"Er war in großer Not" Trump verteidigt mutmaßlichen Todesschützen von Kenosha
Bei Protesten in Kenosha wurden zwei Demonstranten erschossen. Ein 17-Jähriger ist wegen Mordes angeklagt – er ist ein Anhänger von US-Präsident Trump. Der stellt die tödlichen Schüsse nun als Notwehr da.
US-Präsident Donald Trump hat den wegen Mordes angeklagten 17-Jährigen, der bei Protesten in Kenosha um sich geschossen hat, in Schutz genommen. "Er hat versucht, von ihnen wegzukommen und dann ist er gefallen und dann haben sie ihn sehr heftig angegriffen", sagte Trump am Montag zu dem Vorfall. "Ich denke, er war in großer Not, er wäre wahrscheinlich getötet worden." Der 17-jährige Kyle Rittenhouse schoss bei Protesten mit einem Sturmgewehr auf drei Demonstranten, zwei starben. Rittenhouse wurde als Erwachsener wegen zwei Mordfällen ersten Grades und eines Mordversuchs angeklagt. Sein Anwalt hat angekündigt, er werde auf Notwehr plädieren.
Trump wird am Dienstag in Kenosha im US-Bundesstaat Wisconsin erwartet. In der Stadt kommt es seit Tagen zu Protesten und Ausschreitungen, seit ein Polizist bei einer versuchten Festnahme dem 29-jährigen Jacob Blake mehrfach in den Rücken geschossen und schwer verletzt hatte.
Trump wird Angehörige von Jacob Blake voraussichtlich nicht besuchen
Während seines geplanten Besuchs in Kenosha wird Trump voraussichtlich nicht mit der Familie des dort durch Polizeischüsse schwer verletzten Afroamerikaners Jacob Blake zusammentreffen. Trumps Besuchsprogramm sehe laut aktuellem Stand ein Treffen mit Angehörigen Blakes nicht vor, sagte am Montag die Sprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany.
Der Präsident will nach ihren Angaben in der Stadt im Bundesstaat Wisconsin mit Mitliedern der örtlichen Sicherheitskräfte sowie Eigentümern von Geschäften zusammentreffen sowie bei den Ausschreitungen der vergangenen Tage verursachte Schäden besichtigen. Trump hat die teils gewaltsamen Proteste in Kenosha scharf verurteilt, sich zu den Polizeischüssen auf Blake selbst aber nicht geäußert.
Der Präsident sagte nun, er habe bislang nicht mit Angehörigen Blakes gesprochen, jedoch mit dem Pastor der Familie. Dieser sei ein "wunderbarer Mann". Blakes Familie wolle aber, dass bei einem Gespräch mit ihm – Trump – ein Anwalt zugegen sei, sagte der Präsident. Dies halte er nicht für "angemessen". Ein weißer Polizist hatte den 29-jährigen Blake am 23. August durch sieben Schüsse in den Rücken schwer verletzt. Der erneute Fall von Polizeigewalt gegen Afroamerikaner löste Empörung und Proteste aus
Gewalt in US-Städten wird zum zentralem Wahlkampfthema
Vor dem Hintergrund von Trumps zentralem Wahlkampfthema Recht und Ordnung lehnte der republikanische Präsident ab, die Gewalttaten seiner Anhänger zu verurteilen und wirft den "linken Demokraten" vor, "Aufruhr und Anarchie" im Land zu schüren. In einem Amerika unter Joe Biden gebe es keine Sicherheit.
Der Demokrat Biden, Trumps Herausforderer bei den Wahlen am 3. November, zeichnet Trump für die Gewalt im Land verantwortlich. "Dieser Präsident hat vor langer Zeit jede moralische Führung in diesem Land eingebüßt", sagte Biden während eines Wahlkampfauftritts in Pittsburgh am Montag. "Er kann die Gewalt nicht aufhalten – weil er sie jahrelang geschürt hat.
- Nachrichtenagenturen Reuters und afp