Entfesselter Krieg in Syrien Erdogan-Truppen rücken vor – zwei türkische Soldaten getötet
Die Kämpfe in der syrischen Provinz Idlib verschärfen sich. Die Türkei verlegt massiv Artillerie in die Region, die syrischen Rebellen können Assads Armee erstmals zurückdrängen. Russland reagiert verärgert.
Im Kampf um Syriens letzte große Rebellenhochburg, die Provinz Idlib, haben Regierungsgegner mit türkischer Unterstützung einen strategisch wichtigen Ort zurückerobert. Oppositionelle Milizen hätten die Stadt Sarakib unter Kontrolle gebracht, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstagmorgen. Die oppositionelle Syrische Nationalarmee bestätigte die Angaben. Demnach unterbrachen die Rebellen auch zwei wichtige Schnellstraßen, darunter die Verbindung zwischen der Hauptstadt Damaskus und Aleppo. Türkische Artillerie habe die Regierungstruppen massiv beschossen.
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Russische Militärkreise dementierten die Einnahme der Stadt. Alle Angriffe seien von den syrischen Truppen abgefangen worden, hieß es der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge. Die Stadt sei weiter unter Kontrolle der syrischen Regierung.
Zwei weitere türkische Soldaten getötet
Die Truppen von Syriens Machthaber Baschar al-Assad hatten Sarakib und die zentrale Verkehrsachse zwischen Damaskus und Aleppo Anfang des Monats vollständig eingenommen.
Im Gegensatz zu der Ortschaft in der Nähe der Stadt Idlib müssen die syrischen Rebellen im Süden Geländeverluste hinnehmen. Syrische Regierungstruppen hätten in den vergangenen Tagen etwa 60 Ortschaften im Süden von Idlib und der Nachbarprovinz Hama eingenommen, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag.
Dabei sind bei einem Luftangriff zwei türkische Soldaten getötet worden. Die türkischen Truppen hätten daraufhin "Ziele" der syrischen Regierungstruppen in der Region angegriffen, teilte das Verteidigungsministerium in Ankara auf Twitter mit. Seit Monatsbeginn wurden in Idlib 19 türkische Soldaten getötet.
Erfolglose Verhandlungen mit Russland
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan forderte jedoch einen Rückzug der Regierungsanhänger und drohte mit einem Militäreinsatz, sollte das nicht bis Ende Februar geschehen. Die Regierung in Ankara verhandelt seit Wochen erfolglos mit Russland über ein Ende der Offensive syrischer Truppen gegen die letzte Rebellenhochburg in dem Land. 2017 hatten Russland, die Türkei und der Iran eine Deeskalationszone in der Region vereinbart. Die Türkei gruppierte ihre Beobachtungsposten um diese Zone. Inzwischen liegen mehrere Posten hinter der Frontlinie auf dem von syrischen Soldaten eroberten Gebiet.
Während Russland den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad unterstützt, hat sich die Türkei mit bestimmten Rebellengruppen verbündet und Militär in das Nachbarland verlegt. Wegen der Kämpfe sind nach UN-Angaben seit Anfang Dezember knapp eine Million Menschen auf der Flucht.
Dominiert wird das Gebiet von der Al-Qaida-nahen Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS). Dort kämpfen aber auch moderatere Gruppen. Assads Truppen werden von der russischen Luftwaffe sowie von proiranischen Milizen unterstützt. Helfer beklagten eine katastrophale humanitäre Lage.
- Nachrichtenagenturen AFP, dpa und Reuters