"Schlächter von Teheran" Israel warnt vor neuem iranischen Präsidenten – Putin gratuliert
Mit historisch niedriger Wahlbeteiligung wurde Hardliner Ebrahim Raisi im Iran zum Präsidenten gewählt. Israel warnt vor einem Ausbau des Teheraner Atomprogramms und attackiert Raisi scharf.
Israel hat die Wahl des Hardliners Ebrahim Raisi zum Präsidenten des Iran mit scharfen Worten kritisiert. "Irans neuer Präsident, bekannt als der Schlächter von Teheran, ist ein Extremist, der für den Tod Tausender Iraner verantwortlich ist", erklärte der neue israelische Außenminister Jair Lapid am Samstag auf Twitter. "Er ist den nuklearen Bestrebungen des Regimes verpflichtet und dessen Kampagne des globalen Terrors."
Israel warnt außerdem vor einem Ausbau des iranischen Atomprogramms. Mit Raisi habe der Iran "seinen bisher extremistischsten Präsidenten" gewählt, schrieb der israelische Außenamtssprecher Lior Haiat am Samstag im Onlinedienst Twitter. Raisi setze sich zudem für das "militärische Atomprogramm" des Iran ein. Seine Wahl verdeutliche daher die "bösartigen Absichten" des Iran. Die internationale Gemeinschaft müsse sich "große Sorgen" machen.
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Israel lehnt das internationale Atomabkommen mit dem Iran, über dessen Wiederbelebung derzeit in Wien verhandelt wird, entschieden ab. Die israelische Regierung wirft dem Iran vor, den Bau einer Atombombe anzustreben. Teheran weist diesen Vorwurf zurück.
USA kritisieren Wahl
Die USA haben den Ablauf der Präsidentschaftswahl im Iran kritisiert. Ein Sprecher des Außenministeriums erklärte am Samstag, den Menschen im Iran sei "ein freier und fairer Wahlprozess verwehrt worden". Er kündigte aber zugleich an, die USA würden die Verhandlungen über das iranische Atomprogramm an der Seite ihrer Verbündeten und Partner fortsetzen.
Putin gratuliert Raisi "traditionell freundschaftlich"
Der Richter und konservative Geistliche Raisi war am Samstag mit überwältigender Mehrheit zum Nachfolger von Präsident Hassan Ruhani gewählt worden und löst diesen Anfang August ab. Als einer von vier Scharia-Richtern überwachte Raisi 1988 die Hinrichtung Tausender politischer Gefangener. Raisi hatte bei der Wahl am Freitag nach offiziellen Angaben knapp 62 Prozent der Stimmen erhalten. Mit 48,8 Prozent war die Wahlbeteiligung so niedrig wie noch nie bei einer iranischen Präsidentschaftswahl.
Russlands Präsident Wladimir Putin gratulierte Raisi dagegen zu seinem Wahlsieg. Die Beziehungen zwischen Russland und dem Iran seien "traditionell freundschaftlich", erklärte Putin. Raisis Wahl werde nun dazu beitragen, die "konstruktive bilaterale Zusammenarbeit in vielen Bereichen und unsere Partnerschaft in internationalen Angelegenheiten" auszubauen.
Auch Syriens Machthaber Baschar al-Assad übermittelte Raisi seine "herzlichsten Glückwünsche" und wünschte ihm Erfolg bei seinen neuen Aufgaben. Assad verwies dabei auf den "Druck von außen", unter dem Raisi die Geschicke seines Landes leiten müsse.
Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan gratulierte Raisi zur Wahl und bot ihm seine Zusammenarbeit an. Erdogan hofft demnach auf eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen der Türkei und dem Iran.
- Nachrichtenagenturen Reuters, AFP