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Robert Kennedy nach Wahl-Rückzug: Steigen jetzt Trumps Chancen?


Kennedy zieht sich zurück
Der entscheidende Schub für Trump?


Aktualisiert am 23.08.2024Lesedauer: 4 Min.
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Robert F. Kennedy Junior: Der Politiker hat seine Präsidentschaftskampagne beendet? (Quelle: IMAGO/Andrea Renault/imago)

Robert F. Kennedy Junior hat seinen Ausstieg aus der Präsidentschaftswahl verkündet. Nun will er Donald Trump unterstützen – doch ob diesem das helfen kann, ist noch offen.

Lange hielt sich Robert F. Kennedy Junior bedeckt. "Davon sei nicht die Rede", entgegnete der 70-jährige unabhängige Präsidentschaftskandidat dem Nachrichtensender ABC, als er auf dessen neueste Enthüllungen angesprochen wurde.

Der Sender hatte berichtet, dass Kennedy vor dem Ende seiner Kampagne stünde. Kennedys Kampagne hatte eine "Rede an die Nation" angekündigt, ohne weitere Details preiszugeben. Nun ist klar: Kennedy zieht sich zurück. Außerdem unterstützt er Donald Trump.

Kennedys Unterstützung für Trump dürfte an diesem Punkt des Wahlkampfs niemanden mehr überraschen. Denn die Anzeichen haben sich in den letzten Wochen gehäuft. Trotz seines klangvollen Namens hat sich Kennedy schon seit Jahren zunehmend als Verbreiter von Verschwörungstheorien dem Rechtsaußenlager angenähert. Doch ob Kennedys Verzicht Trump tatsächlich einen entscheidenden Schub bringen kann, ist zu diesem Zeitpunkt alles andere als sicher.

Trump lobt Kennedy

Im Hintergrund wurden zwischen dem Trump- und dem Kennedy-Lager offenbar schon länger Gespräche geführt. Laut Informationen der "New York Times" gab es bereits nach dem gescheiterten Attentat auf Donald Trump Mitte Juli erste Anbahnungen. Auch Kennedys Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin, Nicole Shanahan, hatte zuletzt öffentlich gemutmaßt, dass ein Zusammenschluss beider Kampagnen im Raum stehe. Allerdings soll es laut dem Bericht auch Stimmen im Umfeld von Kennedy geben, die ihm von einer Unterstützung Trumps abrieten.

Trump zeigte sich im Gegenzug offen, Kennedy im Falle eines Sieges einen Posten in seinem Kabinett anzubieten. Am Dienstag nannte Trump den Mann aus dem berühmten Kennedy-Clan "brillant" und "sehr klug".

Auf den ersten Blick mag es irritieren, dass Kennedy als Angehöriger des vermutlich bedeutendsten Politclans der US-Demokraten die Nähe zu Trump sucht: Kennedy ist der Sohn des 1968 ermordeten Justizministers Robert F. Kennedy und Neffe des ebenfalls erschossenen Präsidenten John F. Kennedy. Im Vorwahlkampf war er zunächst bei den Demokraten eingestiegen, galt aber da bereits gegen den amtierenden US-Präsidenten Joe Biden als chancenlos. Später entschied sich Kennedy, seine Kampagne als unabhängiger Kandidat fortzuführen.

Familie distanziert sich

Viel mehr als der Name verbindet ihn allerdings heute nicht mehr mit seiner berühmten Familie: Kennedy machte sich einst einen Namen als Anwalt, der sich zunächst sehr für den Schutz der Umwelt eingesetzt hatte. Mittlerweile ist er allerdings bekannt als Impfgegner und Verbreiter von rechtsextremen Verschwörungstheorien.

So hatte er etwa behauptet, dass Impfungen zu Autismus führten oder dass WLAN Krebs verursache. Auch hatte er den Sturm fanatischer Trump-Anhänger auf das Capitol in Washington im Januar 2021 heruntergespielt. Kennedy hatte etwa fälschlicherweise behauptet, dass die Demonstranten damals keine Waffen getragen hätten. Große Teile der Familie, die weiter die Demokraten unterstützen, haben sich bereits vor Jahren von ihm abgewandt.

Trotz seiner umstrittenen Ansichten konnte Kennedy einige Wähler hinter sich versammeln. Zwischenzeitlich sahen ihn Umfragen landesweit bei Zustimmungswerten von knapp zehn Prozent. Der Zeitpunkt für das Ende seiner Kampagne scheint trotzdem gut gewählt zu sein: Nachdem am Donnerstag der viertägige Nominierungsparteitag der Demokraten geendet hatte, könnte das Trump-Lager mit einer Unterstützung Kennedys die Aufmerksamkeit wieder auf sich lenken. Seit dem Wechsel von Joe Biden zu Kamala Harris hatten die Republikaner in den vergangenen Wochen zunehmende Probleme damit, größere Aufmerksamkeit vieler US-Medien auf sich ziehen zu können.

Nationaler Zuspruch schwindet

Doch verleiht der Ausstieg Kennedys tatsächlich auch der Trump-Kampagne neuen Schub verleihen? Klar ist, dass der 70-Jährige als Abtreibungsgegner und Verschwörungstheoretiker ideologisch dem rechten Lager nahesteht.

Ob sich das allerdings in den Zahlen niederschlägt, ist dagegen offen. Das Analyseportal "FiveThirtyEight", das verschiedene Umfragen zu einem Durchschnittswert bündelt, sieht Kennedys nationalen Zuspruch schwinden: Als die Demokraten noch Joe Biden ins Rennen schicken wollten, kratzte Kennedy zum Teil an zweistelligen Zustimmungswerten. Seit Kamala Harris Biden abgelöst hat, haben sich seine Werte in etwa halbiert.

Swing States entscheiden

Diese wenigen Prozentpunkte könnten aber ausreichen, um das knappe Rennen um das Weiße Haus zu entscheiden: Denn die Webseite sieht aktuell Harris landesweit bei 47 Prozent, während Trump auf 43,7 Prozent kommt.

Allerdings sagen die Zahlen noch wenig darüber aus, wer die Wahl tatsächlich gewinnen wird. Denn der Sieger ist nicht derjenige, der national die meisten Stimmen erhält, sondern die meisten Wahlleute aus den einzelnen Bundesstaaten für sich gewinnen kann. Unentschieden ist das Rennen dabei vor allem in den sogenannten Swing States Wisconsin, Pennsylvania, Michigan, Arizona, Nevada, Georgia und North Carolina.

Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass der Kandidat die Wahl gewinnt, der möglichst viele dieser Staaten für sich entscheiden kann, während die übrigen Bundesstaaten traditionell sicher an die Republikaner ("Red States") oder an die Demokraten ("Blue States") fallen werden.

Ärger um Scheinadresse

Zuletzt war allerdings nicht klar, ob Kennedy in allen Swing States überhaupt zur Wahl zugelassen werden könnte. Dafür sind, je nach Bundesstaat, in der Regel eine gewisse Zahl an Unterschriften oder Gebühren notwendig. Kennedy konnte das bisher lediglich in North Carolina, Michigan und Georgia vorweisen.

In anderen Staaten war die Frage seiner Zulassung zuletzt ein Thema für die Justiz: Kennedy soll etwa bei der Angabe seines Wohnsitzes eine Scheinadresse in New York genutzt haben. Zudem wird ihm vorgeworfen, er habe mit Subunternehmen Bürger getäuscht, um an ihre Unterschriften zu kommen.

Ein Rückzug von Kennedy könnte trotzdem in verschiedenen Swing States das knappe Ergebnis beeinflussen. Unklar ist allerdings, ob alle seine Wähler auch automatisch zu Trump wandern. Die jüngste Umfrage der "Washington Post", gemeinsam mit ABC und Ipsos, zeigte, dass unter den Kennedy-Wählern 29 Prozent Harris positiv sehen, Trump kam dagegen auf 15 Prozent. Soll heißen: Viele seiner Unterstützer könnten auch nach seinem Rückzug zu Harris wandern oder am Wahltag zu Hause bleiben.

Verwendete Quellen
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