Gewalttätiges Militär 60 Menschen sterben bei Demonstrationen im Sudan
Die Proteste im Sudan sind eskaliert. Immer mehr Demonstranten fallen der Gewalt des Militärs zum Opfer. Derzeit ist die Rede von mindestens 60 Todesopfern binnen weniger Tage.
Beim gewaltsamen Vorgehen der Armee gegen die Protestbewegung sind im Sudan nach Angaben von Ärzten seit Montag mindestens 60 Menschen getötet worden. Das teilte das Zentralkomitee sudanesischer Ärzte, das der Protestbewegung nahesteht, mit. Bislang war von rund 40 Toten die Rede gewesen.
Die Armee hatte am Montag in der Hauptstadt Khartum gewaltsam Blockaden von tausenden Demonstranten geräumt, die seit rund zwei Monaten eine zivile Regierung für das nordostafrikanische Land fordern. Der herrschende Militärrat kündigte am Dienstag Vereinbarungen mit der Protestbewegung auf und kündigte binnen neun Monaten Wahlen an.
Opposition verurteilt "blutiges Massaker"
Das Vorgehen der Sicherheitskräfte stieß international auf scharfe Kritik. Der UN-Sicherheitsrat konnte sich allerdings in einer Sitzung am Dienstag nicht auf eine einheitliche Haltung zur Krise im Sudan einigen. Nach Angaben von Diplomaten blockierten die Vetomächte China und Russland eine Erklärung, mit der unter anderem das gewaltsame Vorgehen der Streitkräfte gegen die Protestbewegung verurteilt werden sollte.
Die Opposition im Sudan verurteilte das "blutige Massaker" und rief zu neuen Kundgebungen auf. Die Anführer der Protestbewegung forderten ihre Anhänger auf, sich einem "totalen zivilen Ungehorsam" anzuschließen, um den Militärrat zu stürzen. Die Ankündigung zu Wahlen wird von der Protestbewegung abgelehnt.
- Nach Eskalationen: Militärrat im Sudan beendet Gespräche mit Protestbewegung
- Krise im Sudan: Mehrere Dutzend Menschen bei Protesten erschossen
- Einigung: In drei Jahren soll es Wahlen im Sudan geben
Nach dem Sturz des langjährigen Staatschefs Omar al-Baschir infolge von monatelangen Massenprotesten im April hatte im Sudan ein Militärrat die Führung übernommen. Mit diesem einigte sich die Protestbewegung Mitte Mai grundsätzlich darauf, dass ein gemeinsamer Übergangsrat die Geschicke des Landes in den kommenden drei Jahren lenken soll. Seither herrschte aber Streit darüber, welche Seite dieses Gremium führen soll.
- Nachrichtenagentur AFP