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Weltklimarat-Sonderbericht: Temperaturen schon um 1,53 Grad gestiegen


"Nicht weitermachen wie bisher"
Schon 1,5 Grad wärmer: Weltklimarat schlägt Alarm

Von dpa
Aktualisiert am 08.08.2019Lesedauer: 3 Min.
Die Taiga brennt: Rauchschwaden, die sich mit einem größeren Sturmsystem vermischen, ziehen über Sibirien.Vergrößern des Bildes
Die Taiga brennt: Rauchschwaden, die sich mit einem größeren Sturmsystem vermischen, ziehen über Sibirien. (Quelle: NASA/ZUMA Wire/dpa-bilder)

Im Vergleich zur vorindustriellen Zeit hat sich die Erde über Land bereits um mehr als 1,5 Grad erwärmt – berücksichtigt man die Meere, liegt der Anstieg bei knapp 0,9 Grad. Der Weltklimarat warnt vor den Folgen.

Der weltweite Temperaturanstieg hat über den Landflächen bereits 1,53 Grad erreicht. Das geht aus dem am Donnerstag in Genf veröffentlichten Sonderbericht des Weltklimarats IPCC hervor. Unter Berücksichtigung der sich langsamer erwärmenden Meeresflächen liege das globale Temperaturplus gegenüber der vorindustriellen Zeit bei knapp 0,87 Grad. Verglichen wurden die Zeiträume 1850 bis 1900 und 2006 bis 2015. Der Weltklimarat hatte 2018 vor den Auswirkungen gewarnt, falls die globale Temperatur insgesamt über 1,5 Grad steigen sollte.

In den kommenden Jahrzehnten werden Zahl, Dauer und Intensität von Hitzewellen sowie Dürren nicht zuletzt rund ums Mittelmeer zunehmen, warnen die 107 Forscher aus 53 Ländern. In vielen Regionen werden zudem häufiger extreme Regenfälle vorkommen.

Weltklimarat: Wälder und Moore müssen besser geschützt werden

Der Weltklimarat empfiehlt in seinem Bericht dringend, im Kampf gegen eine weitere Erwärmung der Erde die Wälder und nicht zuletzt die Moore besser zu schützen. Zugleich sieht der IPCC Gefahren für die sichere Versorgung mit Lebensmitteln. "Die Stabilität des Nahrungsmittel-Angebots wird voraussichtlich sinken, da das Ausmaß und die Häufigkeit von Extremwetter-Ereignissen, die die Lebensmittelproduktion beeinträchtigen, steigen wird." Es gehe auch darum, die gesamte Kette der Erzeugung und des Konsums von Nahrungsmitteln zu überdenken. Eine ausgewogene Ernährung, die verstärkt auf Gemüse und Getreide setze, könne dazu beitragen, die Kohlendioxid-Emissionen wesentlich zu senken.

Die Land- und Forstwirtschaft steuert laut IPCC rund 23 Prozent der vom Menschen verursachten Treibhausgase bei. "Hier liegt sehr viel Potenzial", sagte die deutsche Co-Autorin des Berichts, Almut Arneth aus Karlsruhe. Generell mache der Bericht deutlich, dass die Ressource Land begrenzt sei. "Wir können nicht weitermachen wie bisher." Sehr skeptisch sei sie, dass die im Bericht auch thematisierten Aufforstungen bis hin zu Bionenergie-Plantagen ein guter Weg seien. Laut IPCC leben rund 500 Millionen Menschen in Gebieten, die von Versteppung bedroht sind. Diese Regionen seien umso anfälliger für Wetterextreme wie Dürren, Hitzewellen und Staubstürme.

"Es ist sehr wichtig, dass der Weltklimarat die Bedeutung von Landflächen und Wäldern voll erkannt hat", erklärte Greenpeace-Waldexperte Christoph Thies. "Der Land-Sektor muss nun stärker in die nationalen Beiträge zur Erfüllung des Pariser Klimaabkommens einfließen." Er kritisierte am Report aber, dass die massive Aufforstung sehr unkritisch gesehen werde. "Wir bevorzugen die Alternative der Renaturierung von Ökosystemen wie Wäldern und Mooren." So entstünden im Gegensatz zu aufgeforsteten Monokulturen auch Lebensräume für viele Tiere und Pflanzenarten.

Landkonflikte drohen

Der Bericht steht im Zeichen des Pariser Klimaabkommens. Darin wurde 2015 das Ziel festgelegt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Dazu müssten die Staaten den Netto-Ausstoß ihrer Treibhausgase stark reduzieren. Um das zu schaffen, wollen einige Experten große Flächen für Wälder nutzen, die die Treibhausgase aus der Atmosphäre ziehen können. In Verbindung mit dem Ziel der Lebensmittelsicherheit für die gesamte Bevölkerung drohen so Landkonflikte – zusätzlich zu den Entwicklungen, die der Klimawandel bereits jetzt ausgelöst hat.

"Der Bericht bestätigt, dass die vom Menschen verursachte Überhitzung der Atmosphäre schon jetzt zu mehr Hitzewellen und Dürren, heftigeren Starkregen und Überschwemmungen führt", so die Hilfsorganisation Oxfam. Besonders besorgniserregend sei die Warnung vor einer Beeinträchtigung der weltweiten Nahrungsmittelversorgung, falls sich die Erde weiter deutlich erwärme.

Die Bundesregierung will am 20. September ihre Klima-Strategie vorstellen. Am 23. September beraten die Staaten bei einem Klimagipfel der Vereinten Nationen über die Folgen des Temperaturanstiegs.


Die Forscher hatten zunächst eine große wissenschaftliche Analyse erarbeitet, deren Zusammenfassung in Genf seit vergangenem Freitag intensiv beraten wurde. Die vor allem politischen Delegierten einigten sich dabei auf den nun veröffentlichten Bericht, der somit auch von den IPCC-Mitgliedsländern anerkannt ist. Die Dringlichkeit des Thema verdeutlichte zu Wochenbeginn nicht zuletzt die Mitteilung des Klimawandeldienstes Copernicus, dass der Juli 2019 global gesehen der heißeste Monat seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1880 war.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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