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Charlottesville: Donald Trump verharmlost rechtsradikale Gewalt


"Feine Leute auf beiden Seiten"
Trump verteidigt rechten Protest in Charlottesville

Von dpa, afp, reuters, df

Aktualisiert am 16.08.2017Lesedauer: 3 Min.
Donald Trump spricht in der Lobby des Trump Towers in New York vor der Presse über die Gewalt in Charlottesville.Vergrößern des Bildes
Donald Trump spricht in der Lobby des Trump Towers in New York vor der Presse über die Gewalt in Charlottesville. (Quelle: Kevin Lamarque/Reuters-bilder)

US-Präsident Donald Trump hat seine erste Reaktion auf die Gewalt bei der Rassisten-Kundgebung in Charlottesville vehement verteidigt. Bei einem turbulenten Auftritt in New York gab er erneut beiden Seiten die Schuld und äußerte Verständnis für den Protest der Rechten.

"Es gab auf der einen Seite eine Gruppe, die schlimm war, und es gab auf der anderen Seite eine Gruppe, die ebenfalls sehr gewalttätig war", sagte Trump. Am Samstag war bei rassistischen Ausschreitungen in Charlottesville (Virginia) eine 32-jährige Gegendemonstrantin von einem Auto erfasst und getötet worden. 19 Menschen wurden verletzt. Vorher war es zu Zusammenstößen gekommen.

"Gewalt von vielen Seiten"

In seiner ersten Reaktion hatte Trump von "Gewalt von vielen Seiten" gesprochen. Er vermied es, Rassisten und Neonazis beim Namen zu nennen. Er bekam daraufhin erheblichen Druck und Kritik auch aus den eigenen Reihen.

Erst am dritten Tag nach den Zwischenfällen hatte Trump sich im Weißen Haus öffentlich von Rassisten und dem Ku Klux Klan distanziert. US-Medien zufolge tat Trump das widerstrebend und nur unter großem Druck enger Berater.

Fragestunde läuft aus dem Ruder

Trump sprach am Dienstag in der Lobby des Trump-Towers. Eigentlicher Anlass war ein Statement zur Infrastruktur in den USA. Im Anschluss ließ Trump Fragen von Reportern zu. Das Hin und Her lief zeitweise aus dem Ruder.

Auf die Frage, warum er so lange gewartet habe, bevor er die rechtsextreme Gewalt ausdrücklich verurteilt habe, sagte er, er habe kein "schnelles Statement" abgeben, sondern zunächst alle Fakten abwarten wollen. Er habe "sehr genau hingeschaut, sehr viel genauer als die meisten Leute", führte er weiter aus. Beide Gruppen in Charlottesville seien aggressiv gewesen. Dies wolle nur niemand zugeben.

Trump äußert Verständnis für rechte Demonstranten

Sicht- und hörbar schwer verärgert sagte Trump, in Charlottesville seien längst nicht nur Rassisten und Nationalisten auf der Straße gewesen, sondern auch unschuldige Demonstranten, die etwa am Vorabend friedlich gegen den Abriss der Statue des Südstaatengenerals Robert E. Lee hätten protestieren wollen. Trump äußerte Verständnis für die Demonstranten, die gegen die Entfernung der Statue protestierten.

"Nicht alle von diesen Menschen waren Neonazis, glauben Sie mir. Beim besten Willen waren nicht alle von ihnen Vertreter der Überzeugung einer weißen Vorherrschaft", sagte er. In dieser Gruppe seien "einige böse Leute" gewesen, es habe aber "auf beiden Seiten sehr feine Leute" gegeben.

Am Vorabend der gewalttätigen Zusammenstöße waren in Charlottesville Neonazis und andere Ultrarechte durch die Stadt gezogen. Viele trugen Fackeln, hatten den rechten Arm zum Hitlergruß erhoben und riefen "Tod den Juden!".

Präsident attackiert die Medien

Trump sagte, die Medien hätten erneut sehr unfair berichtet, sowohl über ihn selbst als auch über die tatsächlichen Ereignisse vom Wochenende. Die Medien seien aber "Fake" und nicht ehrlich.

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Vor dem Hintergrund der "Alt-Right", die als eine Art "Alternative Rechte" ein Sammelbecken für Ultrarechte und auch Neonazis ist, sagte Trump: "Was ist mit der Alt-Left, die die, wie Sie es nennen, "Alt-Right" angegriffen haben? Gibt es da irgendeinen Anschein von Schuld?" Diese Geschichte habe zwei Seiten.

Ehemaliger Ku-Klux-Klan-Chef lobt Trump

Minuten nach Trumps Einlassungen twitterte der frühere Ku-Klux-Klan-Chef David Duke, er danke dem Präsidenten für seine Aufrichtigkeit und den Mut, die Wahrheit zu Charlottesville auszusprechen und die "Linksterroristen" in der Bewegung "Black Lives Matter" und der Antifa zu verdammen.

Trump sagte, die Ereignisse von Charlottesville seien ein schrecklicher Moment für die USA gewesen. Mit seinen Einlassungen vom Dienstag fiel der Präsident deutlich hinter sein Statement vom Montag zurück. US-Medien wiesen darauf hin, dass Trumps Argumentation der rechter Talk-Radios sehr ähnlich sei. Diese Sender sind wichtig für Trumps Basis.

Präsident vermeidet die Bezeichnung Terrorismus

Trump vermied es am Dienstag erneut, die Attacke mit dem Auto als Terrorismus zu bezeichnen, anders als viele Republikaner und auch sein eigener Chefankläger Jeff Sessions. "Ist das Mord? Ist das Terrorismus?" Der Fahrer des Wagens sei ein Mörder.

Trump fragte: "Sollen wir jetzt auch die Statuen George Washingtons abreißen", weil der frühere US-Präsident Sklaven gehalten habe? Vor allem in den Südstaaten der USA gibt es vielerorts eine Kontroverse um den Umgang mit Denkmälern, die an Vertreter der Konföderierten-Armee erinnern.

Die Südstaaten hatten im Amerikanischen Bürgerkrieg für die Beibehaltung der Sklaverei gekämpft und die gemeinsame Union mit dem Norden aufgekündigt. Nach ihrer Niederlage wurde die Sklaverei in den USA abgeschafft.

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