Der Erste Weltkrieg in Bildern: Faszinierende Dokumente aus einer anderen Welt
Sarajevo, 28. Juni 1914. Der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Frau Sofie sind zu Besuch in der bosnischen Hauptstadt, um sich Militärübungen ihrer Truppen anzusehen. Die Regierung in Wien ignorierte Warnungen vor einem Attentat.
Der Attentäter wird festgenommen. "Mlada Bosna" ("Junges Bonsien"), zu der Princip gehört, will die Loslösung Bosnien-Herzegowinas aus der Donaumonarchie erzwingen. Außerdem tritt die selbsternannte revolutionäre Befreiungsorganisation für die Gründung eines Großserbischen Reiches ein.
Aus einem regional begrenzten Konflikt zwischen Österreich-Ungarn und Serbien wird innerhalb weniger Tage ein Weltkrieg. Kaiser Wilhelm II. (im Bild) erklärt am 1. und 3. August Serbiens Schutzmächten Russland, das bereits die Generalmobilmachung ausgerufen hat, und Frankreich den Krieg. Franzosen, Russen und Briten sind seit 1907 in der "Triple Entente" verbündet - ein Umstand, der auch England, das zudem Schutzmacht des neutralen Belgiens ist, in den Krieg hineinzieht.
Die Deutschen müssen somit einen Zweifrontenkrieg führen: Nach dem "Schlieffen-Plan" sollen die Streitkräfte vom Nordosten her über das neutrale Belgien auf Frankreich vorrücken und die französischen Armeen mit einem großräumigen Angriff möglichst schnell schlagen, um sich anschließend im Osten gegen Russland zu wenden.
Es geht - wie schon unter Bismarck 1870/71 - mal wieder gegen den "Erzfeind" Frankreich. Ein 70-jähriger Freiwilliger im August 1914 neben einem Zug in Richtung Westfront.
Beim Angriff auf Frankreich verletzt Deutschland die Neutralität Belgiens und Luxemburgs. Das ruft die Schutzmacht Großbritannien, das eigentlich eher Interesse an Handelsbeziehungen zum Deutschen Reich hat, auf den Plan. Das Königreich erklärt Deutschland am 4. August den Krieg.
Die Franzosen lassen sich nicht so schnell besiegen. Die Schlacht um Verdun (1916) wird zum Symbol für die ganze Brutalität und Sinnlosigkeit des Krieges: Es ist ein Stellungs- und Grabenkrieg mit Materialschlachten, Millionen Opfern und nur geringfügigen Geländegewinnen.
Ein Grund für das Scheitern des "Schlieffen-Plans" ist die britische Luftaufklärung. Von Ballons über Zeppeline bis hin zu Jagdfliegern weitet sich der Luftkrieg im Laufe der Jahre aus: Städte werden bombardiert, aber auch als ritterlich empfundene Duelle in der Luft ausgefochten.
Im Februar 1915 eröffnet Deutschland den U-Boot-Krieg, schränkt ihn aber nach der Versenkung des britischen Passagierschiffes "Lusitania" mit 1198 Menschen an Bord am 7. Mai wieder ein. Die größte Seeschlacht findet in der Nordsee vor dem Skagerrak statt. Die deutsche Hochseeflotte und die britische "Grand Fleet" bekämpfen sich im Mai/Juni 1916 mit bis zu 250 Schiffen. Eine Wende im Krieg bringt die gewonnene Schlacht für die Deutschen nicht.
Deutschland setzt im April 1915 erstmals Chlorgas ein. Das markiert den Beginn des Gaskrieges, in dessen Verlauf immer wirksamere chemische Waffen zum Einsatz kommen. Sie töten nur relativ wenige Menschen, aber die psychologische Wirkung ist enorm. Bei schlechten Windverhältnissen setzen die Truppen sich ihren eigenen Kampfstoffen aus. Als verheerendste Waffe erweist sich allerdings das Maschinengewehr.
Im Juni 1916 starten die Briten eine Großoffensive. Die Schlacht an der französischen Somme im Norden Frankreichs, die verlustreichste des Krieges, beginnt. Bis November sterben über eine Million Briten, Franzosen und Deutsche - für einen minimalen Landgewinn der Alliierten. Im Dezember unterbreiten die Mittelmächte (Deutschland, Österreich-Ungarn, Bulgarien, Osmanische Reich) den Alliierten ein Friedensangebot, das jedoch abgelehnt wird.
Wann immer eine Seite den Angriff wagt, erleidet sie im Sperrfeuer aus den Schützengräben zwei- bis fünfmal so hohe Verluste wie die Verteidiger. Die müssen in ihren Gräben und Stollen zwar unter anderem mit Hunger und gierigen Ratten fertig werden; sie finden aber auch Schutz. Im Bild sind französische Infanteristen und dahinter Panzer zu sehen. Diese werden erstmals im September 1916 von den Briten eingesetzt. Sie spielen eine wachsende, aber keine entscheidende Rolle.
Oktoberrevolution in Russland: Während ihre Truppen an der Ostfront noch gegen Deutschland kämpfen, übernehmen die kommunistischen Bolschewiki im November 1917 gewaltsam die Macht. Die neue Sowjetregierung schließt am 3. März 1918 mit den Mittelmächten den Friedensvertrag von Brest-Litowsk. Aber auch das bringt den Deutschen den Sieg nicht.
Die im Osten nun nicht mehr gebundene deutsche Armee bläst 1918 zur Frühjahrsoffensive im Westen - dies aber letztlich erfolglos, auch wenn zwischenzeitlich nur wenig zum Sieg fehlt. Zerrieben durch die britische Seeblockade und die Gegenoffensive der entscheidend durch die USA verstärkten Alliierten, räumt die Militärführung die Gefahr des Zusammenbruchs ein. Der stellvertretende Chef der Obersten Heeresleitung, Erich Ludendorff (im Bild), fordert die Aufnahme von Waffenstillstandsverhandlungen.
Kieler Matrosenaufstand: Die Hochseeflotte ist noch intakt, dem Feind aber hoffnungslos unterlegen. Der Befehl vom 24. Oktober 1918, sich in einer letzten Schlacht mit den Briten zu opfern, führt zu Meutereien und dem Kieler Matrosenaufstand Anfang November. Am 9. November dankt Kaiser Wilhelm II. ab und Philipp Scheidemann (SPD) ruft die Republik aus.
Das Ende: Im französischen Compiègne unterzeichnet die Oberste Deutsche Heeresleitung am 11. November ein Waffenstillstandsabkommen mit den Alliierten. Am 28. Juni 1919 unterzeichnet Deutschland den Versailler Vertrag (Bild). Deutschland und seine Verbündeten werden als "Urheber aller Verluste und aller Schäden" bezeichnet. Deutschland muss horrende Reparationen zahlen und große Gebiete abtreten. Die einseitige Schuldzuweisung und deren Akzeptanz ist ein Grund für den Aufstieg des Nationalsozialismus.
Kriegsveteranen in Berlin: Der Erste Weltkrieg fordert fast 10 Millionen Tote und etwa 20 Millionen Verwundete unter den Soldaten. Die zivilen Opfer werden auf weitere 7 Millionen geschätzt.