Simulation aus den USA Dann würde China mit einer Taiwan-Invasion scheitern
Eine US-amerikanische Denkfabrik hat eine Invasion Chinas in Taiwan simuliert. Dabei wird deutlich, wie entscheidend die Rolle der USA in diesem Konflikt ist.
Eine chinesische Invasion in Taiwan würde laut der Simulation einer US-Denkfabrik scheitern, wenn die USA Taiwan bei der Abwehr unterstützen. Allerdings wäre solch ein Einsatz mit hohen Kosten für die US-Armee verbunden, heißt es in der am Montag veröffentlichten Studie des Center for Strategic and International Studies.
Die an der Simulation beteiligten Militärexperten hoben hervor, eine Taiwan-Invasion Chinas wäre für jeden der wahrscheinlichen Beteiligten – neben China und Taiwan auch die USA und Japan – mit "enormen" Verlusten verbunden. So würden chinesische Raketen voraussichtlich US-Luftwaffenstützpunkte in Japan und sogar im US-Außengebiet Guam zerstören. Außerdem sei damit zu rechnen, dass die chinesische Volksarmee zu Beginn einer Invasion zwei US-Flugzeugträger und zehn bis 20 Zerstörer und Kreuzer der USA versenken würde.
Sicherheitsexperte zieht zwei Schlussfolgerungen
Weiter heißt es in der Studie, die chinesische Armee habe ihrerseits schwere Schäden zu befürchten, bevor sie überhaupt ein nennenswertes Gebiet von Taiwan besetzen könne. In den meisten durchgespielten Szenarien würde es China letztlich nicht gelingen, Taiwans Hauptstadt Taipeh und damit die gesamte Insel zu besetzen. Eine solche Niederlage könne zusammen mit den Schäden auf dem chinesischen Festland durch taiwanische Gegenangriffe die Herrschaft der Kommunistischen Partei in China gefährden, hieß es weiter.
"Wir haben zwei Schlussfolgerungen gezogen", erklärte der Sicherheitsexperte Eric Heginbotham vom Massachusetts Institute of Technology (MIT). "Erstens ist es unter den meisten gegebenen Umständen unwahrscheinlich, dass China Erfolg mit seinen operativen Zielen hat oder Taipeh besetzen kann. Zweitens wären die Kriegskosten für alle Beteiligten hoch, das gilt mit Sicherheit auch für die USA."
US-Armee braucht Erlaubnis Japans
Ohne ein Einschreiten der US-Armee würde Taiwan der Untersuchung zufolge allerdings innerhalb von höchstens drei Monaten von der chinesischen Armee komplett besetzt. Für eine erfolgreiche US-Intervention müsse allerdings Japan der US-Armee seine Erlaubnis erteilen, dafür US-Stützpunkte auf japanischen Gebiet zu nutzen, hob Matthew Cancian vom US Naval War College hervor.
Abgesehen davon gibt es viele weitere Unbekannte in der Simulation, für die 24 verschiedene Szenarien durchgespielt wurden. So sei unklar, ob die USA durch einen direkten Angriff auf China einen Atomkrieg riskieren würden. Auch ist es den Experten zufolge nicht sicher, ob die Öffentlichkeit in den USA und Japan auf die hohen Kosten einer Verteidigung von Taiwan vorbereitet sei.
"Die USA könnten einen Pyrrhussieg erringen und darunter langfristig mehr leiden als die 'besiegten' Chinesen", heißt es in der Studie. Als Pyrrhussieg wird ein Sieg bezeichnet, der unter einem äußerst hohen oder auch zu hohem Einsatz errungen worden ist. Weiter heißt es in der Studie: Um China stärker von einer Taiwan-Invasion abzuschrecken, müssten die USA und Taiwan ihre Armeen stärken und mit den wirksamsten Waffen ausrüsten. Derzeit gebe Taiwan allerdings den Großteil seines Verteidigungsetats für "teure Schiffe und Flugzeuge aus, die China schnell zerstören wird".
- Nachrichtenagentur AFP