Trotz vieler Unsicherheiten So plant Trump sein Corona-Comeback
Donald Trump bekam trotz seiner Covid-Erkrankung die Erlaubnis vom Arzt, noch diese Woche wieder Wahlkampf zu machen. Der Präsident will nun in den wichtigen Staaten Florida und Pennsylvania auftreten.
US-Präsident Donald Trump will nach seiner angeblich bereits auskurierten Covid-19-Erkrankung wieder voll durchstarten: Schon für dieses Wochenende hat er die ersten großen Auftritte geplant. Sein Leibarzt erklärte die Behandlung am Donnerstagabend für abgeschlossen. Von Samstag an dürfe der US-Präsident wieder öffentliche Termine absolvieren.
Noch am selben Tag will Trump eine Wahlkampfveranstaltung in Florida abhalten. Einzelheiten waren bis zum Freitagmorgen nach US-Ostküstenzeit noch nicht bekannt. Trump aber gab sich in einem Interview am Donnerstag entschlossen. "Ich denke, ich werde versuchen, am Samstag eine Kundgebung abzuhalten, wenn wir genug Zeit haben, alles vorzubereiten", sagte er bei Fox News.
Bereits tags darauf ist die nächste Veranstaltung geplant, diesmal in Pennsylvania. Mitte der Woche hatte eine Reporterin der New York Times berichtet, Trump wolle Anfang der kommenden Woche eine Kundgebung in Pittsburgh, der zweitgrößten Stadt in Pennsylvania, abhalten. Die zuständige Bezirksregierung erklärte, ihr lägen bislang weder eine Anfrage noch andere Informationen vor.
Kampf um die "battleground states"
Die beiden Bundesstaaten Florida und Pennsylvania werden am Wahltag besonders im Fokus stehen, es werden Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet. Jüngste Umfragen sahen dort Trumps demokratischen Herausforderer Joe Biden vorn. Der Präsident muss aufholen. Wohl deshalb drängt er nun so rasch auf die Wahlkampfbühne zurück.
Seine Sprecherin Kayleigh McEnany betonte am Freitag, der US-Präsident sei breit, loszulegen, sobald er das OK seiner Ärzte habe. "Er möchte zum amerikanischen Volk sprechen, er will da rausgehen." Der Samstag sei logistisch schwierig, so McEnany. Die Entscheidung liege nun bei seiner Kampagne.
Empörung über Trumps Gebahren
Die Ankündigung des US-Präsidenten, so früh nach seinem Krankenhausaufenthalt wieder öffentlich in den Wahlkampf einzusteigen, löste mitunter empörte Reaktionen aus. Viele halten Trumps Gebahren für unverantwortlich und sehen darin eine mögliche Gefährdung seiner engen Mitarbeiter aber auch für mögliche Besucher bei den geplanten Veranstaltungen.
Denn weiterhin bleibt unklar, wie es aktuell wirklich um die Gesundheit des Präsidenten bestellt ist, und ob er eventuell noch ansteckend ist. Seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus am Montag hat sich Trump nicht mehr vor Kameras blicken lassen. Sein Stab weigert sich zu sagen, wann Trump zuletzt einen negativen Corona-Test hatte. Es wird nur stets betont, dass der Präsident keine Krankheitssymptome mehr habe.
Allerdings musste er in einem gut 20-minütigen Telefoninterview mit dem TV-Sender Fox News am Donnerstagabend (Ortszeit) zwei Mal mitten im Satz wegen Problemen mit der Stimme pausieren und husten. Er solle am Freitag wieder getestet werden, sagte Trump. Zuvor hatte er eine entsprechende Frage von Moderator Sean Hannity zwei Mal ignoriert.
Leibarzt: "Erwarte die sichere Rückkehr des Präsidenten zu diesem Zeitpunkt"
Trumps Leibarzt Sean Conley machte nur vage Angaben dazu, warum der Präsident wieder in die Öffentlichkeit dürfe. Der kommende Samstag werde der zehnte Tag nach Trumps positivem Coronavirus-Test am Donnerstag vergangener Woche sein, schrieb Conley in einem Gesundheits-Update. "Ich erwarte die sichere Rückkehr des Präsidenten zu öffentlichen Terminen zu diesem Zeitpunkt." Conley verwies auch auf "die Kurve bei fortschrittlicher Diagnostik".
Zehn Tage gelten generell als die Zeit, nach der Corona-Patienten nicht mehr ansteckend sind. Allerdings weisen Experten darauf hin, dass dies vor allem für leichte Fälle gelte und der Zeitraum in Einzelfällen sowie je nach Behandlung unterschiedlich sein kann. "Ich denke nicht, dass ich ansteckend bin", sagte Trump in einem weiteren Telefoninterview mit Fox.
Demokraten sehen Realitätsverlust bei Trump
Die Demokraten ziehen mittlerweile Trumps Amtsfähigkeit in Zweifel. Die Vorsitzende des von den Demokraten kontrollierten Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, sagte, der Präsident leide an "einem Realitätsverlust, der lustig wäre, wenn er nicht so tödlich wäre". Pelosi bezog sich auf die bereits mehr als 210.000 Corona-Toten in den USA.
"Der Präsident befindet sich derzeit in einem, sagen wir mal, veränderten Zustand", sagte Pelosi zu Bloomberg. "Ich weiß nicht, was ich von seinem Verhalten halten soll." Die Oppositionsführerin verwies darauf, dass Trump unter anderem mit entzündungshemmenden Steroiden behandelt wurde. Bei einer solche Behandlung sei eine "Beeinträchtigung des Urteilsvermögens" möglich, sagte Pelosi.
Zweites TV-Duell wohl gescheitert
Derweil ist das für kommende Woche geplante zweite TV-Duell zwischen Trump und seinem Herausforderer Joe Biden abgesagt worden. Trump sagte am Donnerstag seine Teilnahme an der Debatte ab, nachdem die Organisatoren wegen der Corona-Infektion des Präsidenten auf ein virtuelles Format ausweichen wollten. Sein Wahlkampfteam forderte später, die Debatte auf das Datum der geplanten dritten Debatte zu verschieben, den 22. Oktober. Die dritte Debatte wiederum solle um eine Woche auf den 29. Oktober verschoben werden.
Am Donnerstagabend dann schlug Trumps Wahlkampfmanager Bill Stepien, der wegen einer Corona-Infektion derzeit in häuslicher Quarantäne ist, den nächsten Haken. Nach dem positiven Befund von Trumps Leibarzt Sean Conley könne das Duell nun doch wie ursprünglich geplant am kommenden Donnerstag stattfinden. Darauf ließen sich die Organisatoren aber nicht mehr ein. Joe Biden hatte sich ohnehin anderweitig verplant: Er will am Abend des 15. Oktober allein auf Fragen von Bürger antworten, erklärte Bidens Kampagnen-Managerin Kate Bedingfield. Der Sender ABC will das Townhall-Meeting übertragen.
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP
- Bericht der "Washington Post"