"Wir schützen sie vor Russland" Trump übt heftige Kritik an Deutschland
Donald Trump ist Gegner der geplanten Gaspipeline Nord Stream 2. Bei einem Treffen mit seinem polnischen Amtskollegen spricht er erneut über Sanktionen. Auch US-Truppen könnten aus Deutschland abgezogen werden.
US-Präsident Donald Trump hat in puncto Energieversorgung deutliche Kritik an Deutschland geäußert. Er sagte auf die Frage, ob er Sanktionen gegen die geplante Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland erwäge: "Das ist etwas, das wir uns anschauen und worüber ich nachdenke", sagte Trump am Mittwoch bei einem Treffen mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda in Washington. Er fügte hinzu: "Wir schützen Deutschland vor Russland, und Russland bekommt Abermilliarden Dollar von Deutschland."
Trump warnte, Deutschland begebe sich mit der Pipeline in Abhängigkeit und könne im schlimmsten Fall zur "Geisel Russlands" werden. Er betonte aber, am Ende liege die Entscheidung über das Projekt bei Deutschland. Nord Stream 2 soll unter Umgehung von Polen und der Ukraine Gas von Russland nach Deutschland liefern. Trump und Duda lehnen die Pipeline ab, an der die Bundesregierung festhält.
Trump machte keine Angaben dazu, gegen wen etwaige Sanktionen gerichtet sein könnten. Die US-Senatoren Ted Cruz und Jeanne Shaheen hatten im Mai einen parteiübergreifenden Gesetzesentwurf in den Senat eingebracht, der Sanktionen gegen die Betreiber jener Schiffe vorsieht, mit denen die Gas-Pipeline im Meer verlegt wird.
Die USA versuchen, ihr im Überfluss vorhandenes Gas in Europa zu verkaufen. Mit Polen haben die USA einen über fünf Jahre laufenden Liefervertrag unterzeichnet. Polen hat ein eigenes Terminal gebaut, wo Schiffe mit US-Gas an Bord anlegen können.
Verlegung von US-Truppen nach Polen
Außerdem erwägt der US-Präsident offenbar die Verlegung amerikanischer Truppen von Deutschland nach Polen. Trump sagte, es sei geplant, die US-Truppenpräsenz in Polen zu erhöhen. Im Gespräch seien 2.000 zusätzliche Soldaten. Eine abschließende Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Trump betonte, es würden keine zusätzlichen Truppen geschickt, sondern es gehe darum, innerhalb Europas Truppen zu verlegen – aus Deutschland oder von anderen Orten.
Trump wiederholte seine Kritik an den seiner Ansicht nach zu niedrigen Verteidigungsausgaben Deutschlands. Deutschland komme seinen Verpflichtungen innerhalb der Nato nicht nach, sagte er. "Deutschland steht bei einem Prozent, sie sollten bei zwei Prozent sein." Gemeint ist der Anteil der Militärausgaben am deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP). Polen dagegen halte sich an Absprachen, lobte Trump.
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Die Nato hat auf ihrem Gipfel in Wales 2014 beschlossen, dass sich jeder Mitgliedstaat bis 2024 dem Ziel annähern soll, zwei Prozent des BIP für Verteidigung auszugeben. Die Bundesregierung hat versprochen, bis zu diesem Datum auf 1,5 Prozent zu kommen. In der mittelfristigen Finanzplanung ist das bisher aber nicht abgebildet.
Trump sprach von 52.000 derzeit in Deutschland stationierten US-Soldaten. Wie der Präsident auf diese Zahl kam, war zunächst unklar. Tatsächlich sind rund 35.000 US-Soldaten hierzulande stationiert.
Schutzmacht gegen russische Bedrohung
Der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, hatte im vergangenen September verkündet, dass die Truppen um 1.500 Soldaten aufgestockt werden sollen. Sie sind aber noch nicht da.
Derzeit sind etwa 4.000 US-Soldaten in Polen stationiert. Die dortige Regierung wirbt seit längerem um eine Aufstockung der amerikanischen Truppen dort. Viele Polen sehen in den USA die Schutzmacht gegen eine russische Bedrohung, die an der Ostflanke der Nato seit Beginn der Ukrainekrise besonders stark wahrgenommen wird. Duda hatte auch eine permanente US-Militärbasis in seinem Land ins Gespräch gebracht, die er dem US-Präsidenten zu Ehren den Namen "Fort Trump" geben will.
Trump sagte, Polen wolle eine militärische Einrichtung von "Weltklasse" errichten. Auf die Frage nach dem Namen dafür sagte er: "Das ist ihre Entscheidung. Sie können es nennen, wie sie wollen."
"Ich bin überhaupt nicht besorgt"
Der US-Präsident nahm die polnische Regierung demonstrativ in Schutz gegen Vorwürfe, dass sie die Rechtsstaatlichkeit in dem Land aushöhle. Auf die Frage, ob er besorgt sei über mögliche Rückschritte in Sachen Demokratie in Polen, sagte Trump bei dem Treffen mit Duda: "Ich bin überhaupt nicht besorgt." Duda selbst erwiderte auf die Frage von Journalisten zum Zustand der Demokratie in Polen: "Es gibt keine Probleme mit der Demokratie in Polen. Alles ist hervorragend."
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Die EU klagt seit langem über den Zustand des Justizsystems in Polen und über eine systematische politische Einflussnahme der Regierung auf Richter. Die EU-Kommission hatte wegen der umstrittenen Justizreformen der nationalkonservativen Regierung in Warschau bereits mehrere Vertragsverletzungsverfahren eröffnet und Klagen beim Europäischen Gerichtshof erhoben. Ende 2017 leitete sie gegen Polen sogar ein Rechtsstaatsverfahren nach Artikel 7 der EU-Verträge ein. Dieses könnte bis zum Entzug der Stimmrechte für Polen führen.
- Nachrichtenagentur dpa