Wird Projekt doch noch gekippt? Deutsches Unternehmen besorgt um Nord Stream 2
Die Fertigstellung der Gasleitung Nord Stream 2 könnte doch noch Scheitern, befürchtet der Energiekonzern Uniper. Ein Grund sind die von den USA verhängten Sanktionen gegen die Ostseepipeline.
Der an der Finanzierung der Ostseepipeline Nord Stream 2 beteiligte Energiekonzern Uniper sieht ein wachsendes Risiko für das Scheitern des Projekts. Da die USA ihre Anstrengungen intensiviert hätten, Sanktionen gegen die Gasleitung von Russland nach Deutschland durchzusetzen, habe "sich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass es zu Verzögerungen im Bau der Gasleitung oder überhaupt nicht zu einer Fertigstellung kommt", schreibt Uniper in dem am Dienstag veröffentlichten Zwischenbericht für das erste Halbjahr 2020.
USA wirft Europa Abhängigkeit von Russland vor
Bei einem Aus für die Pipeline müsse Uniper "gegebenenfalls den für Nord Stream 2 bereit gestellten Kredit wertberichtigen" und könne geplante Zinserträge "nicht realisieren". Uniper ist mit 950 Millionen Euro an der Finanzierung der Gasleitung beteiligt. Das Geld ist nach Uniper-Angaben bereits komplett geflossen.
Der US-Regierung ist Nord Stream 2 ein Dorn im Auge. Präsident Trump wirft den Europäern eine zu hohen Energie-Abhängigkeit von Russland vor. Er hatte Ende 2019 erste Strafmaßnahmen gegen bestimmte Unternehmen ermöglicht, die am Bau von Nord Stream 2 beteiligt sind.
"Betrachten Entwicklungen der Sanktionen mit Sorge"
"Grundsätzlich betrachten wir die Entwicklung der Sanktionen mit Sorge", sagte Uniper-Vorstandschef Andreas Schierenbeck in einer Telefonkonferenz. Uniper sei als Finanzpartner nicht direkt von Sanktionen betroffen. "Wir glauben, dass das Projekt fertig wird", betonte Schierenbeck. Die Einstufung von Nord Stream als "bedeutendes Einzelrisiko" für Uniper, sei "ganz normales Risikomanagement", sagte Finanzvorstand Sascha Bibert. Uniper gehe trotz der Drohungen der USA davon aus, "dass durch diese Leitung Gas fließen wird".
Nach einem guten ersten Halbjahr schraubte Uniper seine Erwartungen für das Gesamtjahr etwas nach oben. Die Düsseldorfer erwarten nun ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebit) zwischen 800 Millionen Euro und einer Milliarde. Zuvor lag die untere Grenze noch bei 750 Millionen Euro. Uniper zeige sich auch in der Corona-Pandemie krisenfest, sagte Schierenbeck.
Uniper will Steinkohle-Kraftwerke stilllegen
Uniper hatte Ende Mai das umstrittene Steinkohlekraftwerk Datteln 4 in Betrieb genommen. Bis Ende 2025 will der aus dem Eon-Konzern hervorgegangene Versorger Steinkohle-Kraftwerksblöcke mit einer Gesamtleistung von rund 2.900 Megawatt stilllegen. Schierenbeck ließ offen, ob sich Uniper an den Auktionen um Stilllegungsprämien beteiligen wird. "Natürlich prüfen wir, ob wir da reingehen", sagte er.
Deutschland will bis spätestens 2038 aus der Kohleverstromung aussteigen. Die Betreiber von Steinkohlekraftwerken erhalten dabei keine festen Entschädigungen. Stattdessen sollen sie sich um Stilllegungsprämien bewerben. Dazu gibt es insgesamt acht Ausschreibungsrunden bis 2027, mit sinkenden Höchstpreisen. Die erste Auktion ist für den 1. September geplant.
- Nachrichtenagentur dpa