Türkischer Angriff in Syrien Kurden in Afrin rufen Assad-Armee zur Hilfe

Die kurdisch dominierte Führung der syrischen Region Afrin hat die Regierung in Damaskus zum Beistand gegen die Angriffe aus der Türkei aufgefordert. Machthaber Baschar al-Assad hatte die türkischen Angriffe verurteilt.
Die von der türkischen Armee angegriffenen Kurden im nordsyrischen Bezirk Afrin haben von der syrischen Regierung Hilfe angefordert. Die Regierung in Damaskus stehe in der Pflicht, Afrin zu verteidigen. Assad solle die Armee entsenden. Die Region sei ein "untrennbarer Teil Syriens", sagte Othman al-Scheich Issa, der Co-Vorsitzende des Exekutivrats von Afrin. "Jeder Angriff auf Afrin ist ein Angriff auf die Souveränität des syrischen Staates."
Kooperation mit syrischem Regime
Die Syrischen Demokratischen Kräfte unter Führung der Kurdenmiliz YPG hatten im Bürgerkrieg den Islamischen Staat bekämpft und weite Teile des Landes gegen Dschihadisten verteidigt – anders als andere Rebellengruppen allerdings die offene Konfrontation mit der syrischen Führung vermieden. Dafür vermied auch das Regime Angriffe auf die Regionen der kurdischen Übergangsregierung und zahlte dort beispielsweise weiter die Löhne der Staatsangestellten.
Die Türkei geht seit Samstag mit Luftangriffen und Bodentruppen gegen die kurdischen YPG-Volksverteidigungseinheiten in Afrin vor, die sie als Bedrohung empfindet – die Gruppe unterhält enge Verbindungen zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans, die seit Jahrzehnten gegen den türkischen Staat kämpft.
Bislang keine syrische Intervention
Die Regierung von Präsident Baschar al-Assad müsse sich "dieser Aggression entgegenstellen und klarmachen, dass sie keine türkischen Flugzeuge im syrischen Luftraum duldet", sagte Issa weiter. Präsident Assad hatte am Sonntag die türkischen Angriffe verurteilt. Militärisch geht Syrien allerdings bislang nicht dagegen vor. Es wurde spekuliert, dass Russland grünes Licht für die Angriffe gegeben hat, da es den syrischen Luftraum kontrolliert.
Die türkische Offensive verschärft auch die Spannungen zwischen den Nato-Partnern USA und Türkei. Die YPG ist auch ein enger Verbündeter der USA im Kampf gegen den Islamischen Staat und wird mit Waffen und Spezialkräften unterstützt. US-Präsident Donald Trump forderte seinen türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan nach Angaben des US-Präsidialamtes in einem Telefonat auf, jegliche Aktion zu unterlassen, durch die es zu einem direkten Konflikt mit US-Soldaten kommen könnte.
Erdogan wiederum forderte Trump nach Darstellung von Außenminister Mevlüt Cavusoglu zum Rückzug der US-Truppen aus der nordsyrischen Region Manbidsch auf. Ungeachtet der Spannungen verhandeln die USA und die Türkei nach US-Angaben über die Schaffung eines Sicherheitskorridors in der Region.
Quellen und weiterführende Informationen:
- AFP, Reuters
- Länderanalyse der Schweizerischen Flüchtlingshilfe