Assads Truppen ziehen sich zurück Islamisten nehmen viertgrößte syrische Stadt ein
Die syrische Stadt Hama ist unter die Kontrolle der Islamistenmiliz Haiat Tahrir al-Scham gefallen. Die syrische Armee musste sich zurückziehen.
Im wieder aufgeflammten syrischen Bürgerkrieg sind die islamistischen Rebellen wenige Tage nach ihrer Einnahme von Aleppo in eine weitere strategisch wichtige Stadt eingerückt. Einheiten der HTS-Miliz drangen am Donnerstag in Hama ein, wie die Armee von Präsident Baschar al-Assad nach anfänglichen Dementis bestätigte.
Am Donnerstag seien die Kämpfer "von mehreren Seiten aus nach Hama eingerückt" und lieferten sich "in mehreren Stadtvierteln Straßenkämpfe mit Truppen des (Assad-)Regimes", erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Das syrische Militär räumte ein, die Kontrolle über die Stadt verloren zu haben.
Die Soldaten seien daraufhin auf Stellungen außerhalb der viertgrößten Stadt des Landes verlegt worden, "um das Leben von Zivilisten zu schützen und Kämpfe in der Stadt zu verhindern". "Im Lauf der vergangenen Stunden (...) konnten diese Gruppen mehrere Achsen in der Stadt durchdringen und die Stadt betreten", teilte das syrische Verteidigungsministerium mit. Bei den zunehmenden Kämpfen mit den "Terroristen" habe es in den Reihen der Regierungssoldaten zunehmend Tote gegeben.
Zuvor hatte bereits der Rebellen-Kommandeur Hassan Abdul Ghani über Online-Netzwerke mitgeteilt, dass die Aufständischen dabei seien, in die Stadt einzudringen und auf mehreren Strecken in Richtung Zentrum vorzurücken.
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Nach eigenen Angaben nahmen die Kämpfer ein großes Gefängnis in der Stadt ein und ließen hunderte Insassen frei. "Unsere Streitkräfte sind in das Zentralgefängnis von Hama eingedrungen und haben Hunderte zu Unrecht inhaftierte Gefangene befreit", erklärte Hassan Abdel Ghani, ein militärischer Führer der islamistischen Kämpfer, im Onlinedienst Telegram.
Der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel-Rahman, bestätigte die Aktion. Einige der befreiten Häftlinge seien seit Beginn des Bürgerkriegs im Jahr 2011 inhaftiert gewesen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Insgesamt seien in dem Gefängnis etwa 3.000 Häftlinge untergebracht.
Die Rebellen hatten unter der Führung der islamistischen Miliz Haiat Tahrir al-Scham in der vergangenen Woche vom Norden aus in einer Blitzoffensive die zweitgrößte syrische Stadt Aleppo erobert. Anschließend stießen sie rasch weiter nach Süden vor. Die syrische Armee versucht seither, sie aufzuhalten. Schützenhilfe bekommt sie vom russischen Militär und von Milizen, die vom Iran unterstützt werden.
- Nachrichtenagenturen Reuters, AFP und dpa