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Trump attackiert Harris: "Sie ist so schlecht, es ist wirklich lächerlich"


Hitzige Redeschlacht in den USA
"Sie ist so schlecht, es ist wirklich lächerlich"


Aktualisiert am 11.09.2024Lesedauer: 6 Min.
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Donald Trump irritiert mit Aussagen über Migranten in Springfield (Quelle: t-online)

Hitzig, teilweise sogar unter der Gürtellinie verlief die Debatte zwischen Donald Trump und Kamala Harris. Für die Schärfe in dem TV-Duell sorgte vorwiegend einer der beiden.

Seit Wochen fieberten Politiker beider Parteien genauso wie die amerikanischen Wähler der ersten und vermutlich auch einzigen Debatte der beiden US-Präsidentschaftskandidaten entgegen. Würde die Demokratin nach ihrer ebenso überraschenden wie kurzfristigen Nominierung gegen den erfahrenen Republikaner punkten können? Oder würde sich der 78-jährige Ex-Präsident gegen seine 59-jährige Herausforderin blamieren?

Eines steht fest: Es war eine ganz andere Debatte, die die Zuschauer noch vor wenigen Wochen gesehen haben, als der Republikaner gegen einen offensichtlich überforderten Joe Biden angetreten war und das Duell deutlich gewann. Donald Trump und Kamala Harris schenkten sich im Studio in Philadelphia, Pennsylvania, nichts. Es entwickelte sich eine lebhafte, zum Teil sehr hitzige Debatte.

Hier finden Sie die sechs wichtigsten Höhepunkte der Redeschlacht.

1. Höhepunkt: die Begrüßung

Als die beiden Kandidaten das Studio des Fernsehsenders ABC betreten, zögert Harris einen winzigen Moment, dann geht sie an ihrem eigenen Rednerpult vorbei und auf Trump zu, streckt ihm die Hand aus und stellt sich freundlich vor: "Hallo, Kamala Harris. Auf eine gute Debatte". Trump wirkt von der Geste überrascht, er schüttelt zwar Harris' Hand, gibt sich aber reserviert.

Harris steigt dann gleich bei der ersten Frage der Moderatoren auf ein Lieblingsthema von Trump ein: die Wirtschaftspolitik. Sie kündigt ein Förderpaket für die Mittelklasse Amerikas an. So wolle sie etwa einen 50.000 Dollar-Bonus für kleine Unternehmen einführen, während Trump vorrangig die Steuern für Reiche reduzieren und die Bedingungen für Kleinunternehmer aufgrund seiner Wirtschaftspolitik verschlechtern wolle. Trump erwidert: "Ich plane keine solchen Steuern, und sie weiß das." Stattdessen wolle er durch höhere Zölle viel Geld für Amerika hereinholen, die er auf die Güter anderer Länder erlassen würde – so, wie er es in seiner ersten Amtszeit getan habe. Wirtschaftsexperten sahen diese Maßnahmen während Trumps erster Amtszeit äußerst kritisch.

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Harris entgegnet scharf: "Er hat uns die schlimmste Arbeitslosigkeit seit der Großen Depression hinterlassen, er hat uns die schlimmste Gesundheitskrise seit einem Jahrhundert beschert". Trump wehrt sich gegen die Vorwürfe seiner Kontrahentin: "Jeder weiß, dass ich ein offenes Buch bin. Wir hatten die beste Wirtschaft aller Zeiten. Wir haben einen phänomenalen Job gemacht". So weit, so bekannt. Der 78-jährige Republikaner wiederholt seine üblichen Wahlkampf-Slogans.

2. Höhepunkt: Trump schießt scharf

Nachdem Harris ihrem Gegenüber vorgeworfen hat, der amerikanischen Chip-Wirtschaft zu schaden, geht Trump sofort in die Offensive. Er beschimpft nicht nur Harris, die der US-Wirtschaft vermeintlich "das Schlimmste" angetan habe, wie der Republikaner sagt, sondern gleich auch noch Harris’ Vater, der angeblich ein "marxistischer Professor" sei. Er bedient damit das Narrativ, das seine Kampagne bereits seit der Nominierung der Demokratin für das Präsidentenamt zu streuen versucht, dass Harris eine Sozialistin sei und den Kommunismus über Amerika bringen werde.

Harris hört sich den Wutausbruch Trumps an und lacht über seine Vorwürfe. Sie schüttelt den Kopf, bekommt dann aber nicht mehr die Gelegenheit zu antworten, weil die Moderatoren das nächste Thema aufbringen: Abtreibung. Trump scheint damit zunächst die Oberhand behalten zu haben. Er hatte das letzte Wort.

3. Harris scheint nervös zu sein

Bei der Abtreibungsfrage kochen die Emotionen erneut hoch. So wirkt Harris bei dem Thema besonders leidenschaftlich. "Donald Trump sollte es nicht erlaubt sein, einer Frau vorzuschreiben, was sie mit ihrem eigenen Körper anzustellen hat", schmettert sie dem 78-Jährigen entgegen. Dann bringt sie das drastische Beispiel einer Frau, die auf einem Parkplatz eine illegale Abtreibung vornehmen lassen muss, weil sie vergewaltigt wurde, das Recht eine legale Abtreibung aber nicht zulasse. Harris zeichnet ein drastisches Bild der Lebensbedingungen für Frauen unter einem Präsidenten Trump.

Trump wehrt sich gegen den Vorwurf, dass er das Abtreibungsrecht weiter verschärfen lassen werde, sollte er wieder ins Weiße Haus einziehen. "Was sie da erzählt, ist eine absolute Lüge", sagt er. Die ABC-Moderatorin wirft ein, dass Trumps Vizekandidat J. D. Vance aber genau das vorgeschlagen habe. Trump gibt sich schmallippig: "Ich habe mit ihm nicht darüber gesprochen. Er kann ja seine Meinung zu dem Thema haben".

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Quelle: t-online

Auffällig ist, dass die Demokratin sehr schlagfertig reagiert und bei den Sachthemen äußerst sattelfest wirkt. Allerdings fällt auch immer wieder ihr schweres Schlucken auf, wenn sie antwortet. Die 59-Jährige, wenngleich eine erfahrene Rednerin, scheint nervös zu sein in diesem so wichtigen Rededuell. Auch schaut sie Trump während seinen Redebeiträgen ständig an; Trump dagegen starrt direkt in die Kamera, wenn Harris spricht. So könnte bei Zuschauern der Eindruck entstehen, dass Trump in der politischen Hierarchie über ihr stünde – was in der Tat nicht so ist.

4. Höhepunkt: Streitpunkt Immigration

Trump läuft bei diesem Thema zur Hochform auf und feuert nun einen ganzen Strauß an Halbwahrheiten, Unwahrheiten und Beschimpfungen ab. Höhepunkt ist seine Behauptung, dass illegale Migranten in bestimmten Landstrichen in den USA Haustiere töteten und äßen, um zu überleben. Die Migranten nennt Trump "Monster" und zeichnet sie auch ansonsten als gefährliche Horrorgestalten, die in den Mittleren Westen einfallen. Bei seiner Klientel kommt er damit sicherlich gut an.

Harris bleibt jetzt cool. Sie hebt sich von Trumps Tiraden ab, indem sie auf die Metaebene geht. Diese Rhetorik sei nicht ihre Rhetorik, so die Demokratin. Sie stehe für eine andere Politik, die nicht auf Entzweiung und Verunglimpfung baue, sondern für eine Politik, die die Menschen zusammenbringen wolle. Je gelassener Harris reagiert, desto mehr brüllt Trump nun herum. Er steigert sich immer mehr in seinen Fremdenhass hinein und verliert mitunter völlig den Bezug zur Sachebene. Dann bringt sie die Sprache auf Trumps Strafprozesse.

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5. Höhepunkt: Die Verfassung zerstören

Harris kann nun glänzen. Trump wirkt persönlich angegriffen durch Harris' Hinweis auf seine zahlreichen Gerichtsverfahren. Er wiederholt seine bekannten Vorwürfe, dass all diese Verfahren von Demokraten inszeniert seien, um ihn davon abzuhalten, wieder ins Weiße Haus einzuziehen. Harris zitiert daraufhin ihr Gegenüber: "Er hat bereits angekündigt, dass er die amerikanische Verfassung zerstören werde, wenn er wieder im Amt ist. Ich zitiere. Er will die Verfassung zerstören."

Trump scheint nun richtig in Rage zu geraten. Obwohl sein Mikrofon abgestellt ist, kontert er Harris' Redebeitrag und spricht einfach drauflos. Die Regie schaltet sein Mikrofon wieder an und erlaubt ihm erneut, seine Position zu verteidigen – welche hauptsächlich darin besteht, die Demokraten im Allgemeinen und Harris im Besonderen zu beschimpfen. "Sie ist so schlecht, es ist wirklich lächerlich", sagt er. Amtsinhaber Biden beschimpft er als "Urlaubspräsidenten". Trump wirkt jetzt zunehmend hasserfüllt.

Doch Harris lässt Trumps Anschuldigungen ins Leere laufen. Wieder rekurriert sie auf die Metaebene und lässt Trump damit nicht gut aussehen. "Die Stärke eines Präsidenten ist es doch, Menschen nach vorn zu bringen, nicht sie keinzumachen und zu dämonisieren", sagt sie. Sie hält ein flammendes Plädoyer für die Demokratie, die es gegen einen möglichen Präsidenten Trump zu verteidigen gelte. "Lasst uns vorangehen, in die Zukunft, und uns nicht mit der Vergangenheit aufhalten."

6. Höhepunkt: der Ukrainekrieg

Trump behauptet, er wolle den Krieg in der Ukraine beenden und damit "viele Leben retten". Die Biden-Regierung habe daran kein Interesse, sagt er. Auch behauptet er, dass er sowohl den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als auch den Kremlchef Wladimir Putin "sehr gut" kenne und er mit beiden sofort sprechen werde, sobald er wieder ins Präsidentenamt komme. "Biden wusste nicht, wie man mit den beiden redet. Dadurch sind Millionen Menschen gestorben. Ist er überhaupt Präsident? Wir haben einen Präsidenten, der nicht einmal weiß, dass er Präsident ist", so der Republikaner.

Dann wirft Trump den Demokraten vor, die Europäer nicht genügend in die Verantwortung zu nehmen, wenn es etwa um die Finanzierung der Nato und des Ukrainekrieges geht. Damit rekurriert er auf seine Initiative, die europäischen Nato-Mitglieder an ihre Zahlungsverpflichtungen im Rahmen des Verteidigungsbündnisses zu erinnern. Der Republikaner hatte zwischen 2016 und 2020 darauf gedrängt, dass etwa Deutschland und andere Länder endlich ihrer Verpflichtung nachkommen, mindestens zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben – etwas, das selbst Trump-kritische Beobachter inzwischen als Errungenschaft betrachten.

Video | Harris und Trump liefern sich hitziges TV-Duell
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Quelle: reuters

Harris verfällt bei diesem Thema nun ihrerseits in allgemeine Phrasen und offenbar vorher eingeübte Argumentationen. Konkrete Lösungsvorschläge hat sie nicht parat. Sie wirft Trump vor, auf internationalem Parkett einer der "schwächsten Verhandler" überhaupt zu sein. Dabei überschlägt sich ihre Stimme immer wieder. Sie wirkt hier nicht souverän.

Zudem erlauben die Moderatoren bzw. die Studioregie Trump immer wieder, noch einmal nachzulegen. Harris wird dagegen mehr als einmal das Wort verweigert.

In ihren Schluss-Statements geben sich die beiden Kontrahenten noch einmal vollkommen unterschiedlich. Während Harris sich als Präsidentin der Einheit präsentiert, die das Land einen will, zetert Trump länglich darüber, wie schlecht Harris' politische Bilanz sei. Der Ex-Präsident gibt sich wenig staatsmännisch, stattdessen wütet er immer wieder gegen die Vizepräsidentin und ihren Chef Joe Biden.

Kurz nach dem Duell bietet das Team von Kamala Harris dem Republikaner ein weiteres Duell im Oktober an. Offenbar ist man bei den Demokraten sehr zufrieden mit dem Ergebnis der ersten Redeschlacht.

Verwendete Quellen
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