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Video aufgetaucht: Donald Trump unterstützt rechtsextremem Märtyrerkult


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Video im Netz aufgetaucht
Donald Trump huldigt rechtsextremem Märtyrerkult

  • Bastian Brauns
von Bastian Brauns, Washington

Aktualisiert am 12.10.2021Lesedauer: 4 Min.
Donald Trump bei seiner Rally in Des Moines im Bundesstaat IowaVergrößern des Bildes
Donald Trump bei seiner Rally in Des Moines im Bundesstaat Iowa (Quelle: imago-images-bilder)

Rechtsextreme in den USA feiern

Zu den wohl grausamsten Bildern beim Sturm auf das Kapitol am 6. Januar gehören auch jene von Ashli Babbitt: Gemeinsam mit anderen Aufständischen versuchte die 35-Jährige, sich gewaltsam Zugang ins Innere des Kongressgebäudes zu verschaffen. Ein Video von diesem Tag zeigt, wie die aufgebrachte Frau dabei ist, eine Innentür zu durchbrechen. Nach mehrfachen Warnungen schießt der Polizist Michael Byrd schließlich auf sie. Die Frau sinkt zu Boden und erliegt ihren Verletzungen.

"Ich habe versucht, so lange wie möglich zu warten", sagte Byrd später in einem Interview mit dem TV-Sender NBC. Er habe gehofft und gebetet, dass niemand versuche, durch diese Tür zu kommen. Untersuchungen zu dem Vorfall haben den Polizisten inzwischen entlastet. Sein Verhalten wurde als gerechtfertigt bewertet, auch weil er das Leben der Kongressabgeordneten geschützt hat.

Spätestens seit seine Identität bekannt ist, wird Michael Byrd von Rechtsextremisten mit dem Tode bedroht. Anhänger des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump stilisieren Ashli Babbitt dagegen ausschließlich zum Opfer, das unschuldig ermordet wurde. Ihr Name steht nicht nur in diesen Kreisen längst für den einer Märtyrerin. Ein obskur anmutender Kult hat sich entwickelt, der nun ganz offen von Trump unterstützt wird.

Nicht nur Ashli Babbitt, sondern auch alle anderen Kapitol-Demonstranten seien demnach unschuldig. Jene, die wegen der verübten Gewalttaten derzeit im Gefängnis säßen, seien "politische Gefangene" eines Systems, an dessen Spitze ein unrechtmäßig regierender Präsident Joe Biden stehe, der nur wegen Wahlbetrugs im Amt sei. Immer wieder hatte Donald Trump nach der verlorenen Wahl erklärt, es sei betrogen worden. Beweise für diese Behauptungen wurden jedoch bislang nicht gefunden.

Trump unterstützt den Märtyrerkult

Diesen Kult um die angebliche Märtyrerin Babitt befeuert Donald Trump nun so: Anlässlich des Geburtstags der getöteten Ashli Babbitt hat er am 10. Oktober eine Videobotschaft ausstrahlen lassen, in der er sie als eine "wahrhaft unglaubliche Person" lobt, die 14 Jahre lang in den US-Streitkräften und im Irak gedient habe. Dann sei Babitt an diesem schrecklichen Tag am Kapitol "angekommen", sagt Trump, und sei auf "tragische Weise getötet" worden.

Dann folgt der wohl wichtigste Satz für die Anhänger des Kults: "Es gab keinen Grund dafür, dass Ashli an diesem Tag ihr Leben lassen musste." Die gewaltsame Erstürmung lässt der Ex-Präsident komplett unter den Tisch fallen. Stattdessen fordert er vom Justizministerium eine Wiederaufnahme von "fairen und unparteiischen Ermittlungen wegen des Todes von Ashli Babbitt". Schon im August hatte Trump in einem Statement verbreiten lassen, dass Ashli Babbitt ermordet worden sei und dass er für diese Tat Gerechtigkeit fordere.

Die Videobotschaft von Donald Trump wurde auf einer Leinwand während einer Veranstaltung in der texanischen Stadt Freeport gezeigt. Dort wurde eine Art aktivistische Gedenkfeier mit dem Titel "Texas Loves Ashli Babbitt Rally" veranstaltet, die aufgezeichnet und verbreitet wurde:

Ein Sprecher auf der Bühne kündigt vor spärlich besetzten Stuhlreihen Donald Trump (ab 2:37:32) als "ganz besonderen Gast" an, ganz "so, wie wir es auf den Flyern angekündigt haben". Der Ex-Präsident könne zwar leider nicht selbst anwesend sein, doch dieser habe eben eine Videobotschaft geschickt. Übertragen wurde die Veranstaltung von einem YouTube-Kanal, der "The American Council for Truth in Journalism" heißt und der erst seit Juni 2021 existiert.

Doch die ohnehin schon unterstützende Wirkung von Trumps Videobotschaft für den Märtyrerkult scheint einigen noch nicht auszureichen. Gleich nach der Ausstrahlungsveranstaltung wurde nach Recherchen von t-online eine offensichtlich bearbeitete Version des Trump-Videos in zahlreichen Kanälen des Messengerdienstes Telegram verbreitet. An einer entscheidenden Stelle wurde das Video geschnitten und offenbar noch das Wort "unschuldig" eingefügt. So sagt Trump in dieser Version nun: "Ashli kam an am Kapitol. [Unschuldig.] Sie wurde erschossen und auf tragische Weise getötet."

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Recherchen von t-online belegen, dass unter anderem der britische Aktivist und Gründer der rechtsextremistischen "English Defense League" Tommy Robinson diese offensichtlich manipulierte, noch zugespitzte Version in seinem Telegram-Kanal verbreitete, dem mehr als 100.000 Nutzer folgen. Die Reaktionen vieler seiner Follower lauten nun: "Mein Präsident!", "Genau, sie war unschuldig!", "Fuck Joe Biden!"

Trump jedenfalls will laut seiner Videobotschaft die Familie von Ashli Babbitt weiterhin unterstützen. Er habe sowohl mit ihrem Ehemann Aaron als auch mit ihrer "wundervollen Mutter" Maggie gesprochen. "Mein Herz und die Herzen von Millionen von Amerikanern im ganzen Land" seien an der Seite von allen, die Ashli Babbitt gekannt habe, sagte Trump.

Trump setzt weiter auf Radikalisierung

Der Ex-Präsident beteuert derweil unentwegt, nichts mit der Erstürmung des Kapitols zu tun gehabt zu haben. Bei einer Rede kurz davor hatte er die Menge aufgefordert, zum Kapitol zu marschieren. Zuletzt hatte Trump den amtierenden Präsidenten Joe Biden aufgefordert, Aufzeichnungen des Weißen Hauses aus diesen Tagen dem Untersuchungsausschuss zum 6. Januar im Kongress vorzuenthalten. Biden kam dieser Bitte aber nicht nach, sondern will die Dokumente auf jeden Fall zur Verfügung stellen. Der Untersuchungsausschuss erhofft sich damit Erkenntnisse darüber, was Trump in diesen Tagen im Weißen Haus getrieben hat. Doch Trump will auch verhindern, dass seine damaligen Berater vor dem Ausschuss aussagen.

Der Ex-Präsident hatte am Samstag erneut eine eigene Rallye veranstaltet, dieses Mal in Des Moines im Bundesstaat Iowa. Auch dort wiederholte Trump seine Erzählung von einer gestohlenen und damit unrechtmäßigen Wahl Joe Bidens. Es existieren Videos von vor Ort, in denen Anhänger Trumps zu Protokoll geben, dass sie deswegen mit einem kommenden Bürgerkrieg rechnen.

Es gilt inzwischen als sehr wahrscheinlich, dass Donald Trump im Jahr 2024 erneut als Präsident antreten wird. Für dieses Vorhaben setzt er offensichtlich auch auf die Unterstützung von jenen, die daran glauben, dass Ashli Babbitt letztlich für ihn, den eigentlich rechtmäßigen US-Präsidenten, Donald Trump, ihr Leben gegeben habe. "Wir betrauern gemeinsam ihren Verlust", sagte Trump.

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