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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Kranke Mentalität" Trumps Wunsch-Botschafter stänkerte gegen Deutschland
Der designierte US-Botschafter in Berlin hat die Deutschen mehrfach heftig kritisiert. CNN berichtet von "fremdenfeindlichen und rassistischen Kommentaren". Kostet ihn das den Job?
Der designierte Berlin-Botschafter der USA hat Deutschlands Politik in der Flüchtlingskrise und den Umgang mit der Geschichte in den vergangenen Jahren wiederholt mit harschen Worten kritisiert. So bezeichnete Douglas Macgregor das Konzept von Deutschlands Vergangenheitsbewältigung als "kranke Mentalität".
In einem Interview im Jahr 2018 sagte Macgregor: "Es gibt eine Art kranker Mentalität, die besagt, dass Generationen um Generationen für etwas büßen müssen, was in dreizehn Jahren deutscher Geschichte passiert ist, und die anderen 1.500 Jahre Deutschland ignorieren." Der Nachrichtensender CNN machte diese und andere Äußerungen im Zuge einer Recherche am Dienstag öffentlich.
CNN attestiert Macgregor eine "Geschichte fremdenfeindlicher und rassistischer Kommentare über Einwanderer und Flüchtlinge in Deutschland und den USA." So behauptete der frühere Oberst der US-Armee in einem Interview im Jahr 2018, dass die Bundesrepublik kein Geld in die Bundeswehr stecke und es stattdessen für "muslimische Invasoren" ausgebe.
"Extrem bizarre Regierung" in Berlin
Macgregor sprach damals mit Bezug auf die Bundesregierung von einer "extrem bizarren Regierung, die sich mehr darum schert, kostenlose Dienste für Millionen ungewollter muslimischer Invasoren anzubieten, um es deutlich zu sagen, als um die Streitkräfte zur Verteidigung ihres Landes". Die Flüchtlinge, sagte er in einem weiteren Gespräch im Jahr 2016, kämen mit dem Ziel, "Europa in einen islamischen Staat zu verwandeln".
Donald Trump hatte Macgregor Ende Juli als neuen Deutschland-Botschafter nominiert. Schon zur Bekanntgabe der Personalie wurden frühere kritische Äußerungen Macgregors über die Berliner Verteidigungspolitik diskutiert. (Hier lesen Sie mehr über Macgregor und die Hintergründe seiner Berufung.) Die nun von CNN hervorgeholten Aussagen sind allerdings in Inhalt und Ton extremer.
Die Äußerungen wecken Erinnerungen an seinen Vorgänger Richard Grenell, der zu seinem Amtsantritt ebenfalls per Interview Partei für Einwanderungsgegner in Europa ergriffen hatte und während seiner Amtszeit auch sonst für großen Unmut in Berlin sorgte.
Zweifel an einer Bestätigung Macgregors
Macgregor muss, um sein Amt in Berlin antreten zu können, vom US-Senat mit einfacher Mehrheit bestätigt werden. Schon vor den neuen Berichten gab es in Washington große Zweifel daran, dass es vor der Präsidentschaftswahl im November noch dazu kommen würde.
Interessieren Sie sich für US-Politik? Unser Washington-Korrespondent Fabian Reinbold schreibt über seine Arbeit im Weißen Haus und seine Eindrücke aus den USA unter Donald Trump einen Newsletter. die dann einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Bestätigung Macgregors kommt, dürfte nun weiter sinken. In den früheren Interviews forderte Macgregor auch eine harte Hand gegen Einwanderer an der US-Südgrenze zu Mexiko, die "keine Fähigkeiten und die falsche Kultur" in die USA brächten. Es handelt sich dabei vor allem um Gespräche auf dem Sender Fox News und in konservativen Radio-Sendungen.
Eine Äußerung zum Ukraine-Krieg
Während des Ukraine-Kriegs im Jahr 2014 sagte in er einem Gespräch mit dem vom russischen Staat kontrollierten Sender RT, dass Bewohner der Ost- und Südukraine eindeutig Russen seien und es einen Bedarf für die Anerkennung dieses Umstands gebe. Die EU und USA halten die Annexion der Krim durch Russland und den Krieg im Donbass für illegal und haben Moskau deshalb mit Sanktionen belegt.
Das Weiße Haus verteidigte Macgregor im Zuge des CNN-Berichts als "enorm qualifiziert". Tatsächlich klingen seine Äußerungen, auch wenn sie im Kongress für Widerstand sorgen dürften, nicht grundlegend anders als Aussagen von Präsident Trump.
Zwischen Washington und Berlin herrschen momentan starke Verstimmungen. Am vergangenen Mittwoch hatte das Pentagon die Pläne für den Abzug von 12.000 US-Soldaten aus Deutschland bekanntgegeben. Trump rechtfertigt den Vorgang mit Deutschlands zu geringen Ausgaben für Verteidigung – auch diese Sicht teilt er mit seinem Wunsch-Botschafter Macgregor.