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US-Wahlverlierer Donald Trump: Er ist noch nicht am Ende!


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Wahlverlierer Donald Trump
Abgewählt, aber nicht am Ende


Aktualisiert am 08.11.2020Lesedauer: 4 Min.
Donald Trump (im Dezember 2019): Er wollte nie Präsident aller Amerikaner sein.Vergrößern des Bildes
Donald Trump (im Dezember 2019): Er wollte nie Präsident aller Amerikaner sein. (Quelle: Sarah Silbiger/Consolidated News Photos/Bloomberg/getty-images-bilder)
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Er hat die Wahl verloren – auch wenn er es nicht einsehen will. Was wird jetzt aus dem als US-Präsident abgewählten Donald Trump? Es gibt bereits erste Ideen.

Natürlich tritt er nicht wie ein Staatsmann ab. Er wettert über Betrug, verlangt hier den Stopp letzter noch laufender Auszählungen und dort neue Auszählungen. Klagt auf Twitter wie vor Gericht.

Dass Donald Trump von Betrug raunt, wenn er verliert, ist nichts Neues. So schimpfte er bereits 2016 über die wenigen parteiinternen Vorwahlen, die er verloren hatte. Oder in den Jahren zuvor, wenn er als Reality-TV-Star bei der Verleihung der Emmys leer ausgegangen war. Auch ein demokratisches Votum gefällt Trump eben nur, wenn er am Ende gewinnt.

Doch nun ist klar, dass er die Wahl verloren hat, auch wenn er noch auf vielen Wegen versucht, die Auszählung zu beeinflussen. Man kann Donald Trumps Manöver als Versuch sehen, doch noch an der Macht zu bleiben. Oder als seine Art, die Niederlage zu vernebeln und abzufedern und sich in seiner Parallelgesellschaft, die er sich herangezüchtet hat, in eine Position als Sieger der Herzen zu manövrieren. Denn Trump ist abgewählt, aber noch lange nicht am Ende.

Vier Jahre im Schleudergang

Als Präsident steckte er seine Nation vier Jahre in den Schleudergang: Skandale im Wochentakt, allmorgendliche Wutanfälle auf Twitter. Russland- und Ukraine-Affäre, Trennung von hunderten Kleinkindern an der Südgrenze, ein atemberaubend schnell drehendes Personalkarussell und ein Amtsenthebungsverfahren. Trump war ein Meister darin, die Aufmerksamkeit der USA und der Welt zu fesseln, und blieb auch als Präsident ein Entertainer.

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Angetreten war er mit einem großen Versprechen: "Make America Great Again". Er schottete das Land gegen Einwanderung ab und zog die USA aus internationalen Abkommen zurück. Nach vier Jahren wusste er dann selbst nicht so recht, ob er das erfüllt hat oder zumindest behaupten konnte.

Erst wollte er mit dem Wahlkampfslogan "Keep America Great" Vollzug melden. Dann kamen Corona und eine heftige Wirtschaftskrise, dazu ein Massenprotest gegen den tief verwurzelten Rassismus im Lande. Am Ende versprach Trump doch wieder, man werde Amerika erst noch "wieder großartig" machen müssen.

Trump First

Trump wollte nie Präsident aller Amerikaner sein und bezog alles auf sich. Er sah auch die Corona-Krise vor allem als PR-Problem. Er zeigte kein Interesse an kraftvollem Krisenmanagement und trug somit dazu bei, dass es die USA so schwer erwischte. In den letzten Wochen des Wahlkampfes tat er dann so, als seien die geschäftlichen Aktivitäten des Sohnes von Joe Biden wichtiger für das Land als die Corona-, Wirtschafts- und Klimakrise zusammen.

Er wollte die Wahl 2020 so gewinnen wie die Wahl 2016, indem er sein Gegenüber als korrupt brandmarkt. Doch Joe Biden war nicht Hillary Clinton, und Donald Trump war nicht länger der aufregende Außenseiter, sondern der Amtsinhaber in einem Krisenjahr. Seine Basis berauschte sich daran, aber zu viele Wechselwähler wandten sich ab.


Dabei hatte er sogar den Amtsbonus auf seiner Seite. Die Amerikaner wählen ihre Präsidenten selten nach einer Amtszeit ab. Er nutzte das Weiße Haus als Hintergrund für Parteitags- und Wahlkampfauftritte sowie auf Dutzenden Flughäfen die Präsidentenmaschine Air Force One als Kulisse. Die Show war gut. Aber sie konnte nicht dauerhaft ablenken.

Interessieren Sie sich für die US-Politik? Washington-Korrespondent Fabian Reinbold schreibt über die Präsidentschaftswahl und seine Eindrücke aus den USA unter Donald Trump einen Newsletter. die dann einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

Trump selbst ahnte es und formulierte es bei einem Auftritt in Pennsylvania so: "Bevor die Plage kam, hatte ich das Ding in der Tasche."

70 Millionen Amerikaner

Es wurde keine krachende Niederlage. Trump war erneut stärker als in den Umfragen. Die Wahlbeteiligung schoss in die Höhe und Donald Trump bekam 2020 acht Millionen Stimmen mehr als 2016. 70 Millionen Amerikaner haben für ihn gestimmt. Das stärkt seine Position für die Zeit nach der Präsidentschaft.

Trump hat eine treu ergebene Anhängerschaft, in deren Welt er weiterhin der Held ist. Sie werden ihm weiterhin ihre Zuneigung und Aufmerksamkeit schenken. Das bietet dem stets nach Aufmerksamkeit heischenden Trump große Möglichkeiten: in der Phase der Übergangs und danach.

Vor der Wahl 2016, bei der er bereits eine Niederlage erwartet hatte, überlegte er laut, ein eigenes Fernseh-Imperium zu gründen. Eine erste Idee für den Namen stand schon bereit: "Trump TV". Vier Jahre später ist das wieder eine verlockende Option für den Showman.

Mit seinem Haussender "Fox News" ist Trump ohnehin unglücklich. Während dessen einflussreiche Meinungsmacher in den Abendshows treu an seiner Seite standen, berichtete die Nachrichtenredaktion Trump zu unabhängig – auch über den Ausgang der Wahl.

Die Option 2024

Manche seiner Berater erwarten auch, dass Trump umgehend seine Absicht erklären könnte, bei der Wahl 2024 noch einmal anzutreten. Er wäre dann 78 Jahre alt. Ob er einen Wahlkampf dann wirklich noch einmal auf sich nehmen will, ist eine ganz nachrangige Frage. Allein die Erklärung der Kandidatur ermöglicht ihm zweierlei: Er könnte weiter seine geliebten Rallys abhalten und Wahlkampfspenden einsammeln.

Eine noch nicht zu beantwortende Frage ist, wie sich die wichtigen Politiker der Republikaner ihm gegenüber verhalten. Momentan geben ihm viele etwa noch Zeit für seine Anfechtungen der Wahl. Bleiben sie ihm ergeben?

Den Privatmann Trump erwarten zahlreiche unangenehme Dinge, vor denen er dank der Immunität für Präsidenten geschützt war: Es gibt mehrere Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung oder Verstoß gegen die Wahlkampffinanzierung und Forderungen seiner Gläubiger wie der Deutschen Bank.

Das persönliche Schicksal Donald J. Trumps ist damit unklarer als das seiner Art der Politik. Der Populismus, der um die Identität weißer Amerikaner kreist, hat die republikanische Partei momentan fest im Griff. Vier Jahre Trump haben im politischen System die Grenzen des Sagbaren geweitet.

Wie Trumps letzte Kapitel als Präsident und erste als Ex-Präsident aussehen, weiß noch niemand, er selbst wohl auch nicht. Die Methode Trump allerdings, das ist sicher, wird Amerika erhalten bleiben.

Verwendete Quellen
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