Eklat im Weißen Haus Trump demütigt Selenskyj – der Kreml jubelt

Trumps außenpolitische Kehrtwende spielt Putins Interessen in die Karten. Der Kreml-Chef will den Westen destabilisieren. Die Spannungen zwischen den USA und Europa kommen ihm gerade recht.
Seit Wochen bietet sich der russischen Führung und deren Schergen ein Wandel im Westen, den sie sich schöner kaum hätten ausdenken können. Mit der Amtseinführung Donald Trumps zu Beginn des Jahres wurden die Karten der internationalen Diplomatie neu gemischt. Trumps Administration öffnete wieder Gesprächskanäle nach Russland, die lange buchstäblich stillgelegt waren. An beiden Enden drängt man auf eine schnelle Beendigung des Krieges in der Ukraine.
Trump, der sich selbst vor allem als "Deal-Maker" sieht, verfolgt einen riskanten Kurs. Er droht damit, den atomaren Schutz Europas aufzuheben und sich aus der europäischen Verteidigung zurückzuziehen. Der jahrzehntelang als unerschütterlich geltende Artikel 5 der Nato – der Beistandsartikel – wird in den USA mehr oder minder offen diskutiert. Dabei bleibt unklar, auf welche Bündnisverpflichtungen noch Verlass ist, solange Trump im Weißen Haus sitzt.
Putin kann sich das alles entspannt anschauen: Am Freitag musste sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in Washington bei einer Pressekonferenz von Trump und Vizepräsident Vance öffentlich erniedrigen lassen. Als Reaktion darauf trafen sich europäische Staats- und Regierungschefs in London zu einem Ukraine-Krisengipfel.
Trumps Kurs erfreut Kreml
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow äußerte sich erfreut über die jüngsten Entwicklungen in Washington. Gegenüber russischen Staatsmedien erklärte er, dass Trumps Präsidentschaft die Weichen für eine außenpolitische Kehrtwende gestellt habe. Mehr noch: Trumps neue Linie stimme "weitgehend mit unserer Vision" überein, so Peskow. Sollte Washington seinen derzeitigen politischen Kurs beibehalten, sei eine schnelle Verbesserung der Beziehungen zwischen den USA und Russland möglich.
Trump selbst hatte Selenskyj beim Treffen am Freitag scharf attackiert. Er warf dem ukrainischen Präsidenten vor, "mit dem Dritten Weltkrieg zu spielen", und drohte, die Unterstützung für die Ukraine vollständig einzustellen, falls kein Verhandlungsdeal mit Russland zustande komme – mutmaßlich zu einem hohen Preis für die Ukraine.
Medwedews antisemitische Äußerung
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, ging noch weiter. Auf Telegram kommentierte sie Selenskyjs Auftritt in Washington mit den Worten, es sei ein "Wunder der Zurückhaltung", dass "Trump und Vance diesem Dreckskerl nicht eins in die Schnauze gegeben haben." Zudem bezeichnete sie die Szene als Sinnbild für die "politische Schwäche und die grenzenlose moralische Degradierung derjenigen europäischen Politiker", die Selenskyj weiterhin unterstützten.
Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew, mittlerweile stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates, übertraf die ohnehin schon zynische und provokative Rhetorik Sacharowas. Er machte nicht einmal vor antisemitischen Schmähungen Halt: Selenskyj, der einer jüdischen Familie entstammt, sei ein "undankbares Schwein", das "von den Besitzern des Schweinestalls eine kräftige Ohrfeige" erhalten habe.
- zeit.de: "Russland, Ukraine und der Westen: Welche Rolle Donald Trump spielt" (Deutsch)
- forbes.com: "Russia Says Trump’s Foreign Policy ‘Largely Aligns’ With ‘Our Vision’ After Zelenskyy Argument" (Englisch)