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Vorbild Greta Thunberg – Howey Ou (16): In China ganz allein im Klimastreik


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Keine Angst vor Festnahme
Howey Ou (16): In China ganz allein im Klimastreik


Aktualisiert am 28.05.2019Lesedauer: 4 Min.
Klimastreik in China: Howey Ou vor dem großen Gebäudekomplex der Regionalregierung in Guilin.Vergrößern des Bildes
Klimastreik in China: Howey Ou vor dem großen Gebäudekomplex der Regionalregierung in Guilin. (Quelle: Privat)
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Als Greta Thunberg im Sommer 2018 vor dem schwedischen Reichstag den Klimastreik begann, fanden das manche wunderlich. Howey Ou geht ein größeres Risiko ein: Sie protestiert allein in China.

Die süßlich duftenden immergrünen Osmanthus-Sträucher haben der chinesischen Millionenstadt Guilin den Namen gegeben: "Stadt des Duftblütenwaldes". Nun riecht es auch nach Ärger. An der neuen sechsspurigen Straße vor dem neuen riesigen Gebäude der Regionalregierung hat die 16-jährige Howey Ou den Klimastreik ausgerufen.

Howey hat angekündigt, so lange zu protestieren, bis auch die Regierung des größten CO2-Verursachers der Welt Klimaversprechen macht, die schnelles und wirksames Handeln bedeuten. t-online.de hat die 16-Jährige erreicht. "Jedes Land muss JETZT Maßnahmen ergreifen", schreibt sie auf Englisch. Sie ist nicht so sicher in der Sprache, manchmal gehen Fragen hin und her, bis klar ist, was sie wie meint.

Chinesen, so Howey, seien bisher bei dem Thema nicht aufgetreten, obwohl jede Nation etwas gegen die Klimakrise unternehmen müsse. Also macht sie es, die junge Frau, die auf den meisten Fotos durch übergroße runde Brillengläser in die Kamera schaut.

Im Gepäck: Buch über große Frauen

Am Freitag ist sie losgezogen in einem gestreiften T-Shirt, in einer grauen Jogginghose und mit Turnschuhen mit mintfarbenen Schnürsenkeln, dazu zwei selbstbeschriebene Plakate. Eine Tasche hatte sie dabei für den Fall, dass sie festgenommen wird.

Was frau dann eben so braucht, hat sie in einem Beutel mit Micky-Maus-Motiv – und dazu noch Literatur: "Bücher über globale Themen und über Menschen, die Veränderungen bewirkt haben", schreibt sie. Es ist ist eine chinesische Ausgabe des "National Geographic" über Plastik in den Meeren, ein Ratgeber für inspirierende Reden, und "Here we stand", ein Buch über Frauen, die die Welt verändern.

Eltern waren geschockt

Das Foto vor dem repräsentativen Regierungsgebäude beim Streik hat Howeys Vater gemacht, schreibt sie t-online.de. Vielleicht hat er geglaubt, dass sie mit dem Streiken danach wieder aufhört. Ganz sicher hat er es gehofft. "Als ich meinen Eltern von der Idee erzählt habe, waren sie geschockt. Sie haben auf mich eingeredet. Sie wollten mich abhalten, vor allem wegen der Sicherheit. Aber ich war zu entschlossen."

Es war der vergangene Freitag, als weltweit Hunderttausende demonstrierten. Auch in Hongkong, wo immer noch alles ein bisschen anders und freier ist als im restlichen China. Dort gibt es eine Gruppe von Klimaaktivisten, Howey hatte ihnen auf Twitter angekündigt, dass sie auch streiken wird. Es nahm kaum jemand Notiz davon. Zunächst.

Howey ist vom Bürgersteig vor dem Gitter am Regierungsgebäude umgezogen. Einen Offiziellen hat sie allerdings sprechen können, der ihr Mut gemacht und Tipps gegeben habe, wie sie t-online.de schreibt. Sie solle doch Orte und Termine besuchen, wo Medien und verantwortliche Politiker sind. Experten gibt es auch in China, das Land verzeichnete 2018 steigenden CO2-Ausstoß und das vor allem aus Kohle.

Erlaubnis? – "Hat doch in Europa auch niemand"

Zum Demonstrieren sitzt sie nun vor dem alten Regierungsgebäude, wo es belebter sei. Erlaubnis für ihren Protest bekomme sie nirgendwo, erklärt sie. Und nach Erlaubnis habe ja auch in Europa niemand gefragt, twitterte sie fast trotzig.

Niemand kann sagen, ob die um totale Kontrolle bemühten chinesischen Behörden sie bewusst ignorieren und machen lassen, ob sie abwarten, ob sich Howey vielleicht nachhaltig ihre persönliche Zukunft verbaut. Es scheint ihr egal: "Ich würde mein Leben geben."

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Aus Sicht von Dirk Pleiter, China-Experte bei Amnesty International Deutschland, "ist grundsätzlich zu befürchten, dass die junge Frau Opfer staatlicher Repressionen bis hin zur Inhaftierung wird". Ob es dazu komme, sei schwer vorherzusagen. "Die chinesischen Behörden gehen mit solchen Protesten immer wieder auch pragmatisch um und lassen Ventile für Unmut in der Bevölkerung zu."

"Fridays for Future"-Bewegung eine rote Linie

Die Reaktion der Behörden werde wohl maßgeblich davon abhängen, wie viel Zuspruch die Aktion bekomme. Heißt: Wenn Howey zunehmend Mitstreiter findet, könnte es eng werden. Amnesty-Experte DirkPleiter: "Eine ‚Fridays for Future‘-Bewegung werden die chinesischen Behörden mit Sicherheit nicht zulassen. Dies wäre eine ziemlich offensichtliche rote Linie.“

Als Howey am Samstag wieder protestieren wollte, sei es ungemütlich geworden daheim. "Wütend" hätten ihre Eltern sie abgehalten, "obwohl es Samstag war", also ein Tag, an dem keine Schule ist. Sicherheitsbedenken sind der Grund. Und ja, Vater und Mutter seien immer noch der Meinung, dass Schüler in der Schule sein sollten. "Aber ich werde weiterhin streiken."

Obwohl auch ihre Freunde keine große Hilfe sind. "Die Menschen um mich haben nicht ähnliche Ansichten. Sie wollen mich eher davon abbringen." Freunde würden vor allem an die Probleme denken, die das Demonstrieren bringen könnte. "Es liegt auch daran, dass Umwelt bei der Bildung kaum eine Rolle spielt." Bei Passanten sei das Unwissen groß. "Hier hat kaum jemand überhaupt vom Klimastreik gehört, ohne Erklärung versteht keiner, was ich tue." Sie hat ihre Plakate überarbeitet.

Am Sonntag hat sie neue Bilder gepostet. Und am Montag und am Dienstag wieder, und an den Tagen darauf auch. "Ich werde dort bleiben, bis es ein Versprechen der chinesischen Regierung gibt. Das ist das, was ich tun kann."

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Greta nennt sie eine "echte Heldin"

Ihr Konto im chinesischen Messenger-Dienst WeChat ist jetzt blockiert, schreibt sie. Um Twitter nutzen zu können, muss sie sich über einen VPN-Kanal über das Ausland einloggen. International hat sie aber jetzt Aufmerksamkeit. Greta Thunberg, ein paar Wochen jünger als Howey, hat einen Tweet ihr an 650.000 Follower weitergeleitet. "Howey Ou", hat die Schwedin dazugeschrieben, "ist eine echte Heldin. Wir stehen alle hinter Dir."

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Howey bekommt nun viele gute Wünsche und einige besorgte Kommentare. Vorsichtig solle sie sein, vielleicht Verbündete in Umweltbehörden suchen. "Ich bin nicht besonders mutig", behauptet Howey. "Die anfänglichen Initiatoren des Klimastreiks hatten es schwerer."


Eine gewagte Aussage für eine 16-jährige Frau, die in China alleine den Klimaaufstand probt.

Verwendete Quellen
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