Völkermord in Namibia Deutsche Verhandler kritisieren hohe Forderungen
Anfang des 20. Jahrhunderts verübten deutsche Kolonialtruppen einen Genozid in Namibia. Heute verhandelt Deutschland mit dem afrikanischen Land über Entschädigungen. Die Gespräche sind allerdings schwierig.
Die deutschen Verhandlungsführer haben die Entschädigungsforderungen Namibias für den Völkermord während der Kolonialzeit kritisiert. "Die namibischen Erwartungen sind deutlich höher, als das, was Deutschland tun kann", sagte der Verhandlungsführer Deutschlands, Ruprecht Polenz. Die Bundesregierung hätte bereits ein "sehr substanzielles materielles Engagement angeboten". Wie viel Geld Namibia fordert und wie viel Deutschland wiederum anbietet, ist unbekannt.
Seit drei Jahren verhandeln Namibia und Deutschland darüber, wie die Bundesrepublik den afrikanischen Staat für den Völkermord an den Stämmen der Herero und Nama entschädigen wird. Zwischen 1904 und 1908 wurden in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika Zehntausende Afrikaner ermordet. Deutschland sei moralisch verpflichtet, sich mit Namibia zu einigen, sagte Polenz, der bis 2013 den Auswärtigen Ausschuss im Bundestag geleitet hatte. Eine rechtliche Verpflichtung gebe es nicht, deshalb lehne er auch die Begriffe "Wiedergutmachung" und "Reparation" ab.
Deutsche Verhandler wollen Erinnerungskultur finanzieren
Die namibische Regierung will mögliche Entschädigungszahlungen für das gesamte Land nutzen. Die deutschen Verhandler wollen das nicht. Das Geld solle vor allem für Programme verwendet werden, die unmittelbar den Herero und Nama helfen, hieß es. Darunter sollen Projekte sein, welche die Bevölkerungsgruppen bei einer Landreform unterstützen und ihnen günstigen Wohnraum finanzieren. Zudem will Deutschland die Etablierung einer Erinnerungskultur finanzieren, Forschungsprojekte und Austauschprogramme.
In den Verhandlungen geht es neben Geldbeträgen auch darum, wie sich Deutschland für den Völkermord entschuldigen wird – mit einer Parlamentsresolution oder einer Erklärung der Kanzlerin.
Für beide Seiten sei es wichtig, dass die Verhandlungen abgeschlossen werden, sagte Polenz. "Deutschland hat dann kein gutes Gewissen, aber die Erleichterung, die mit einer angenommenen Bitte um Entschuldigung einhergeht". Die Menschen in Namibia wissen dann, dass "die Schuld akzeptiert ist" und das Land "moralisch Recht bekommen hat." Die Verhandlungen sollen in den kommenden Wochen fortgesetzt werden.
- dpa