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Abgeschobener Afghane begeht Suizid – kurz nach Horst Seehofers Witz


Seehofer in der Kritik
Abgeschobener Afghane begeht offenbar Suizid

Von rtr, t-online
Aktualisiert am 11.07.2018Lesedauer: 3 Min.
Ein Abschiebeflugzeug vor dem Start nach Kabul (Archivbild): Der 23-Jährige Mann, der sich in Kabul offenbar das Leben genommen hat, lebte in Hamburg.Vergrößern des Bildes
Ein Abschiebeflugzeug vor dem Start nach Kabul (Archivbild): Der 23-Jährige Mann, der sich in Kabul offenbar das Leben genommen hat, lebte in Hamburg. (Quelle: Ralph Orlowski/Reuters-bilder)
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69 Flüchtlinge wurden am 69. Geburtstag Horst Seehofers abgeschoben. Der machte über diesen Zufall einen Witz. Nun hat sich einer der Afghanen offenbar das Leben genommen – und Kritiker fordern Seehofers Rücktritt.

Einer der 69 Flüchtlinge, die vergangene Woche nach Afghanistan abgeschoben wurden, hat sich offenbar kurz darauf in Kabul das Leben genommen. Weil Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) vor Kurzem in den Augen vieler den Eindruck erweckt hatte, er freue sich darüber, dass ausgerechnet an seinem 69. Geburtstag die Abschiebung von genau 69 Menschen vollzogen wurde, werden nun Rücktrittsforderungen gegen ihn laut.

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums bestätigte Berichte, wonach einer der abgeschobene Afghanen in einer Zwischenunterkunft in der afghanischen Hauptstadt tot aufgefunden worden sei. Alles deute nach Angaben der Behörden vor Ort auf einen Suizid hin. Der Mann sei in Deutschland rechtskräftig wegen Diebstahls und Körperverletzung verurteilt gewesen und aus Hamburg abgeschoben worden.

Bei dem Toten handelt es sich nach Darstellung der Flüchtlingshilfsorganisation Pro Asyl um einen 23 Jahre alten Mann, der acht Jahre in Deutschland gelebt habe. Auch der angebliche Name kursiert im Netz, ist offiziell bisher aber nicht bestätigt. "Durch die Abschiebung in eine perspektivlose Lage und in ein Land, dessen Realität er kaum noch kennt, wurde der junge Mann offenbar in eine Lage getrieben, in der er keinen Ausweg mehr sah", kritisierte Pro Asyl.

69 Abschiebungen zum 69. Geburtstag

Eine Äußerung Innenminister Seehofers zu den 69 abgeschobenen Flüchtlinge hatte zuletzt viel Kritik ausgelöst. Seehofer hatte am Dienstag verkündet, am 4. Juli – dem Tag seines 69. Geburtstages – seien 69 Flüchtlinge nach Afghanistan abgeschoben worden. "Ausgerechnet an meinem 69. Geburtstag sind 69 – das war von mir nicht so bestellt – Personen nach Afghanistan zurückgeführt worden", sagte der CSU-Chef. "Das liegt weit über dem, was bisher üblich war."

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In den sozialen Medien wurde Seehofer dafür hart kritisiert. Er feiere seinen Geburtstag mit Abschiebungen, das sei zynisch. Außerdem erwecke er den Eindruck, ein Innenminister könne nach Gutdünken Abschiebungen bestellen.

Aus der Politik kamen in der Folge Rücktrittsforderungen. Juso-Chef Kevin Kühnert schrieb bei Twitter, Seehofer sei ein "erbärmlicher Zyniker und dem Amt charakterlich nicht gewachsen". Sein Rücktritt sei überfällig. Auch SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel übte Kritik und erklärte auf Twitter, Zynismus verbiete sich, das hätten die letzten Stunden wieder einmal bewiesen.

"Es ist höchste Zeit, dass Seehofer geht"

"Ein Innenminister, der sich öffentlich darüber freut, dass Menschen in ein Kriegsland zurückgeschickt werden, hat offensichtlich nicht nur ein eklatantes Defizit an Mitmenschlichkeit, sondern auch an Qualifikation für sein Amt", sagte die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Ulla Jelpke, in Berlin. "Aus meiner Sicht gehört Seehofer entlassen." Linken-Fraktionsvize Jan Korte sagte, das Lachen bleibe Seehofer hoffentlich im Halse stecken. "Es ist höchste Zeit, dass Seehofer geht."

Die Grünen-Politikerin Claudia Roth erklärte, Seehofer sei sichtlich vergnügt gewesen als er verkündete, dass ausgerechnet an seinem 69. Geburtstag 69 Asylbewerber in ein Land abgeschoben worden seien, in dem weiter Krieg und Terror wüteten, Zivilisten sterben und in dem derartige Perspektivlosigkeit herrsche, dass sich einer der Abgeschobenen nun erhängt habe. Seehofer müsse endlich klar werden, "dass angesichts der weiterhin desaströsen Sicherheitslage Abschiebungen nach Afghanistan nicht zu verantworten sind".

Verwendete Quellen
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