Nachfolge für May Zweiter Wahlgang – Wettlauf um die Downing Street
Die Tory-Abgeordneten stimmen in einem zweiten Wahlgang über die May-Nachfolge ab. Nur wer mindestens 33 Stimmen aus der Fraktion erhält, bleibt im Rennen. Boris Johnson ist weiter der haushohe Favorit.
Im Ringen um die Nachfolge der zurückgetretenen Tory-Chefin Theresa May stehen in dieser Woche wichtige Vorentscheidungen an. Die Reihen der noch vorhandenen sechs Bewerber werden sich deutlich lichten, sobald an diesem Dienstag der zweite Wahlgang absolviert ist.
Um 19 Uhr wird mit der Veröffentlichung des Ergebnisses der geheimen Abstimmung gerechnet. Um 21 Uhr beginnt eine TV-Debatte im BBC-Fernsehen, an der alle bis dahin verbliebenen Kandidaten teilnehmen sollen.
Johnson bleibt haushoher Favorit
Haushoher Favorit unter den sechs Bewerbern ist der ehemalige Außenminister Boris Johnson. Er erhielt bei einem ersten Wahlgang vergangene Woche 114 Stimmen und gilt daher als gesetzt für die Stichwahl zwischen den beiden bestplatzierten Kandidaten. Wer gegen Johnson antritt, soll spätestens am Donnerstag feststehen, wenn das Bewerberfeld bis auf zwei Kandidaten reduziert ist. Das letzte Wort haben dann die etwa 160.000 Parteimitglieder.
Bisher galt Johnsons Nachfolger im Amt des Außenministers, Jeremy Hunt, als aussichtsreichster Kandidat. Doch auch dem Außenseiter Rory Stewart wird noch zugetraut, es in die Runde der letzten zwei zu schaffen. Der bis vor Kurzem weitgehend unbekannte Stewart hat sich in den vergangenen Wochen mit seinem unkonventionellen Wahlkampf schnell einen Namen gemacht. Anders als seine Mitbewerber lehnt er einen EU-Austritt ohne Abkommen kategorisch ab und will auch nicht mit der EU um Nachbesserungen an dem drei Mal im Parlament gescheiterten Brexit-Deal verhandeln. Stewart plädiert für einen realistischen Ansatz und will zur Not eine Bürgerversammlung zur Schlichtung des Brexit-Streits einberufen.
Wird das TV-Duell für Johnson zur Stolperfalle?
Noch hoffen auch Umweltminister Michael Gove, Innenminister Sajid Javid und der ehemalige Brexit-Minister Dominic Raab darauf, gegen Johnson antreten zu können. Ein Sieg Johnsons in der Stichwahl gilt jedoch als kaum noch abzuwenden, weil er an der Parteibasis enorm beliebt ist. Viele Abgeordnete scharen sich bereits um den Politiker mit dem blonden Wuschelkopf in der Hoffnung auf einen Regierungsposten. Auch Gesundheitsminister Matt Hancock, der vergangene Woche aus dem Rennen um das Amt als Partei- und Regierungschef ausgestiegen war, stellte sich inzwischen hinter Johnson.
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Viel könnte davon abhängen, wie sich Johnson und seine Konkurrenten in der TV-Debatte am Dienstagabend schlagen. Der für seine verbalen Fehltritte berüchtigte Johnson hatte sich bisher extrem zurückgehalten. Ein TV-Duell am Sonntagabend beim britischen Fernsehsender Channel 4 hatte er noch ausgeschlagen. Der "Daily Mirror" hatte ihn daraufhin als "Chicken Boris" ("Angsthase Boris") verspottet. Wer neuer Tory-Parteichef und damit Premierminister wird, soll in der Woche ab dem 22. Juli feststehen.
Nachrichtenagenturen dpa, AFP