Im Jahr der Parlamentswahlen Kanadas Premier Trudeau steht wohl vor Rücktritt
Kanadas Premierminister Trudeau steht unter Druck. Laut einem Medienbericht könnte er noch am Montag zurücktreten.
Justin Trudeau, der kanadische Premierminister, könnte laut Zeitungsberichten schon am Montag zurücktreten – denn der liberale Politiker steht in der eigenen Partei unter starkem Druck. Die "Globe and Mail" und der "Toronto Star" berichten unter Berufung auf parteiinterne Quellen, dass eine Ankündigung innerhalb der nächsten 24 Stunden erfolgen könne. Das Büro des Premiers wollte die Berichte nicht kommentieren.
Trudeaus möglicher Rücktritt käme rund neun Monate vor den Parlamentswahlen im Oktober und würde seine Partei ohne Führung dastehen lassen. Unklar ist, ob der 53-Jährige interimsmäßig als Parteivorsitzender im Amt bleiben wird. Trudeaus Beliebtheit hat in den vergangenen Monaten stark abgenommen. Seine Regierung überstand nur knapp eine Reihe von Misstrauensanträgen, Kritiker fordern den Rücktritt des Premiers schon seit Langem.
Dezember: Trudeaus Kabinett probt den Aufstand
Im Dezember hatte Trudeau eine umfassende Kabinettsumbildung vorgenommen, nachdem seine Stellvertreterin Chrystia Freeland zurückgetreten war. Acht Minister wurden ausgetauscht, vier weitere erhielten neue Ressorts. Freeland war im Streit um den Umgang mit den vom designierten US-Präsidenten Donald Trump angekündigten Zollerhöhungen zurückgetreten. Sein Rücktritt nach fast einem Jahrzehnt an Trudeaus Seite wurde als die erste offene Auflehnung gegen den Premierminister innerhalb seines Kabinetts gewertet.
Trudeau besuchte Trump Ende November in dessen Residenz in Florida, jedoch führte dies zu keiner Annäherung. Der US-Präsident bezeichnete Kanada mehrmals als möglichen 51. Bundesstaat der USA. In den Umfragen liegt Trudeau derzeit 20 Prozentpunkte hinter seinem konservativen Rivalen Pierre Poilievre.
Trudeau wurde erstmals 2015 zum Premierminister gewählt und führte seine Partei auch 2019 und 2021 zu Wahlsiegen. Vor seiner politischen Karriere arbeitete er unter anderem als Snowboardlehrer und Lehrer. Als Premierminister setzte er zahlreiche Reformen um, darunter die Legalisierung von Cannabis und eine CO2-Steuer zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Außerdem ließ er eine öffentliche Untersuchung zu vermissten und ermordeten indigenen Frauen vornehmen.
- Mit Material der Nachrichtenagentur AFP