"Keinerlei Anhaltspunkte" Polen weist Beteiligung an Nord Stream-Sprengung zurück
Wer ist für die Zerstörung der Ostseepipelines verantwortlich? Eine neue Spur führt nach Polen – doch die Behörden wollen davon nichts wissen.
Polen hat Berichte über eine mögliche Beteiligung an der Sprengung der Nord-Stream-Gasleitungen in der Ostsee im vergangenen Herbst zurückgewiesen. "Es gibt keinerlei Anhaltspunkte für eine Beteiligung polnischer Staatsbürger an der Sprengung der Nord-Stream-Pipeline", teilte die Regionalabteilung Pommern der Abteilung für organisierte Kriminalität und Korruption der Nationalen Staatsanwaltschaft in Danzig der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag mit. Allerdings wiesen Ermittlungen darauf hin, dass eine Jacht, die nach früheren Berichten von einem Sabotage-Team genutzt worden sein könnte, nach Polen gesegelt sei.
Vor zwei Wochen hatte das "Wall Street Journal" berichtet, deutsche Ermittler prüften Beweise, wonach das Sabotage-Team Polen als operative Basis genutzt haben könnte. Dem Bericht zufolge fuhr die Segeljacht "Andromeda", die in Zusammenhang mit den Anschlägen ins Visier der Ermittler geraten war, in polnische Hoheitsgewässer. Es gebe auch Hinweise, dass Polen bei dem Anschlag als logistisches und finanzielles Zentrum gedient habe.
"Keine direkten Beweise"
Von der Staatsanwaltschaft hieß es dazu, es gebe "keine direkten Beweise für eine Beteiligung der Personen auf der Andromeda-Jacht an der Beschädigung der Nord-Stream-Pipeline". Zwar deuteten Ermittlungen darauf hin, dass das Schiff tatsächlich mit sechs Personen nach Polen gesegelt sei und einen Hafen angefahren habe. Nach einem zwölfstündigen Aufenthalt habe es die polnischen Hoheitsgewässer aber wieder verlassen. Während des Aufenthalts seien keine Gegenstände an Bord genommen worden.
Genauere Angaben zu den Ermittlungen könne man keine machen, um diese nicht zu gefährden, hieß es von der Staatsanwaltschaft weiter. Man habe zudem ein Rechtshilfe-Ersuchen an Deutschland und andere Länder gerichtet. Recherchen unter anderem der "Zeit", der ARD und der "Süddeutschen Zeitung" zufolge handelte es sich bei dem angefahrenen Hafen in Polen um den Hafen Kolobrzeg.
Die Tageszeitung "Rzeczpospolita" und die Nachrichtenagentur PAP hatten zur schon unter Berufung auf Ermittler berichtet, es gebe keine Beweise dafür, dass die Jacht aus Polen in das Gebiet gesegelt sei, wo die Pipelines dann gesprengt wurden. Nord Stream 1 und 2 verlaufen jeweils als Unterwasser-Doppelstrang von Russland nach Deutschland. Ende September waren nach Explosionen vier Lecks an den Leitungen entdeckt worden.
- Nachrichtenagentur dpa