr 1.236 Euro mehr in der Tasche haben, was einem Plus von 14,1 Prozent gegenüber dem aktuell geltenden Steuertarif entspricht.
Lediglich 10,3 Prozent mehr hätte dieselbe Familienkonstellation, würde der eine Partner 48.000 Euro und der andere 108.000 Euro verdienen. Bei einem solchen Gesamtbrutto von 156.000 Euro käme eine Summe von 3.204 Euro durch die Steuerpläne der Union zustande.
SPD: Geringverdiener profitieren, hohe Einkommen schrumpfen
Auch die Sozialdemokraten wollen am Steuertarif schrauben, allerdings auf andere Weise als die Konservativen. Nicht rütteln will die SPD derweil am aktuellen Solidaritätszuschlag.
Bei den Steuerplänen der SPD fällt auf: Einzelne Gruppen profitieren besonders stark, andere würden derweil sogar weniger Netto vom Brutto haben als bislang. Ein kinderloser Single, der 120.000 Euro brutto im Jahr verdient, würde etwa über 427 Euro weniger verfügen als momentan. Das entspricht einem Minus von 1,3 Prozent.
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Noch stärker betroffen wären dem Steuerzahlerbund zufolge eine kinderlose Unternehmerin, deren Jahresgewinn bei 150.000 Euro liegt. Sie hätte am Ende des Jahres 963 Euro weniger als jetzt, ein Minus von 2,3 Prozent.
Umgekehrt profitierten Menschen mit niedrigeren Einkommen überproportional stark von den SPD-Plänen. Eine vierköpfige Familie, bei der nur ein Partner arbeitet und 48.000 Euro verdient, würde 694 Euro mehr im Jahr haben. Das sind 26,0 Prozent mehr als im aktuellen Steuer- und Sozialabgabentarif. Alleinstehende ohne Kinder, die nur 24.000 Euro im Jahr verdienen, hätten sogar 29,5 Prozent mehr in der Tasche (336 Euro).
FDP: Höchste Entlastungen – für Gering- und für Gutverdiener
Die Liberalen haben traditionell die weitgehendsten Steuersenkungspläne – und das Wahlprogramm zur Neuwahl des Bundestags in diesem Jahr macht keine Ausnahme. Die FDP will den steuerfreien Grundbetrag um 1.000 Euro anheben, wovon prozentual kleinere Einkommen stärker profitieren als höhere. Zudem soll der Spitzensteuersatz erst ab einem Einkommen von 96.000 Euro greifen. Den Soli wollen die Liberalen wie auch die Union gänzlich abschaffen.
Das Ergebnis der Steuerzahlerbund-Berechnungen: Alle der angenommenen Musterhaushalte dürften bei einer Eins-zu-eins-Umsetzung der Pläne mit teils sehr hohen Entlastungen jenseits von 30 Prozent rechnen.
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Entgegen der Erzählung von Parteien aus dem linken Spektrum wäre das Netto-Plus auch bei den Liberalen für Einkommen am unteren Ende der Skala am höchsten. Der kinderlose Single mit einem Jahresbrutto von 24.000 Euro etwa würde mit einem Plus von 36,8 Prozent (419 Euro) am stärksten profitieren.
Auch Alleinerziehende mit einem Kind und Alleinverdiener-Paare mit zwei Kindern hätten nach den FDP-Plänen deutlich mehr Geld zur Verfügung als es etwa die Pläne der SPD vorsehen, nämlich 35,3 Prozent (895 Euro) beziehungsweise 36,5 Prozent (976 Euro). Ebenfalls käme ein alleinstehender Rentner gut weg, der seit 2022 Rente bezieht: Er hätte bei einer durchschnittlichen Jahresrente von 30.000 Euro insgesamt 808 Euro mehr (plus 35,6 Prozent).
Zugleich profitieren von den liberalen Vorhaben auch Gutverdiener stark. In absoluten Summen ist das Plus etwa für das Doppelverdiener-Paar mit einem Jahresbrutto von 156.000 Euro sehr hoch: Die vierköpfige Familie hätte pro Jahr 7.804 Euro mehr, rechnet der Steuerzahlerbund vor (plus 25,2 Prozent). Und auch das Unternehmerpaar mit zwei Kindern und einem Jahresgewinn von insgesamt 150.000 Euro würde 27 Prozent mehr Geld haben, nämlich 6.890 Euro.
Der Präsident des Steuerzahlerbundes, Reiner Holznagel, sagt zu den errechneten Summen: "Es zeigt sich ganz deutlich, dass die Parteien beim Einkommensteuertarif unterschiedlich ambitioniert sind. Als Bund der Steuerzahler ist uns wichtig, dass vor allem die Mittelschicht spürbar und substanziell entlastet wird!"
- Berechnungen des Bundes der Steuerzahler