Empörung in Polen Studentin zeigt antisemitisches Plakat – Uni zieht Konsequenzen
Nach dem Terroranschlag der Hamas gegen Israel gab es auch in Polen pro-palästinensische Kundgebungen. Das Plakat einer norwegischen Studentin stach dabei ins Auge.
Nach fünf Jahren ist für Marie Andersen erst mal Schluss mit dem Medizinstudium. Ihre Universität in Warschau hat die norwegische Studentin ausgeschlossen, die polnische Polizei ermittelt gegen sie wegen Volksverhetzung. Anlass für die Sanktionen gegen Andersen ist ein Plakat, das sie bei einer pro-palästinensischen Kundgebung am 21. Oktober in Warschau mitführte.
Das Plakat zeigt eine Figur, die eine israelische Flagge mit Davidstern – dem Symbol des Judentums – in einem Mülleimer versenkt. Auch auf Israels Landesflagge befindet sich ein blauer Davidstern. Auf dem Plakat steht neben der Abbildung auf Englisch: "Haltet die Welt sauber". Reporter des in Warschau ansässigen Nachrichtenportals "Nexta" konfrontierten Andersen während der Kundgebung mit der Aussage ihres Plakats und fragten sie, ob sie meine, die Welt müsse von Juden "sauber gehalten" werden: "Nein, natürlich sind keine Juden gemeint", antwortete Andersen. "Wir lieben alle Menschen, wir lieben Juden. Mein Plakat bezieht sich auf die israelische Regierung und ihren Völkermord an den Palästinensern."
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"Kein Platz für Hetze oder Gewalt"
Die Universität Warschau konnte Andersen damit allerdings nicht überzeugen. "An der Universität von Warschau ist kein Platz für irgendeine Form von Hetze oder Gewalt", sagte Rektor Zbigniew Gaciong dem Nachrichtenportal "Onet". Er habe Andersen kurz nach der Kundgebung zum Gespräch gebeten, so der Universitätsleiter. Anschließend habe er Disziplinarmaßnahmen gegen die Studentin eingeleitet und den Fall auch an die Polizei weitergeleitet. Zudem soll die Universität Vorwürfe gegen vier weitere Studierende untersuchen, die "rechtlich fragwürdige Inhalte" in sozialen Medien verbreitet hätten.
Unklar ist bislang, ob Marie Andersen auch juristische Konsequenzen drohen. Die zuständige Staatsanwaltschaft hat laut "Onet" bislang kein Verfahren in dem Fall eröffnet. Die Entscheidung darüber liegt letztlich bei Justizminister Zbigniew Ziobro. Volksverhetzung kann in Polen mit bis zu zwei Jahren Haft geahndet werden. Polens Präsident Andrzej Duda sagte, er verurteile die antisemitischen Parolen bei der Kundgebung "auf das Schärfste". Israel Botschafter in Polen, Jacob Livne, forderte die polnischen Behörden zum Handeln auf.
Auch Marie Andersen äußerte sich erneut zu der Empörung, die sie mit ihrem Plakat ausgelöst hat. In einer auf der Plattform X (vormals Twitter) verbreiteten Stellungnahme bekräftigte sie, dass sich ihr Plakat auf die israelische Regierung bezogen habe. "Antisemitismus oder der Hass auf andere Religionen hat in dieser Welt keinen Platz", so Andersen. "Ebenso wenig wie das Töten von Zivilisten in einem Konflikt. Ich entschuldige mich aufrichtig bei allen, die sich von mir verletzt fühlen. Außerdem möchte ich mich bei pro-palästinensischen Aktivisten entschuldigen für die falschen Eindrücke, die dadurch von der Bewegung entstanden sind."
- notesfrompoland.com: Warsaw university suspends Norwegian student over "Keep world clean" banner at Palestine march (englisch)
- wiadomosci.onet.pl: Studentka z antysemickim transparentem. Uczelnia reaguje (polnisch)
- twitter.com: Tweet von @nexta_tv vom 22. Oktober