Ergebnisse der US-Wahl Warum es am Dienstag wohl noch keinen Sieger geben wird
Am Dienstag wählen die USA ihren neuen Präsidenten. Doch wann steht der Sieger fest? Zeitverschiebung und ein anderes Wahlsystem machen es schwer, eine Prognose zu treffen.
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Im Idealfall steht am Mittwoch der neue Präsident fest: Präsident Donald Trump würde sich dann auf seine zweite Amtszeit vorbereiten oder sein Herausforderer Joe Biden auf seine Amtsübernahme im Januar. Falls ein Kandidat mit großer Mehrheit gewinnen sollte, könnte es so kommen. Falls es knapp werden sollte, könnten die Wahlergebnisse noch länger auf sich warten lassen. Doch wie lang genau? Ein Überblick:
Wann wird abgestimmt?
Die USA erstrecken sich über mehrere Zeitzonen. Die ersten Wahllokale im nordöstlichen Bundesstaat Vermont öffnen am Dienstag ab 5 Uhr (11 Uhr MEZ). Ab 6 Uhr folgen viele Staaten an der Ostküste, danach das Zentrum des Landes. Im Westküstenstaat Kalifornien öffnen die Wahllokale um 7 Uhr (16 Uhr MEZ).
Hawaii und Alaska sind die Schlusslichter in der langen Reihe der Staaten. Die Inselbewohner können ihre Stimme bis 6 Uhr MEZ am Mittwochmorgen abgeben. Auch in weiten Teilen Alaskas sind die Wahllokale bis 6 Uhr MEZ geöffnet, auf den Aleuten noch eine Stunde länger, bis 7 Uhr MEZ. Mit Schließung der Wahllokale im nördlichsten Bundesstaat ist die US-Wahl beendet.
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Briefwähler konnten schon Wochen vor der Wahl abstimmen. Zudem bieten die meisten Bundesstaaten vorab bereits die Möglichkeit einer Abstimmung in Wahllokalen an. 2016 waren auf diesen beiden Wegen rund 40 Prozent der Stimmen schon vor dem Wahltag abgegeben worden. Dieses Jahr scheinen es noch mehr zu werden: Wenige Tage vor der Wahl hatten Forschern zufolge bereits rund 80 Millionen Amerikaner abgestimmt.
Wann ist mit dem Wahlergebnis zu rechnen?
Bei den vergangenen Präsidentenwahlen stand der Sieger meist noch in der Wahlnacht fest. Experten gehen aber davon aus, dass in diesem Jahr wegen der Pandemie wesentlich mehr Menschen per Briefwahl abstimmen werden. Daher könnte sich die Auszählung der Stimmen deutlich verzögern – um einige Tage oder sogar noch länger.
Das US-Wahlrecht wird vor allem von den Bundesstaaten bestimmt. Mancherorts dürfen sogar noch am Wahltag abgesendete Briefwahl-Stimmzettel gezählt werden, zudem ist die Auszählung dieser Stimmen komplexer, etwa wegen eines nötigen Abgleichs der Unterschriften der Wähler. Wenige Tausend Stimmen könnten über den Wahlausgang in einem Staat entscheiden. Die Verantwortlichen in mehreren Bundesstaaten, darunter die Swing States Pennsylvania, Michigan und Wisconsin, haben gewarnt, die Auszählung könnte bis Freitag den 6. November dauern.
Zudem wollen Umfragen zufolge mehr Demokraten als Republikaner die Briefwahl nutzen. Daher könnten die ersten Auszählungsergebnisse aus den Wahllokalen mancherorts Trump in Führung sehen, die Auszählung der Briefwahlunterlagen letztlich aber Biden zum Sieg verhelfen. In einzelnen Bundesstaaten könnte es zudem auch Klagen und Forderungen nach einer Neuauszählung geben – die das Endergebnis weiter verzögern würden.
Im Jahr 2000 etwa stand das Ergebnis im Bundesstaat Florida, das letztlich auch über die Präsidentenwahl entschied, erst gut einen Monat nach der Wahl fest. Der Rechtsstreit ging bis vor das Oberste Gericht in Washington.
Wer gibt die Wahlergebnisse bekannt?
Es gibt in den USA keine Wahlbehörde, die zeitnah die Ergebnisse für das ganze Land bekanntgeben würde. Resultate werden nach und nach vor Ort – also in Wahllokalen, Bezirken und Bundesstaaten – bekanntgegeben. Eine wichtige Rolle kommt daher großen US-Medien zu, die örtliche Ergebnisse zusammentragen und diese teils mit anderen Daten kombinieren, um zu prognostizieren, wer eine Wahl gewonnen hat. Als sehr verlässlich gelten die von der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) ermittelten Ergebnisse.
Wo kann man die Wahl verfolgen?
Die Wahlnacht wird auf "ARD" live und im Free-TV übertragen. Auch "ZDF" überträgt sie im Livestream sowie "RTL" und "TVNow". Auf n-tv lassen sich Impressionen der Wahlnacht mitverfolgen. Die Sender "phoenix" und "WELT" berichten ebenfalls live über das Wahlgeschehen.
Wie geht es nach der Wahl weiter?
Am 14. Dezember stimmen die 538 Wahlfrauen und Wahlmänner (Was es mit dem verrückten Wahlsystem in den USA auf sich hat, lesen Sie hier.) in ihren Bundesstaaten ab, was im Idealfall nur eine Formsache ist und das Ergebnis aus den Bundesstaaten widerspiegelt. Am 6. Januar wird im US-Kongress ab 19 Uhr MEZ bei einer gemeinsamen Sitzung der beiden Parlamentskammern offiziell bekanntgegeben, wer der nächste Präsident und Vizepräsident sein wird. Der neue Präsident leistet dann am 20. Januar bei einer festlichen Zeremonie vor dem Kapitol in Washington ab 18 Uhr MEZ seinen Amtseid ab ("Inauguration").
- Nachrichtenagentur dpa
- Frankfurter Rundschau: "US-Wahl 2020: Die Wahnacht live im TV und Live-Stream. Alle Sender, alle Termine"