Abgesagtes Soldatengedenken Sturm der Entrüstung über Donald Trump
Die Kritik an US-Präsident Trump wegen des angeblich wetterbedingt abgesagten Besuchs eines Soldatenfriedhofs reißt nicht ab. Am Sonntag besuchte Trump nun einen anderen Soldatenfriedhof – auch dort regnete es.
Weil es regnete, hat US-Präsident Donald Trump am Samstag seine Teilnahme an einer Gedenkveranstaltung auf einem US-Soldatenfriedhof nahe Paris abgesagt. "Erbärmlich und unzulänglich" nannte ihn daraufhin der Enkel des ehemaligen britischen Premierminister Winston Churchill, der konservative Politiker Nicholas Soames. Trump sei nicht in der Lage, die USA zu repräsentieren. Der belgische Liberale Guy Verhofstadt, erinnerte im Kurzbotschaftendienst Twitter in einer offensichtlichen Anspielung an den Ersten Weltkrieg: "Ein bisschen Regen stoppte das Töten nicht."
John Kerry: "Regen stoppte die Veteranen nicht"
Und auch in den USA sieht sich Trump seit der Absage einem Sturm der Entrüstung in sozialen Medien ausgesetzt. Der ehemalige Präsidentschaftskandiat für die Demokraten, John Kerry, schrieb auf Twitter: "Diese Veteranen, die der Präsident sich nicht bemühte zu ehren, kämpften im Regen, im Schlamm, im Schnee – und viele starben in den Gräben für die Freiheit. Regen stoppte sie nicht – und hätte auch keinen amerikanischen Präsidenten stoppen sollen."
Vielfach teilten Nutzer Bilder des ehemaligen Präsidenten Barack Obama im Regen. Unter anderem hatte sich Obama trotz widriger Wetterverhältnisse nicht von einer Rede zum in den USA wichtigen Memorial Day abhalten lassen, der jährlich an gefallene US-Soldaten erinnert. Ein ehemaliger Berater Obamas schrieb: "Es gibt immer eine Regen-Option. Immer." Einige – wie der ehemalige Geheimdienstler John Schindler – erinnerten in diesem Zusammenhang auch an Präsident Harry S. Truman, der sich während des Ersten Weltkriegs freiwillig zur Armee meldete und bis zum Waffenstillstand kämpfte. Trump wurde bereits im Wahlkampf vorgeworfen, dass er nie in der Armee gedient habe.
Trump schmähte bereits John McCain
Die "Washington Post" rief in ihrem Kommentar in Erinnerung, wie abschätzig sich Trump über den in den USA als Kriegshelden gefeierten, nun verstorbenen, US-Senator John McCain geäußert hatte. "Es scheint, dass Soldaten, die gefangen genommen wurden, nicht die einzigen sind, die Präsident Trump nicht mag. Er interessiert sich offenbar auch nicht für diejenigen, die für ihr Land starben."
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Am Sonntag besuchte Trump schließlich planmäßig einen anderen US-Soldatenfriedhof in Suresnes bei Paris. Auch dort regnete es. Das Weiße Haus teilte mit, Trump wolle mit seinem Besuch die Amerikaner ehren, "die im Ersten Weltkrieg gekämpft haben und gestorben sind". In seiner Rede sagte Trump: "Es ist unsere Pflicht, die Zivilisation zu bewahren, die sie verteidigten, und den Frieden zu schützen, für den sie so edelmütig vor einem Jahrhundert ihr Leben gaben." Zuvor hatte Trump gemeinsam mit rund 70 anderen Staats- und Regierungschefs an den Gedenkfeierlichkeiten zum Ende des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren am Triumphbogen teilgenommen.
- eigene Recherchen
- mit Material von dpa