Explosion in Afghanistan Tote und Verletzte nach Autobombenanschlag in Kabul
Die Gespräche zwischen den USA und den Taliban über Wege zum Frieden stehen kurz vor dem Durchbruch. Nun haben die Taliban einen Anschlag in Kabul für sich reklamiert. Mindestens 16 Zivilisten wurden getötet.
Die radikalislamischen Taliban haben am Montag die Serie ihrer heftigen Angriffe in Afghanistan fortgesetzt. Sie reklamierten einen Autobombenangriff in der Nähe des "Green Village" für Ausländer im Osten der Hauptstadt Kabul für sich. Die Zahl der zivilen Todesopfer sei auf 16 gestiegen. 119 weitere Menschen seien verletzt worden, sagte ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums vor Journalisten. Demnach soll die Explosion von einem mit Sprengsätzen beladenen Traktor ausgegangen sein.
Nach Angaben des Innenministeriums ereignete sich die Explosion in der Nähe von Green Village, einem Gebiet, in dem Hilfsorganisationen und internationale Organisationen ansässig sind. Auch die Botschaften der USA und Großbritanniens haben dort ihren Sitz.
Die heftige Explosion war nach Angaben von Reportern der Deutschen Presse-Agentur in weiten Teilen der Stadt zu hören. Auf dem stark gesicherten Wohngelände mit Büros für Ausländer sind unter anderem mehrere internationale Nichtregierungsorganisationen untergebracht, darunter auch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Durch die Autobombe sei auch eine Tankstelle in der Umgebung explodiert und in Brand geraten, hieß es aus dem Innenministerium. Gerüchte über Gefechte innerhalb des "Green Village" seien nicht korrekt, hieß es aus dem Innenministerium weiter. Bilder in sozialen Medien zeigten, wie eine große Rauchwolke in den Nachthimmel wuchs.
Das "Green Village" war in diesem Jahr bereits im Januar Ziel eines Anschlags. Damals starben vier Menschen, mehr als 100 wurden verletzt. Die radikalislamischen Taliban reklamierten den Angriff für sich.
USA verhandeln derzeit mit den Taliban
Die Angriff erfolgte während den laufenden Bemühungen zwischen den Taliban und den USA, den jahrelangen Konflikt beizulegen. Der US-Sondergesandte Zalmay Khalilzad, der seit dem Vorjahr Verhandlungen mit den Taliban führt, hatte in einem wenige Minuten zuvor ausgestrahlten Interview mit dem lokalen TV-Sender ToloNews erklärt, man habe sich mit den Taliban "grundsätzlich" geeinigt. Bei den Gesprächen geht es vor allem um Truppenabzüge und Garantien der Taliban, dass Afghanistan kein sicherer Hafen für Terroristen wird. In der Folge sollen innerafghanische Friedensgespräche geführt werden.
Die "grundsätzliche" Einigung zwischen den USA und den Taliban sei aber erst endgültig, wenn sich US-Präsident Donald Trump damit einverstanden erkläre, sagte Khalilzad. Sollte Trump zustimmen, könne das Abkommen in den nächsten Tagen verkündet werden. Vonseiten der Taliban gab es vorerst keinen Kommentar zu Khalilzads Aussagen.
Dritter tödlicher Angriff in drei Tagen
Die Autobombe in Kabul war mittlerweile der dritte aufsehenerregende Angriff in Afghanistan binnen drei Tagen. Am Samstag hatten Hunderte Taliban-Kämpfer versucht, die nördliche Provinzhauptstadt Kundus zu überrennen. Am Sonntag griffen Taliban-Kämpfer die Provinzhauptstadt Pul-e Chumri an. In beiden Städten starben nach offiziellen Angaben mindestens 32 Sicherheitskräfte und Zivilisten.
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Die Taliban erklärten über Twitter am Montagabend, der Angriff in Kabul sei "die Stimme jener unterdrückten Landsleute, die getötet und verwundet werden und deren Häuser durch wiederholte Bombenangriffe und Überfälle zerstört werden"
- Nachrichtenagentur dpa