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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Tapinoma magnum Invasive Ameise vermehrt sich explosionsartig
In einer deutschen Region breitet sich eine nordafrikanische Ameise explosionsartig aus und verursacht große Schäden. Sie ist schwer zu bekämpfen.
Tapinoma magnum – so lautet der wissenschaftliche Name einer Ameisenart aus Nordafrika, die sich besonders in Süddeutschland – vor allem in Baden-Württemberg – massiv ausbreitet. Wolfram Britz, Oberbürgermeister der Stadt Kehl, erklärt, dass sich die Ausbreitung kaum eindämmen lasse. Inzwischen gebe es mehrere sogenannte Superkolonien mit mehreren Millionen Ameisen – sie vermehren sich explosionsartig, berichtet die Nachrichtenagentur dpa.
Vor einigen Jahren berichtete bereits die Schweiz über eine "Tapinoma magnum"-Plage. Nun hat es das Insekt also bis nach Westdeutschland geschafft. Was ist das für ein Tier? Und wieso ist es so schwer zu bekämpfen?
Tapinoma magnum: Steckbrief
Tapinoma magnum ist zwischen 0,2 und 0,35 Zentimeter groß, hat einen schwarzen Körper und eine Kerbe an der Vorderseite des Kopfschildes. Die Ameise zählt zu den Drüsenameisen. Sie sondert ein Sekret ab, das nach ranziger Butter riecht, sobald sie zerdrückt wird.
Sie ernährt sich von proteinreichen Substanzen sowie zuckerhaltigen Lebensmitteln – also Insekten, Obst, Fleisch.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Ameisenarten baut die Tapinoma magnum keine Nester. Vielmehr haust sie in flexiblen Wohnstandorten. Diese sind jedoch unterirdisch. Die Eingänge der Behausungen sind oft von Kies und Sand umgeben, die dort eine Art Hügel bilden. Teilweise nistet sich die Ameise jedoch auch in Häusern ein – beispielsweise in Hohlräumen von Wänden, Fußböden oder Dachdämmungen.
Ursprünglich stammt die Ameisenart aus dem westlichen Mittelmeerraum – unter anderem aus Marokko. Von dort breitete sie sich immer weiter aus – erst nach Tunesien, dann nach Griechenland, Italien, Frankreich und bis in die Schweiz. Inzwischen richtet sie auch in Deutschland, Belgien und den Niederlanden Schäden an.
Da eine Kolonie aus bis zu 20 Millionen Arbeiterinnen bestehen und über mehrere Hektar Fläche verbreitet sein kann, wird auch von Superkolonien gesprochen.
Diese Schäden richtet Tapinoma magnum an
Der Schädling gilt als sehr aggressiv – insbesondere gegenüber der eigenen Art. Aber auch vor Menschen schreckt er nicht zurück. So sticht die Ameise zwar nicht, allerdings beißt sie schnell und gerne zu – auch Menschen sind davor nicht geschützt.
Bei ihrem Bau von Kolonien kann sie Bausubstanz und Gärten zerstören, da sie die Bereiche unter Mauern, Pflastersteinen und Gehwegplatten aushöhlt. Die Bodenbeläge und Bauten werden somit instabil und können einbrechen.
Zudem wird berichtet, dass sich die Ameise auch in Verteilerkästen ansiedelt und dort Schäden anrichtet, die wiederum zu Strom- und Internetausfällen führen.
Da die Ameisenart sehr klein ist, kann sie auch durch sehr kleine Öffnungen dringen. Geräte, Anlagen und Nahrungsmittel lassen sich daher nur schwer vor den Krabbeltieren schützen. Weiterhin verdrängt sie andere heimische Ameisenarten, die hierzulande als Nützlinge eingestuft werden.
Ein weiterer Nachteil: Je höher das Aufkommen von Tapinoma magnum, desto mehr Blattläuse gibt es in den entsprechenden Gebieten – und zwar wesentlich mehr als bei anderen Ameisenarten. Somit geht mit einer "Tapinoma magnum"-Plage meist auch eine Blattlaus-Plage einher.
- Lesen Sie hier: Blattläuse bekämpfen: Hausmittel, die wirklich helfen
Tapinoma magnum bekämpfen: Geht das und wenn ja, wie?
Die Entomologische Gesellschaft Zürich berichtete über mehrere Versuche, verschiedene invasive Ameisenarten zu bekämpfen – darunter auch Tapinoma magnum. Beim Einsatz von Fraßködern mit Insektiziden habe die Ameise diese als schädlich erkannt und anschließend mit "Dreck" zugedeckt, heißt es in dem Bericht. Das sollte verhindern, dass Artgenossen von dem Köder fressen. Und auch andere Mittel gegen die invasive Ameise zeigten kaum oder gar keine Wirkung.
Neben der Intelligenz erschwert vor allem die massive und schnelle Ausbreitung die Schädlingsbekämpfung. Denn auch, wenn nur ein kleiner Teil der Kolonie beschädigt oder vernichtet ist, so gibt es noch immer genug Königinnen und Zweigkolonien, die die Größe des Ameisenvolks wieder steigen lassen.
Hinzu kommt, dass die invasive Ameisenart im Gegensatz zu ihren meisten Artgenossen auch niedrige Temperaturen problemlos übersteht. So erklären die Züricher Wissenschaftler, dass die Ameisen Temperaturen von bis zu -20 Grad Celsius überleben, obwohl es sich um eine südliche Art handelt. Selbst Überschwemmungen oder feuchte Lehmböden stören das Insekt nicht.
Das Fazit der Forscher: "Es ist bisher unmöglich, eine solche Population mit den heute zur Verfügung stehenden Mitteln zu vernichten."
Übrigens: Nicht nur die Tapinoma magnum richtet schwere Schäden an und trotzt nahezu jeder Bekämpfungsmethode. Ebenso resistent und vermehrungsfreudig ist die Pharaoameise. Mehr über die invasive Art erfahren Sie hier.
Wie erkenne ich einen Befall?
Da die Ameisenart sehr klein ist, ist ein Befall meist nur erkennbar, wenn das Tier in großer Anzahl auftritt und dementsprechend schon Kolonien gebildet hat. Haben Sie dann eine oder mehrere Ameisenstraßen der invasiven Art entdeckt, sollten Sie umgehend handeln und einen professionellen Schädlingsbekämpfer zur Hilfe holen. Der kann unter Umständen helfen, zumindest die Verbreitung einzudämmen, oder Sie anderweitig unterstützen.
- insekten-egz.ch: "Ist die Ameise Tapinoma magnum in der Schweiz invasiv oder nicht?"
- naturschutz.ch: "Invasive Ameisenart dringt vor"
- zh.ch: "Invasive Ameise"
- researchgate.net: "Tapinoma magnum"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa