Russland dementiert Beteiligung Luftangriff auf Klinik in Idlib: Zehn Tote und zahlreiche Verletzte
In Idlib sollen es durch einen Luftangriff auf eine Klinik mindestens zehn Tote gegeben haben. Für Aktivisten ist klar: Russland steckt hinter dem Bombardement. Doch Moskau dementiert.
Bei Luftangriffen auf das letzte große syrische Rebellengebiet um die Stadt Idlib sind Aktivisten zufolge mindestens zehn Zivilisten getötet worden. Bombardiert worden sei in der Stadt Ariha auch eine Klinik, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag. Sie machte die russische Luftwaffe für die Angriffe verantwortlich. Das Krankenhaus sei außer Betrieb. Auch eine Bäckerei sei getroffen worden.
Russland wies hat den Vorwurf unmittelbar zurück, für die tödliche Luftangriffe auf verantwortlich zu sein. Die russische Luftwaffe habe in der Nacht zum Donnerstag keinerlei Kampfeinsätze in Idlib geführt, erklärte das russische Außenministerium. Medienberichte über die angeblichen Angriffe seien eine "Provokation".
Die Rettungsorganisation Weißhelme verbreitete ein Video, das nach deren Angaben die zerstörte Klinik zeigt. Die oppositionelle Nachrichtenseite Ennab Baladi meldete unter Berufung auf die Organisation elf Tote und mehr als 60 Verletzte. Die Klinik sei von den Luftangriffen direkt getroffen worden.
Russland ist im syrischen Bürgerkrieg ein wichtiger Verbündeter der Regierung. Die syrische Armee und ihre Verbündeten hatten im vergangenen Jahr eine Offensive auf das Gebiet um die Stadt Idlib im Nordwesten des Landes begonnen.
Kontrolliert wird die Region von der Al-Kaida-nahen Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS). Syrien und Russland argumentieren, ihre Angriffe in der Region richteten sich gegen Terroristen.
Die Gewalt ging auch weiter, nachdem Russland vor drei Wochen eine neue Waffenruhe verkündet hatte. In dieser Woche konnten die Regierungstruppen die strategisch wichtige Stadt Marat al-Numan und umliegenden Dörfer einnehmen.
40.000 Menschen innerhalb von zwei Wochen vertrieben
Helfer beklagen eine dramatische humanitäre Lage in dem Rebellengebiet. Seit Anfang Dezember sind den UN zufolge fast 390.000 Menschen vor der Gewalt geflohen. Allein in den vergangenen zwei Wochen seien fast 40.000 Menschen vertrieben worden. Wegen wiederholter Angriffe auf Krankenhäuser in dem Rebellengebiet hatten die UN im vergangenen Jahr eine Untersuchung angeordnet.
Die Welthungerhilfe warnte am Donnerstag, die Versorgungslage spitze sich weiter zu. "Die überfüllten Flüchtlingscamps versinken buchstäblich im Schlamm", sagt Halil Kurt, der Programmkoordinator der Organisation. "Die provisorischen Behausungen bieten wenig Schutz gegen den Frost in der Nacht." Viele Geflüchtete könnten sich keinen Brennstoff mehr für ihre Öfen leisten. "Für ein Feuer verbrennen sie mittlerweile alles, was sie auftreiben könnten, auch Plastikmüll."
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP