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USA | Elon Musk unterstützt Donald Trump: Was er dafür bekommt


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Elon Musk nach der Wahl
Jetzt hat er seinen Rachefeldzug


Aktualisiert am 13.11.2024Lesedauer: 5 Min.
USA-ELECTION/TRUMPVergrößern des Bildes
Elon Musk: Der Milliardär könnte Teil der US-Regierung werden. (Quelle: Carlos Barria)

Kein Prominenter hat Donald Trump wohl so stark unterstützt wie der Tech-Unternehmer Elon Musk. Dahinter steckt Kalkül.

David Schafbuch berichtet aus Washington

Wer verfolgt, was Elon Musk auf X tut, braucht eine Menge Ausdauer: Der Mann, der 2022 die Social-Media-Plattform, die vorher Twitter hieß, für umgerechnet 41 Milliarden Euro erwarb, veröffentlicht ständig neue Kurznachrichten. Thematisch vielfältig sind seine Posts dagegen nicht. Es geht meistens darum, wie seine verschiedenen Unternehmen noch erfolgreicher werden. Seinen Nutzerzuwachs bei X kommentiert er dabei häufig noch mit Hinweisen, dass die traditionellen Medien aus seiner Sicht immer überflüssiger werden.

Doch dominiert wird Musks Nachrichtenfeuer schon länger von Donald Trump: Musk ist zu einem elementaren Bestandteil der rechten Filterblase des gerade gewählten US-Präsidenten geworden. Darin ist die liberale Welt das Böse und wird mit Kritik, Halbwahrheiten, Beleidigungen und Lügen überzogen.

Vermutlich gibt es keinen anderen Prominenten, der den gewählten US-Präsidenten in den vergangenen Monaten so stark unterstützt hat wie der reichste Mann der Welt. Der 53-Jährige scheint in Trump das perfekte Vehikel zu sehen, um nicht nur seine wirtschaftlichen, sondern auch seine persönlichen Ziele und Überzeugungen zu verwirklichen.

Bruch mit Tochter

Dabei stand Musk den Trump-Republikanern lange skeptisch gegenüber. Noch 2018 bezeichnete er sich als moderat, als jemand, der keiner Partei nahestehe. Später schrieb Musk auf X, dass er bis vor wenigen Jahren ausschließlich für die Demokraten gestimmt habe, so auch 2020, als er seine Stimme Joe Biden gab. Noch 2022 sagte Musk, er halte Donald Trump für zu alt, um erneut Präsident der USA zu werden.

Irgendwann zwischen damals und heute änderte Musk jedoch seine Meinung. Dafür gab es wohl mehrere Gründe: Wie viele große Tech-Unternehmer ist Musk Anhänger einer libertären Wirtschaftspolitik. Im Staat und seinen Regulierungen sieht er einen unnötigen Hemmschuh für Fortschritt und damit auch für seine eigenen Projekte. Zudem soll sich Musk über verschiedene Entscheidungen der Biden-Regierung geärgert haben: Zu einem E-Autogipfel im Weißen Haus wurde der Tesla-Chef etwa 2021 nicht eingeladen. Die Biden-Regierung war offenbar nicht damit einverstanden, dass die Tesla-Mitarbeiter sich im Gegensatz zu anderen Autobauern nicht gewerkschaftlich organisieren können.

Zusätzlich brach 2022 seine transgeschlechtliche Tochter Vivian Jenna Wilson, die aus Musks Beziehung mit der Schriftstellerin Justine Musk stammt, den Kontakt zu ihm ab. Wilson warf Musk öffentlich vor, ein schlechter Vater zu sein. Er weigert sich, ihr Frausein anzuerkennen und sagt, dass der "Woke-Virus" seinen Sohn getötet habe. Nach dem Wahlsieg von Trump hatte Wilson angekündigt, sie wolle die USA verlassen.

Empfehlung nach gescheitertem Attentat

Eine libertäre Haltung in wirtschaftlichen Fragen und eine Abneigung gegen Transpersonen findet sich auch in Trumps Politik: Harsche Kritik am Staat und seinen Gesetzen gehört zu Trumps Standardprogramm bei jeder Wahlkampfrede. Außerdem kündigte er an, jegliche staatliche Unterstützung für Geschlechtsangleichungen stoppen zu wollen.

Offen für Trump sprach sich Musk allerdings erst im Sommer aus, nachdem Trump bei einem versuchten Attentat im Ort Butler in Pennsylvania von einer Kugel am Ohr getroffen worden war. Als Trump wenig später erneut in Butler auftrat, stand Musk jubelnd an seiner Seite auf der Bühne. Die Bilder gingen um die Welt.

Seine Unterstützung für Trump ging danach noch deutlich weiter: Anders als die Kampagne von Kamala Harris war der Wahlkampf von Trump viel mehr auf die digitale Welt ausgerichtet. Während Freiwillige für die Harris-Kampagne an unzähligen Türen in den Swing States klopften, um für die Vizepräsidentin zu werben, tingelte Trump durch Podcasts und Videoformate zahlreicher einflussreicher rechter Meinungsmacher.

Essenziell war dabei auch Musks Plattform X: Dort verbreitete der Besitzer zahlreiche Lügen der Trump-Kampagne. Der X-Algorithmus griff die Nachrichten seines Besitzers bereitwillig auf. Die Lüge von haitianischen Einwanderern etwa, die in der Kleinstadt Springfield in Ohio Hunde und Katzen essen würden. Oder dass die demokratische Regierung massenhaft illegale Einwanderer in die USA hole, damit diese für sie bei der Präsidentschaftswahl stimmen.

Dem "Center for Countering Digital Hate" zufolge wurde letztere Lüge bereits bis Anfang August mehr als 747 Millionen Mal auf der Plattform angesehen. Insgesamt wurden Musks falsche Behauptungen zur Präsidentschaftswahl bis zu diesem Zeitpunkt 1,2 Milliarden Mal ausgespielt.

Multiplikator X

Musk spekulierte auch nach dem zweiten versuchten Attentat auf Trump mehrfach darüber, warum es bisher keine Mordversuche auf Kamala Harris gegeben habe. Im Juli teilte er ein mit Künstlicher Intelligenz manipuliertes Video, in dem Harris ihre eigenen Verfehlungen als Vizepräsidentin auflistete: Die manipulierte Harris-Stimme sprach auch davon, wer sie kritisiere, sei gleichzeitig ein Sexist und Rassist. Damit hatte Musk gegen die eigenen Richtlinien seiner Plattform verstoßen. Abrufbar ist das Video noch heute.

Geldgeschenke in Millionenhöhe

Anfang August trafen sich Trump und Musk dann zu einem rund zweistündigen Gespräch, das live auf X übertragen wurde: Musk fungierte dabei größtenteils als Stichwortgeber, der jede Aussage und Lüge des 78-Jährigen bejahte.

Musks Unterstützung für Trump endete damit allerdings nicht: Insgesamt soll der Tech-Unternehmer mehr als umgerechnet 112 Millionen Euro für Trumps Kampagne gespendet haben. Zum Ende des Wahlkampfs erregte Musk erneut Aufsehen, als er pro Tag eine Million Dollar an potenzielle Trump-Wähler in den Swing States verschenkte.

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Jetzt, da Trump das Rennen um das Weiße Haus für sich entschieden hat, wird sich die politische Beziehung zu Musk weiter vertiefen: Bereits seit geraumer Zeit wurde darüber spekuliert, ob der Unternehmer die Regierung beim Abbau von Bürokratie und Finanzen beraten wird. Nun gab Trump offiziell bekannt, dass Musk gemeinsam mit dem ehemaligen republikanischen Präsidentschaftskandidaten Vivek Ramaswamy ein neu geschaffenes Gremium für Regierungseffizienz (DODGE) leiten soll. Lesen Sie hier mehr zu der Ernennung.

Musk sprach bereits davon, er könnte sich vorstellen, zwei Billionen Dollar aus dem US-Bundeshaushalt zu kürzen. So mancher erwartet gar, dass er so wie einst bei Twitter aufräumt: Nachdem er die Plattform gekauft hatte, entließ er 80 Prozent der gesamten Belegschaft.

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Mehr Beinfreiheit für Unternehmen?

Dabei bedeutet jegliche Beteiligung an der Trump-Regierung für Musk einen Interessenkonflikt: Zu den größten Kunden seiner Raumfahrt-Firma Space X gehören etwa die Nasa und das US-Verteidigungsministerium. Musks Satellitensystem Starlink ist für die Kommunikation ukrainischer Soldaten von enormer Bedeutung. Zudem laufen gegen Musks Firmen etliche Ermittlungsverfahren, etwa wegen der autonom fahrenden Autos von Tesla.

Trumps Team scheint das aber wenig zu stören: In der aktuellen Übergangsphase hat es bisher verschiedene Vereinbarungen mit der US-Verwaltung nicht unterzeichnet, die etwa solche Interessenkonflikte regeln sollen. Solche Regelungen werden für gewöhnlich bereits vor Ende des Wahlsiegs von beiden Kampagnenteams unterzeichnet. Das Trump-Lager ließ dabei allerdings schon mehrere Fristen verstreichen. "New York Times" berichtete zuletzt, dass Musk Trump darum gebeten habe, mehreren Space X-Mitarbeitern hochrangige Regierungsjobs zu vermitteln.

Wie sehr Musk von Trump profitiert, zeigt sich auch hieran: Erstmals seit zwei Jahren war nach Trumps Wahlsieg der Aktienkurs von Tesla wieder auf über eine Billion Dollar gestiegen. Zudem wird erwartet, dass Trump Steuern vor allem für Spitzenverdiener wie Musk senkt. Weitere Regierungsaufträge dürften dem 53-Jährigen ebenfalls sicher sein.

Doch Musks Rolle könnte darüber noch hinausgehen: Kurz nach Trumps Wahlsieg telefonierte Musk bereits mit der rechtspopulistischen italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Am Mittwoch war er anwesend, als Trump mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefonierte. Der Nachrichtensender CNN berichtet, dass Musk seit dem Sieg Trumps in dessen Anwesen Mar-a-Lago ein und aus gehe. Er soll dort auch über Personalien für das neue Kabinett mitentscheiden. Musk, so scheint es, ist schon jetzt mehr als nur ein Berater.

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