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Namibias Gründer Sam Nujoma im Alter von 95 Jahren gestorben


Mit 95 Jahren
Namibias Nationalheld gestorben

Von dpa
Aktualisiert am 09.02.2025 - 14:33 UhrLesedauer: 3 Min.
Sam Nujoma während einer Wahlkampfveranstaltung (Archivbild): 1990 wurde Nujoma der erste Präsident des unabhängigen Namibias.Vergrößern des Bildes
Sam Nujoma während einer Wahlkampfveranstaltung (Archivbild): 1990 wurde Nujoma der erste Präsident des unabhängigen Namibias. (Quelle: Themba Hadebe/ap)
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Er führte Namibia in die Unabhängigkeit, doch sein Erbe bleibt umstritten. Jetzt ist Sam Nujoma mit 95 Jahren gestorben.

Namibias Gründerpräsident ist tot. Sam Nujoma starb am Samstag im Alter von 95 Jahren. Das gab Namibias Präsident Nangolo Mbumba im nationalen Rundfunk und auf Facebook bekannt.

Jahrzehntelang kämpfte Nujoma für sein Ideal eines freien Landes, in dem alle Menschen gleiche Rechte und Chancen haben. Sein Aufbegehren gegen das "Joch der kolonialen Unterdrückung" zwang ihn fast 30 Jahre lang ins Exil, von wo aus der Freiheitskämpfer politisch und militärisch den Widerstand gegen die Besatzungsmacht des rassistischen südafrikanischen Apartheidregimes organisierte. Nach der Unabhängigkeit im Jahr 1990 wurde er der erste demokratisch gewählte Präsident Namibias – ein Amt, das er bis 2005 innehatte.

Nicht unumstritten

"Uns wurden die einfachsten und grundlegendsten Menschenrechte der Selbstbestimmung und Unabhängigkeit verwehrt", erklärte Nujoma Ende 2017 auf dem Parteitag der von ihm mitbegründeten Regierungspartei Swapo. "Daher erinnern wir uns mit Stolz daran, dass wir Namibier mit Kraft und Entschlossenheit dafür gekämpft haben, uns von den Ketten der kolonialen Unterdrückung und des Apartheid-Kolonialismus befreit (zu) haben", sagte Nujoma weiter. Namibia war drei Jahrzehnte lang eine deutsche Kolonie (1884–1915), damals noch Deutsch-Südwestafrika genannt. Dann übernahm der große Nachbarstaat Südafrika die Macht.

Nujoma war kein unumstrittener Freiheitskämpfer: Anders als etwa Südafrikas Nelson Mandela saß er nicht knapp drei Jahrzehnte im Gefängnis, sondern verantwortete aus dem Exil auch die Schattenseiten des teils brutalen Befreiungskampfes. Interne Kritiker soll die Swapo-Führung verfolgt, gefoltert oder inhaftiert haben. Hunderte Kinder sollen in Trainingslager im benachbarten Angola verschleppt und als Kindersoldaten missbraucht worden sein.

Ab 1960 im Exil

Samuel Shafishuna Nujoma wurde am 12. Mai 1929 als erstes von elf Kindern einer Bauernfamilie des Ovambo-Volkes im Norden des Landes geboren. "Wie alle Jungen zu der Zeit musste ich die Rinder meiner Eltern hüten und im Haus und beim Ackerbau helfen", sagte er im Mai 2018 anlässlich seines 89. Geburtstags. Später bildete er sich mit Abendkursen fort und wurde gewerkschaftlich aktiv, bevor er 1959 zum Vorsitzenden einer Vorläuferorganisation der Swapo gewählt wurde. Noch Ende des Jahres wurde er wegen einer Protestaktion festgenommen.

Am 1. März 1960 floh er ins Exil, wo er die Swapo (South West Africa People's Organization) mitbegründete. In den Folgejahren reiste er um die Welt, um für die Unabhängigkeit seines Heimatlandes zu werben. 1966 stellte die Vollversammlung der Vereinten Nationen Namibia unter UN-Verwaltung. Die südafrikanischen Besatzer wichen jedoch nicht von der Stelle, woraufhin die Swapo den bewaffneten Kampf ausrief. Erst 1989, als das Apartheid-Regime zu Hause bereits bröckelte, zogen die Südafrikaner ab. Im September kehrte Nujoma nach Namibia zurück.

Korruptionsvorwürfe gegen die Swapo

"Das Schicksal dieses Landes liegt nun ganz in unserer Hand", sagte er knapp sechs Monate später bei seiner Amtseinführung als erster Präsident des unabhängigen Namibias. Nujoma vermied radikale Reformen und begann damit, das Land wieder auf Kurs zu bringen. Gegen Ende der 1990er-Jahre mehrten sich jedoch Korruptionsvorwürfe gegen die mit Zweidrittelmehrheit regierende Swapo. Das Parlament änderte 1999 die Verfassung, um Nujoma eine dritte Amtszeit zu ermöglichen.

Seine freundlichen Beziehungen mit Nordkorea und Kuba irritierten derweil manche westliche Geberländer. Die Beziehungen zur vormaligen Kolonialmacht Deutschland waren auch gut, Nujoma nannte die Deutschen "entfernte Vettern". Berlin wurde einer der wichtigsten Geber für Entwicklungsprojekte im Lande. Forderungen nach einer finanziellen Wiedergutmachung der kleineren Stämme der Herero und Nama, die durch das brutale Vorgehen der deutschen Kolonialherrscher fast vollständig vernichtet wurden, unterstützte seine vom Ovambo-Stamm dominierte Regierung nicht.

Das Thema Enteignung führte jedoch immer wieder zu Konflikten, da sich das meiste Land in den Händen weißer Farmer befand. Aller Boden in Namibia gehöre dem namibischen Volk, deswegen dürfe die Regierung auch enteignen, erklärte Nujoma 2002 in einem Interview mit der "Welt". Das Land "wurde von deutschen Kolonialisten von 1884 bis 1915 überfallen, sie haben unser Land unter sich aufgeteilt, sie haben niemals den Grund und Boden erworben", sagte er. Trotz des Säbelrasselns kam die Landreform aber meist gesetzestreu und schleppend voran. Kritiker, die rasch alle Weißen enteignen wollten, hielt er im Zaum. Namibia entwickelte sich zu einer der stabilsten Demokratien Afrikas.

Im Alter wurden seine öffentlichen Auftritte seltener. Zuletzt hatte er wenige Monate nach seinem 90. Geburtstag am 12. Mai 2019 seinem verstorbenen Weggefährten, Simbabwes früheren Präsidenten Robert Mugabe, bei einer Trauerfeier in Harare die letzte Ehre erwiesen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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