Elon Musks Skandalakte Er kann es nicht lassen
Elon Musk stellt gerne steile Thesen auf – ob zu Merkel, Corona-Maßnahmen oder dem Ukraine-Krieg. Auch mit dem Gesetz ist er einige Male aneinandergeraten. t-online gibt einen Überblick.
Nicht erst seit er die Plattform X gekauft hat, aber seitdem umso mehr: Elon Musk äußert sich gerne zu globalen Themen und polarisiert dabei immer wieder mit unbelegten, steilen Thesen, Beleidigungen und Lügen.
Mit der Ankündigung des designierten US-Präsidenten Donald Trump, Musk zum Co-Leiter der Effizienz-Behörde DOGE zu machen, bekommen diese Aussagen noch mehr Aufmerksamkeit und könnten zudem politisch relevant werden. Immerhin gelten Trump und Musk auch privat als Freunde, Trump soll Musks Einordnungen schätzen. Mehr dazu lesen Sie hier.
t-online gibt einen Überblick über die umstrittensten Äußerungen und Skandale.
Merkel
Eine Interviewaussage der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel wollte Musk wohl nicht auf sich sitzen lassen. Im "Spiegel" hatte Merkel den künftigen Einfluss von Musk in der US-Regierung kritisiert und sagte: "Wenn ein Mensch wie er Eigentümer von 60 Prozent aller Satelliten ist, die im Weltraum kreisen, dann muss uns das zusätzlich zu den politischen Fragen enorm beschäftigen." Musk betreibt über sein Raumfahrtunternehmen SpaceX das Satellitennetzwerk Starlink, das unter anderem in der Ukraine zur Abwehr russischer Angriffe genutzt wird.
Auf der Plattform X reagierte Elon Musk auf Merkels Aussage mit einem provokanten Kommentar: "Who is this Angela Merkin person?" ("Wer ist diese Angela-Merkin-Person?") Der Schreibfehler "Merkin" statt Merkel ist absichtlich gewählt – das Wort bezeichnet im Englischen ein Schamhaar-Toupet. Mehr dazu lesen Sie hier.
Scholz
Auch zum Aus der Ampelkoalition konnte sich Musk einen Kommentar offenbar nicht verkneifen und bezeichnete Bundeskanzler Olaf Scholz als "Narr".
Am Sonntag griff Musk zudem eine britische Petition auf, die eine Neuwahl des Parlaments fordert. Er schrieb dazu, die Menschen hätten "genug von einem tyrannischen Polizeistaat".
Ukraine
Musks Position zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ist hingegen weniger eindeutig. Zu Kriegsbeginn ließ sich Musk noch dafür feiern, dass er die Ukraine mit Internetzugang über seine Starlink-Satelliten unterstützte. (Mehr dazu lesen Sie hier.) Auch Selenskyj bedankte sich damals persönlich bei ihm. Mittlerweile existiert dazu ein Vertrag zwischen SpaceX und dem US-Verteidigungsministerium.
Dann kam vor zwei Jahren die scheinbare Wende. Mit einem Plan für "Frieden" zog er den Ärger der ukrainischen Regierung auf sich. Denn in einem Post auf X (damals noch Twitter) ließ er seine Follower über den Plan abstimmen, der unter anderem neue Referenden in den von Russland widerrechtlich annektierten Gebieten in der Ukraine unter UN-Aufsicht vorschlug.
Laut Musks Biografie soll er einen ukrainischen Angriff auf die russische Schwarzmeerflotte auf der von Russland besetzten Halbinsel Krim verhindert haben. Musk habe die Anfrage der Ukraine, Starlink in diesem Gebiet zu aktivieren, mit der Sorge vor einer möglichen nuklearen Eskalation abgelehnt. Einem Bericht des "Wall Street Journals" zufolge soll Musk zudem in den vergangenen Jahren mehrmals Kontakt zu Russlands Präsident Wladimir Putin gehabt haben.
Kampfjets
Elon Musk hält den Bau moderner Kampfflugzeuge für sinnlos. "Bemannte Kampfflugzeuge sind im Zeitalter der Drohnen ohnehin überflüssig. Dadurch werden nur Piloten getötet", schrieb er am Montag in seinem Onlinedienst X.
Besonders kritisierte Musk den vom US-Rüstungskonzern Lockheed Martin hergestellten F-35-Kampfjet, der 2015 in den Dienst gestellt wurde. "Derweil bauen einige Idioten immer noch bemannte Kampfjets wie die F-35", schrieb er zu einem Video, das Hunderte Drohnen in Formation am Himmel zeigen.
Experten hingegen widersprechen. Für den Experten Mauro Gilli von der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich etwa "ist das, was die F-35 … teuer macht, die Software und die Elektronik, nicht der Pilot an sich". Dies sei bedeutsam, "weil eine wiederverwendbare Drohne die gesamte aufwendige Elektronik einer F-35 haben müsste", schrieb er auf X.
Gilli wies auch darauf hin, dass das F-35-Kampfflugzeug und der strategische Langstreckenbomber B-1 die mit den USA rivalisierenden Staaten dazu gezwungen hätten, ihre eigenen Flugzeuge und fortschrittliche Radarsysteme zu entwickeln, um mitzuhalten. Russland und China seien deshalb zu bestimmten strategischen Entscheidungen gezwungen, die zudem zu hohen Kosten führten. Ohne diese Kampfflugzeuge wäre dies nicht der Fall. Mehr dazu lesen Sie hier.
Corona
Zu Beginn der Corona-Pandemie machte sich Elon Musk über all jene lustig, die wegen des Virus besorgt waren und nannte sie "dumm". Im März 2020 ließ er sich zu der Einschätzung hinreißen, dass es im folgenden Monat "nahezu keine neuen Corona-Fälle" in den USA geben werde. Monate später riet er dann von der Zweitimpfung ab und behauptete, dass sie nur für alte und immungeschwächte Menschen sinnvoll sei.
Rettungsaktion in Thailand
Im Juni 2018 kam es in Thailand zu einem Höhlenunglück, bei dem zwölf Mitglieder einer Fußballmannschaft zwischen 11 und 16 Jahren zusammen mit ihrem Trainer durch eine Überflutung in der Tham-Luang-Höhle eingeschlossen wurden. Musk bot ein kleines U-Boot an, um damit die Jungs zu befreien.
Der Profitaucher Vern Unsworth, der die Unglücksstelle kartografierte, hielt von dem Vorschlag wenig, das U-Boot sei für die Höhle zu unflexibel, würde es kaum 50 Meter hinein schaffen. Musks Angebot sei nichts weiter als ein PR-Stunt. Daraufhin teilte Musk auf damals noch Twitter aus: Er habe Unsworth nie in der Nähe der Höhle gesehen und schob hinterher: "Sorry pedo guy, you really did ask for it." Zu Deutsch bezeichnete er den Taucher also ohne weitere Erklärung als Pädophilen.
Und er ging sogar noch einen Schritt weiter: Für 50.000 US-Dollar heuerte er einen Privatermittler an, um belastendes Material über den Taucher zu finden. Diese Ermittlungen führten zu nichts, die Tweets löschte Musk wenig später. Die Jugendlichen wurden letztlich komplett ohne Musks Hilfe in Sicherheit gebracht.
Gewerkschaften
Auf das Thema Mitarbeitervertretung oder gar Gewerkschaften ist Musk bekanntermaßen nicht gut zu sprechen. Auf Twitter drohte er unter anderem damit, dass Mitarbeiter, die versuchen würden, eine Gewerkschaft zu gründen, in der Folge ihre Aktienoptionen verlieren würden.
Das ging der amerikanischen Arbeitnehmerschutzbehörde National Labor Relations Board NLRB zu weit. Sie ordnete die Löschung des Tweets an. Darüber hinaus stufte sie die Entlassung eines Mitarbeiters, der sich für die Gründung einer Gewerkschaft eingesetzt hatte, als illegal ein.
Und auch abseits von Gewerkschaftsdiskussionen gibt es eine ganze Reihe an Vorwürfen von (Ex-)Mitarbeitern, die die Arbeitsbedingungen bei Tesla anprangern. So wurde Tesla zur Zahlung von fast 137 Millionen US-Dollar an einen früheren Mitarbeiter verurteilt, der von seinen Kollegen wiederholt rassistisch beleidigt worden war.
- Eigene Recherche
- vanityfair.com: "A reminder of just some of the terrible things Elon Musk has said and done"
- buzzfeednews.com: "Elon Musk Paid A Private Investigator $50,000 To Dig Up Dirt On A British Cave Rescuer He Called A 'Pedo Guy'"
- nytimes.com: "Jury orders Tesla to pay $137 million to a former worker over racist treatment" (kostenpflichtig)
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und AFP
- X-Account @elonmusk