"I had the balls" Bei einer Frage reagiert May mit derben Worten
Kurz vor der Parlamentswahl in Großbritannien stellte sich Theresa May Fragen im TV - und wird geradezu gegrillt. Bei einem Vorwurf reagierte die
Mit einem für sie ungewöhnlichen Kraftausdruck verteidigte May ihre Entscheidung die Parlamentswahl überraschend um drei Jahre vorzuziehen: "Ich hätte diesen Job noch ein paar Jahre machen und keine Wahl anberaumen können. Aber ich hatte die Eier dazu in der Hose ('I had the balls')".
Personen aus dem Publikum hatten der konservativen Regierungschefin vorgeworfen, mit der vorgezogenen Parlamentswahl am 8. Juni ihr wiederholtes Versprechen gebrochen zu haben. Nach ihrem Amtsantritt in Folge des Brexit-Votums hatte May stets Wahlen vor Ablauf des derzeitigen Parlamentsmandats im Jahr 2020 ausgeschlossen.
Kein direktes Duell
May und ihr Herausforderer Jeremy Corbyn stellten sich am Freitag Fragen von Zuschauern im britischen Fernsehen, traten aber nicht direkt in einer Debatte an. Die Premierministerin wurde dabei vor allem für Kürzungen ihrer Regierung im Gesundheitssektor und dem Öffentlichen Dienst kritisiert. Zuvor hatten ihr Oppositionspolitiker mangelnden Widerstand gegen den US-Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen vorgeworfen.
Die Regierung habe für den Öffentlichen Dienst harte Entscheidungen treffen müssen, um Ausgaben einzusparen und das Defizit Großbritanniens zu verringern, erklärte May. Das Studiopublikum kritisierte unter anderem die stagnierenden Gehälter für Pfleger.
Vorwurf der "Unterwürfigkeit" gegenüber Trump
Bereits vor dem TV-Auftritt erhielt May Kritik wegen ihrer Reaktion auf die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, aus dem Pariser Klimaabkommen auszusteigen. Corbyn hielt May "Unterwürfigkeit" gegenüber Trump vor. Der Chef der Liberaldemokraten, Tim Farron, forderte May auf, allen Einfluss geltend zu machen, damit Trump seine Entscheidung rückgängig mache.
Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon sagte, es sei ein "schockierender Verzicht auf Führung", dass May nicht eine gemeinsame Erklärung Deutschlands, Frankreichs und Italiens unterzeichnet hat, in der die Regierungschefs dieser Länder Trumps Entscheidung bedauerten.
May verteidigt Pariser Abkommen
May sagte, das Pariser Abkommen, das Trump kündigen will, sei eine wichtige internationale Vereinbarung zum Klimaschutz. Sie habe Trump die Position Großbritanniens bereits beim G7-Treffen der wichtigsten westlichen Industrienationen klar gemacht.
Aus Mays Amtssitz hieß es, die Premierministerin habe mit Trump nach seiner Ankündigung telefoniert und "ihre Enttäuschung über die Entscheidung zum Ausdruck gebracht". May hat sich allerdings nicht der gemeinsamen Erklärung Deutschlands, Frankreichs und Italiens angeschlossen, die Trumps Forderung nach Neuverhandlungen ablehnen.
Mays Büro antwortete nicht auf die Frage, ob sie um eine Unterschrift gebeten worden ist. May verwies darauf, dass auch die G7-Staaten Japan und Kanada die Erklärung nicht unterschrieben haben. Sie blieben aber ebenso wie Großbritannien dem Klimaabkommen verpflichtet, sagte sie.
Auch Corbyn in Bedrängnis
Auch ihr Herausforderer Corbyn wurde von den Fragen der Zuschauer in Bedrängnis gebracht: Das Studiopublikum fragte ihn zu seiner Position zum britischen Atomwaffenarsenal und ob er bereit sei, Atomwaffen einzusetzen, sollte das Land bedroht werden. Corbyn wich der Frage aus. Er würde alles tun, um einer solchen Bedrohung bereits vorab mit Verhandlungen und Gesprächen zu begegnen.