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Weltpolitik 2025: Gewählter US-Präsident Trump sorgt für Panik im neuen Jahr


Meinung
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Weltpolitik im neuen Jahr
Hoffnungsschimmer im Irrsinn

MeinungEine Kolumne von Gerhard Spörl

30.12.2024Lesedauer: 4 Min.
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Donald Trump: Der 78-Jährige wird im Januar als Präsident der USA vereidigt. (Quelle: Julia Nikhinson/ap)
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Blick zurück und gleichzeitig nach vorn: Präventive Panik, zum Beispiel wegen Donald Trump, ist verständlich, aber was bringt das schon? Da und dort gibt es ja auch Anlass zu ein wenig Optimismus.

Was bringt das neue Jahr? Unterm Weihnachtsbaum, beim Spaziergang im winterlichen Sonnenschein, im Familienkreis wird diese Frage alljährlich hin und her gewälzt. Wahrscheinlich diesmal noch intensiver, noch ratloser als sonst immer. Es ist ja nicht ganz einfach, zuversichtlich zu bleiben, wenn man sich im eigenen Land und in der Welt umsieht. Aber was ist die Alternative?

Präventive Panik liegt nahe, das schon. Donald Trump sitzt in drei Wochen im Weißen Haus und kann machen, was er will. Selten war ein Präsident so mächtig. Ein paar Wochen später wählt Deutschland das Parlament, das den Kanzler wählt, der wohl Friedrich Merz heißen wird. Auch nicht jung, auch nicht frisch, auch mit Beklommenheit erwartet. Dann der Krieg in der Ukraine und der Krieg in Nahost, der aus multiplen Teilkriegen besteht.

(Quelle: Privat)

Zur Person

Gerhard Spörl interessiert sich seit jeher für weltpolitische Ereignisse und Veränderungen, die natürlich auch Deutschlands Rolle im internationalen Gefüge berühren. Er arbeitete in leitenden Positionen in der "Zeit" und im "Spiegel", war zwischendurch Korrespondent in den USA und schreibt heute Bücher, am liebsten über historische Themen.

Zum Glück geht es in der Geschichte selten andauernd bergab. Es gibt auch Ruhephasen und eingestreut erfreuliche Ereignisse. In Polen regieren wieder Pro-Europäer. In Großbritannien sind pragmatische Sozialdemokraten nach dilettierenden Edelkonservativen am Ruder.

Selbst im Nahen Osten gibt es bei allem Irrsinn bemerkenswerte Entwicklungen, die Anlass zu einem gewissen Optimismus geben. Die Assad-Dynastie ist Vergangenheit, wer hätte das gedacht. Die siegreichen Rebellen legen es darauf an, einen besonnenen Eindruck zu erwecken. Wenn es gut geht, halten sie sich dauerhaft daran.

Disruption überall

Die Ereignisse in Syrien, im Libanon und in Gaza haben den Iran geschwächt. Der Export der schiitischen Revolution ist fürs Erste gestoppt, wer wollte sich darüber beschweren? Israel ist dabei, sich von der Achse des Widerstands zu befreien. Aber was macht es daraus? Kann Benjamin Netanjahu mehr als nur Krieg führen? Wer unterbricht die Gewaltspirale?

Das politische Kennzeichen der Zeit ist Disruption. Dafür verantwortlich waren unter anderem Hamas und Hisbollah. Wladimir Putin macht mit, in der Ukraine, in Syrien, mit seinen hybriden Kriegen in Europa. China hat die Disruption hinter sich; das bewirkte Xi Jinping, der den regelmäßigen Austausch der Führungsspitze zu seinen Gunsten beendete.

Disruption als Begriff ist noch jung. Er meint Unterbrechung einer Entwicklung, Zerstörung des Bestehenden. Dem Kapitalismus wohnt dieses Prinzip von je her inne. Er zerstört alte Geschäftsmodelle und Technologien und ersetzt sie durch neue, wodurch sich auch Staat und Gesellschaft wandeln. Aber die rechte Wende, die sich in etlichen Ländern Bahn bricht, konzentriert sich auf starke Einzelne, die den Lauf der Dinge fundamental verändern.

Zwei weltumspannende Egos

Im Westen ist es Donald Trump, der Disruption zum Wesenskern seiner Politik erhoben hat. Ich mache kaputt, was uns kaputt macht, ist seine Botschaft. Da er meint, was er sagt, lässt er zwei sehr vermögende Männer – Elon Musk und Vivek Ramaswamy – die Washingtoner Bürokratie zerschlagen, mit dem Ziel, Trump-Getreue dort einzusetzen. Ihm geht es um den "tiefen Staat", was auch immer das sein mag. Wer nicht von ihm handverlesen ist, dem traut er nicht, schon gar nicht gesichtslosen Institutionen.

Interessant daran ist, dass der neue Autoritarismus, den Trump verkörpert, von einer technologischen Elite getragen wird, die sich auf einen Kreuzzug begeben hat. Elon Musk ist das herausragende Symbol dafür. In seinem missionarischen Konservatismus empfiehlt er Deutschland, es Amerika nachzutun und die AfD an die Regierung zu bringen.

Trump und Musk, ein wahrhaft infernales Duo, aber auch zwei weltumspannende Egos, für die diese Welt zu klein ist. Kleine Wette am Rande: Die Symbiose der beiden übersteht dieses Jahr 2025 nicht. Ein Überpräsident wie Trump duldet keinen Überpräsidenten neben sich.

Was kann Trump erreichen?

Wie viel Disruption Donald Trump auslösen wird, ist die große Frage des kommenden Jahres. Außenpolitisch mag er unberechenbar bleiben, vielleicht auch für sich selbst. Versteht man ihn richtig, möchte er den Friedensnobelpreis bekommen und, wie er eben so ist, wird er alles daran setzen, dass er ihn bekommt, wie Barack Obama vor ihm. Frieden in die Welt zu tragen, eröffnet ihm diese Möglichkeit, zum Beispiel in der Ukraine.

Gerecht muss er sein, dieser Frieden. Nicht auf Kosten des Kleinen, nicht dem Aggressor zum Gefallen. Mag sein, dass Trump in seiner Selbstüberschätzung daran glaubt, er könnte Wladimir Putin zu Großzügigkeit überreden. Was aber, wenn nicht? Zur Trump'schen Unberechenbarkeit gehört die Reaktion darauf. Lässt er die Ukraine weiterhin aufrüsten? Wendet sich Amerika einfach ab und erklärt den Fall für Europas Problem, wie ja auch Syrien?

Disruption ist von Merz nicht zu erwarten

Deutschland hat Disruption hinter sich. Sie war eine notwendige Maßnahme des Staates in der Pandemie und im Wechsel in der Energieversorgung. Die Wahl am 23. Februar wird zu einem Regierungswechsel führen, zu einem Machtwechsel, aber Disruption ist von Friedrich Merz nicht zu erwarten, eher Korrektur – zum Beispiel am Bürgergeld, an der Immigration, an der Aufrüstung der Bundeswehr. Entscheidend wird sein, ob Handelskriege, von Trump verursacht, den globalen Austausch von Waren und Gütern behindern. Darunter würden Exportnationen wie Deutschland besonders leiden.

Getrübte Gefühle, getrübte Aussichten auf das Jahr 2025. Um eine Disruption sollten wir unseren baldigen Kanzler aber jetzt schon bitten: Er möge geschmeidig regieren und ein paar Probleme lösen, die bereits vor geraumer Zeit hätten gelöst werden sollen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Überlegungen
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