Nach dem Putsch Myanmar kämpft mit massiver Corona-Welle
In Myanmar schnellen die Corona-Infektionszahlen in die Höhe. Das Vertrauen in das staatliche Gesundheitssystem liegt am Boden – es wird von der Junta geführt.
Fünf Monate nach dem Militärputsch in Myanmar kämpft das Krisenland gegen seine bisher schwerste Corona-Welle. Am Mittwoch meldete das Gesundheitsministerium eine Rekordzahl von fast 4.000 Neuinfektionen und 57 Todesfällen in Verbindung mit Covid-19. Es wird jedoch befürchtet, dass die wahren Zahlen viel höher sind. Eines der größten Probleme ist das Misstrauen der Menschen in das staatliche Gesundheitssystem, das jetzt von der Junta geführt wird.
Viele wollten sich aus Angst nicht einmal testen lassen, sagen Ärzte. Zudem weigerten sich viele Mediziner und Pfleger, für die neue Militärführung zu arbeiten. Myanmar versinkt seit dem Umsturz in Gewalt und Chaos. Die Junta unterdrückt jeden Widerstand mit brutaler Gewalt. Tausende Gegner wurden bereits festgenommen.
Auch Ärzte leben in Angst
"Jetzt sterben die Menschen wegen der Pandemie, aber die Generäle sind vor allem interessiert daran, an der Macht zu bleiben und Ärzte zu bedrohen, die gegen die ungerechte Militärregierung sind", sagte ein Mediziner aus der größten Stadt Yangon. Er hat sich nach dem Putsch der Protestbewegung angeschlossen, die eine Wiedereinsetzung der entmachteten Regierung unter Aung San Suu Kyi fordert.
Die wenigen privaten Krankenhäuser sind völlig überlastet. "Die Kliniken sind ständig voll. Die Infektionszahlen sind in den vergangenen Tagen sehr schnell gestiegen", sagte ein Arzt einer Privatklinik in Yangon am Telefon. Tests würden kaum noch durchgeführt. "Denn was sollen wir machen, wenn ein Test positiv ausfällt, wir aber kein Bett für den Patienten haben?" Schon vor dem Putsch habe Myanmar kein gutes Gesundheitssystem gehabt, "aber jetzt wird es immer schlimmer, weil die Wirtschaft zusammenbricht."
Die Friedensnobelpreisträgerin Suu Kyi, die sei dem Umsturz im Hausarrest sitzt, sei bereits vollständig geimpft, sagte eine ihrer Anwältinnen. Laut Statistiken von "Our World in Data" haben aber bisher nur rund drei Prozent der 54 Millionen Einwohner zumindest eine Impfdosis bekommen. Insgesamt wurden bisher 176.000 Fälle und 3.570 Tote in Verbindung mit Covid-19 bestätigt.
- Nachrichtenagentur dpa