Grenzschutz meldet toten Migranten Lage an belarussischer Grenze angespannt – Irak fliegt Bürger aus
Hunderte Migranten werden aus Belarus zurück in den Irak geflogen, die Lage bleibt aber weiter angespannt. Der belarussische Grenzschutz meldet einen Toten – und macht Litauen Vorwürfe.
Der Irak fliegt weiter Hunderte der in Belarus an der EU-Außengrenze gestrandeten Migranten aus. Am späten Samstagabend startete vom Flughafen in der belarussischen Hauptstadt Minsk erneut eine Maschine der irakischen Fluggesellschaft Iraqi Airways nach Erbil. Nach Angaben des Flughafens sind für diesen Montag zwei weitere Flüge geplant.
Ein großer Teil der Migranten, die nach Belarus gereist sind, kommt aus dem Irak. Aber auch Menschen aus anderen Staaten, etwa aus Syrien oder Afghanistan, sind dort. Tausende harren weiter in Belarus aus, sie wollen weiter in die EU, vor allem nach Deutschland. Besonders viele leben weiter unter schwierigen Bedingungen in einer Notunterkunft in einer Lagerhalle in Brusgi an der Grenze zu Polen.
Belarus meldet Fund von Leiche
Der Grenzschutz in Belarus meldete am Sonntag den Fund eines toten mutmaßlichen Migranten an einem Übergang zu Litauen. Der etwa 30 Jahre alte Mann sei auf belarussischer Seite in einem Schlafsack ohne Lebenszeichen gefunden worden.
Das Grenzschutzkomitee in Minsk warf den litauischen Behörden vor, den Mann an der Grenze abgelegt zu haben. Der Körper weise Spuren von Schlägen auf. Es sei eine gerichtsmedizinische Untersuchung angeordnet worden. Litauen äußerte sich bisher nicht, auch von unabhängiger Seite lassen sich die Angaben nicht überprüfen.
Bisher mehr als zehn Menschen gestorben
Seit Wochen versuchen Tausende Migranten und Flüchtlinge, von Belarus über die EU-Außengrenzen nach Polen oder in die baltischen Staaten zu gelangen. Nach Angaben des Internationalen Roten Kreuzes sind dabei mehr als zehn Menschen ums Leben gekommen.
Die EU wirft dem autoritären belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko vor, gezielt Menschen aus Krisenregionen nach Minsk einfliegen zu lassen, um sie dann in die EU zu schleusen.
Litauen fordert Nato auf, Beziehung zu Belarus zu überprüfen
Litauens Präsident Gitanas Nauseda fordert von der Nato ein Überdenken der Beziehungen zu Belarus. Das belarussische Militär sei zunehmend integriert in die russischen Streitkräfte, sagte Nauseda am Sonntag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in der litauischen Hauptstadt Vilnius. "Das stellt die Nato vor neue Herausforderungen, und die Nato sollte entsprechend ihre Pläne, Strategie und Taktik anpassen, um bereit zu sein zu antworten."
Die EU und die Nato sagten ihren Mitgliedsländern an der östlichen EU-Außengrenze ihren Beistand zu. "Ich möchte Ihnen hier die volle Solidarität der EU mit Litauen, Polen und Lettland in diesen sehr herausfordernden Zeiten versichern", sagte von der Leyen. Die EU werde Litauen, Lettland und Polen zur Grenzsicherung in diesem und nächstem Jahr 200 Millionen Euro zur Verfügung stellen.
Auch Stoltenberg betonte: "Kein Nato-Verbündeter ist auf sich allein gestellt". Die Nato-Außenminister kommen am Dienstag in Lettland zu Beratungen zusammen.
- Nachrichtenagenturen dpa und Reuters