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Israel: Bodenoffensive in Gaza? So perfide kämpft die Hamas


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Bodenoffensive in Gaza?
Terroristen in Frauenkleidern


Aktualisiert am 13.10.2023Lesedauer: 4 Min.
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Gaza: Die Hamas trainierte offenbar schon lange für den Angriff und nutzte dafür nachgebaute Siedlungen. (Quelle: t-online)

Nach dem beispiellosen Terror der Hamas scheint eine israelische Bodenoffensive im Gazastreifen unausweichlich. Die Soldaten müssen mit perfiden Methoden rechnen.

Noch greift die israelische Armee den Gazastreifen nur aus der Luft an, aber ein Einmarsch mit Bodentruppen in das von der Hamas beherrschte Gebiet könnte wohl schon bald beginnen. Nach dem verheerenden Angriff der Terrororganisation mit mindestens 1.300 Toten und 3.300 Verletzten hat Israel innerhalb weniger Tage 360.000 Reservisten einberufen. An den Grenzen zum Gazastreifen zieht die Armee derzeit schweres Kriegsgerät wie Kampfpanzer und Haubitzen zusammen.

Das Ziel eines israelischen Militäreinsatzes im Gazastreifen dürfte die weitgehende Zerstörung der militärischen Fähigkeiten der Hamas sein, um künftige Anschläge zu verhindern. Ob und zu welchem Preis Israels Armee dieses Ziel erreichen kann, ist ungewiss.

Der Kampf in einer dicht besiedelten, städtischen Umgebung gilt als schwierigste Form der Kriegsführung überhaupt, da der Gegner nicht nur von vorne und hinten, sondern auch von oben und unten angreifen kann. Hinzukommt, dass etwa 150 Geiseln aus Israel in den Gazastreifen verschleppt wurden. Jetzt wurde bekannt, dass sich eine US-Spezialeinheit für einen Einsatz zur Befreiung der Menschen bereithält.

Paris dichter besiedelt als Gaza

Zwar dürfte es keine Armee auf der Welt geben, die so viel Erfahrung im Häuserkampf hat wie die israelische; aber die Hamas kennt das Gelände in- und auswendig – und hatte seit dem letzten Gaza-Krieg viel Zeit zur Vorbereitung. Das letzte Mal rückte Israels Armee im Juli und August 2014 mit Soldaten in den Gazastreifen vor, nachdem die Hamas wochenlang Raketen auf Israel abgefeuert hatte. Schon damals waren die israelischen Soldaten mit vielen Herausforderungen konfrontiert, die ihnen auch jetzt wieder begegnen dürften.

Dabei gehört Gaza, anders als häufig kolportiert, nicht zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Erde. Etwa 2,4 Millionen Menschen leben in dem knapp zehn Kilometer breiten und 40 Kilometer langen Küstenstreifen. Das entspricht einer Bevölkerungsdichte von knapp 6.600 Einwohnern pro Quadratkilometer. Zum Vergleich: In Paris, der am dichtesten bevölkerten Großstadt Europas, teilen sich mehr als 20.000 Menschen den Quadratkilometer.

Außerhalb der Bevölkerungszentren wie Gaza-Stadt, Deir al-Balah, Khan Yunis und Rafah gibt es auch im Gazastreifen unbesiedelte Flächen. Da die Hamas ihre militärischen Einrichtungen aber häufig in Wohngebieten ansiedelt, dürfte der Kampf für die israelischen Soldaten dennoch extrem gefährlich werden – und viele Zivilisten das Leben kosten.

Meister im Tunnelbau

Eine der größten Gefahren für die israelischen Soldaten sind Scharfschützen oder mit Raketen bewaffnete Kämpfer, die in Gebäuden versteckt auf israelische Soldaten und Panzer lauern. Auch erfahrene Truppen können in städtischer Umgebung unmöglich alle Fenster im Blick behalten und verhindern, dass sie angegriffen werden.

Die Angreifer wiederum müssen nur schnell feuern und sich zurückziehen, bevor sie entdeckt werden. Auch die Einnahme eines von Terroristen besetzten Gebäudes kann sehr verlustreich sein, wenn sich die Soldaten Stockwerk für Stockwerk vorkämpfen müssen und unterwegs womöglich noch auf Sprengfallen treffen. Und die Hamas beherrscht nicht nur den Häuserkampf.

Zu den speziellen Fähigkeiten der Terrorgruppe gehört der Bau von Tunneln. Die ersten unterirdischen Gänge sollen in den 90er-Jahren entstanden sein, um Waffen von der ägyptischen Halbinsel Sinai nach Gaza zu schmuggeln. In den vergangenen Jahren hat Ägypten wohl viele dieser Tunnel zerstört. Aufgehört zu graben haben die Palästinenser deshalb aber nicht.

Kommandozentrum unter Tage

2014 ging die israelische Armee davon aus, dass mehr als 1.000 Tunnel mit einer Standardlänge von etwa einem Kilometer den Untergrund von Gaza durchzogen. Wie viele es aktuell sein könnten, ist unklar. Bekannt ist, dass die Tunnel der Hamas immer besser ausgebaut sind. 2018 entdeckte die israelische Armee einen Tunnel, der vollständig mit Beton ausgekleidet war und direkt nach Israel führte – eine Gefahr für Hunderte Familien, so die Armee damals.

Auch beim jüngsten Angriff der Hamas auf Israel kamen Terroristen über unterirdische Tunnel. Im Gazastreifen selbst dienen die Tunnel nicht nur für Überraschungsangriffe aus dem Hinterhalt, sondern auch als unterirdisches, dezentrales Kommandozentrum der Hamas.

Hamas exekutiert angebliche Kollaborateure

Große Probleme hat eine reguläre Armee wie die israelische auch mit den Kampfmethoden der Hamas. Deren Kämpfer geben sich natürlich nicht mit einer Uniform zu erkennen, sondern tarnen sich als Zivilisten oder ziehen sogar Frauenkleider an, um schwere Waffen zu verstecken – das berichtete Israels Armee nach den Kämpfen 2014. Und wie die Hamas beim Überfall am Wochenende gezeigt hat, beherrscht sie inzwischen auch den Luftkampf: So griffen die Terroristen gezielt israelische Panzer, MG-Stellungen an der Grenze und sogar einen Krankenwagen mit Granaten an, die sie von Drohnen abwarfen. Dieses von der Hamas verbreitete Video soll einen der Angriffe zeigen:

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Bekannt ist zudem, dass die Hamas Waffendepots und Kommandoposten in Wohnhäusern einrichtet und die Bewohner damit als menschliche Schutzschilde missbraucht. So zwingt sie den Gegner, entweder von einem Angriff abzusehen oder viele Unschuldige zu töten. Das können die Terroristen wiederum für ihre Propaganda ausschlachten. Schlecht ergeht es Palästinensern, die mit Israel kooperieren – oder dessen nur beschuldigt werden: Während des Krieges 2014 soll die Hamas mehr als 30 vermeintliche Kollaborateure hingerichtet haben.

Im Gaza-Krieg 2014 standen der israelischen Armee zwischen 2.500 und 3.500 Hamas-Kämpfen gegenüber, so das Modern War Institute, eine Forschungseinrichtung der US-Armee. In den 50 Tage dauernden Gefechten töteten sie 66 israelische Soldaten und verletzten etwa 1.500. Wie viele Terroristen die Hamas für die anstehenden Kämpfe bewaffnen kann, ist unklar. Bei dem jüngsten Angriff wurden allein in Israel mindestens 1.500 Kämpfer getötet. Kampfunfähig ist die Hamas deshalb aber nicht, wie die anhaltenden Raketenangriffe aus Gaza zeigen. Auch t-online-Reporter Daniel Mützel musste sich am Mittwoch vor den Geschossen der Hamas in Sicherheit bringen.

Verwendete Quellen
  • mwi.westpoint.edu: These are the Challenges Awaiting Israeli Ground Forces in Gaza (englisch)
  • bbc.com: Israel-Palestinian conflict: Life in the Gaza Strip (englisch)
  • timesofisrael.com: Hamas said to have executed dozens of tunnel diggers (englisch)
  • embassies.gov.il: Gaza-Konflikt 2014: Fakten und rechtliche Aspekte
  • zdf.de: Diese Konflikte gab es bereits im Nahen Osten
  • dw.com: Kilometerlanger Tunnel im Gazastreifen zerstört
  • twitter.com: Tweets von @IDF vom 15. April 2018
  • zeit.de: Die Terror-Tunnel der Hamas
  • spiegel.de: Minen, Tunnel, Hinterhalte – die Risiken einer israelischen Bodenoffensive (kostenpflichtig)
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