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Hisbollah-Pager im Libanon explodiert: Darum soll Israel jetzt angegriffen haben


"Jetzt-oder-nie-Situation"
Darum soll Israel die Hisbollah angegriffen haben

Von dpa
Aktualisiert am 18.09.2024 - 17:29 UhrLesedauer: 3 Min.
Nahostkonflikt - Hunderte Verletzte nach Explosion im LibanonVergrößern des BildesKrankenwagen nach den Explosionen (Archivbild): Im Libanon sind Hunderte Pager explodiert. (Quelle: Marwan Naamani/dpa/dpa-bilder)

Im Libanon sind Hunderte Pager von Mitgliedern der Terrorgruppe Hisbollah explodiert. Der mutmaßliche Angriff wirft viele Fragen auf.

Bei den Explosionen Hunderter sogenannter Pager sind am Dienstag im Libanon rund 2.750 Menschen verletzt worden, mindestens neun wurden getötet. Bei den Verletzten soll es sich größtenteils um Hisbollah-Kämpfer handeln, unter ihnen sollen auch Mitglieder der Hisbollah-Elitetruppe Radwan sein. Am Mittwoch kam es wiederum zu Explosionen im Libanon. Mehr dazu lesen Sie hier.

Die vom Iran unterstützte Schiitenmiliz macht Israel für den mutmaßlichen Angriff verantwortlich und kündigte Vergeltung an – die wichtigsten Fakten im Überblick.

Wann fand der Angriff statt?

Lokalen Medienberichten zufolge detonierten die Funkempfänger praktisch gleichzeitig um 15.30 Uhr Ortszeit. In sozialen Medien kursieren auch Videos von Überwachungskameras, deren Zeitstempel sich mit diesen Angaben decken.

Wie hoch sind die Opferzahlen?

Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums wurden mindestens neun Menschen getötet und rund 2.750 weitere verletzt, etwa 200 davon schwer. Aus Krankenhäusern hieß es, die Menschen hätten vor allem Verletzungen an Augen, Händen und im Bauchbereich.

Die Opfer sollen dabei nicht ausschließlich aus den Reihen der Hisbollah stammen. Auch Zivilisten seien betroffen – unter den Toten befindet sich nach libanesischen Angaben auch ein Mädchen.

Wer steckt hinter den Angriffen?

Bislang hat offiziell niemand Verantwortung für den mutmaßlichen Angriff übernommen. Die Hisbollah und der Iran machen Israel für die Explosionen verantwortlich. Gegenüber den USA soll sich Israel zu dem Angriff bekannt haben, berichtet das US-Nachrichtenportal Axios. Demnach seien die USA im Vorfeld über den Angriff informiert worden. Beteiligt gewesen seien die USA aber nicht.

Wieso fand der Angriff gerade jetzt statt?

Wie Axios weiter berichtet, soll Israel davon ausgegangen sein, dass die Hisbollah kurz vor der Entdeckung der manipulierten Pager stand. Daher habe sich Israel dazu entschieden, den Angriff durchzuführen – es habe sich um eine "Jetzt-oder-nie-Situation" gehandelt, berichtet das Portal.

Welche Geräte sind explodiert?

Bei dem Vorfall detonierten Pager, also kleine Funkempfänger für kurze Nachrichten. Sie trugen das Logo der Firma Gold Apollo – die in Taiwan ansässige Marke hat eine Verbindung zu dem Vorfall von sich gewiesen. Laut dem Vorstand von Gold Apollo, Hsu Ching-Kuang, trugen die Geräte lediglich das Logo der Firma und wurden nicht von dem Unternehmen in Taiwan gefertigt.

Auf telefonische Nachfrage erklärte Gold Apollo, dass eine in Ungarn ansässige Firma namens BAC die Funkgeräte entworfen und gefertigt habe. "Gemäß einer Vereinbarung ermächtigen wir BAC, unser Markenzeichen für den Verkauf von Produkten in bestimmten Regionen zu nutzen, aber Design und Herstellung werden vollständig von BAC übernommen", teilte Gold Apollo mit. Auch das in Medienberichten genannte Modell AR-924 werde von BAC produziert und verkauft.

Wie kam es zu den Explosionen der Pager?

Wie und wo die Pager manipuliert wurden, ist noch Gegenstand von Spekulationen. In manchen Medienberichten wird davon ausgegangen, dass die Funkempfänger vermutlich von israelischen Agenten vor ihrer Lieferung in den Libanon abgefangen und mit Sprengstoff präpariert wurden.

Wieso sind die Pager für die Hisbollah wichtig?

Experten gehen davon aus, dass es sich bei den Pagern um ein für die Hisbollah zentrales Kommunikationssystem handelte. Die Miliz ist demnach aus Sicherheitsgründen von Mobiltelefonen auf Pager umgestiegen – unter anderem, weil bei diesen der Aufenthaltsort nicht ermittelt werden kann. Damit – so die Logik – wären sie auch weniger anfällig für Überwachungsmaßnahmen oder Angriffe der elektronischen Kriegsführung.

Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hatte seine Anhänger mehrmals vor dem Gebrauch von Smartphones gewarnt. Im Februar rief er seine Kämpfer dazu auf, ihre Smartphones wegzuwerfen.

Auf wen zielten die Angriffe ab?

Neben der Kommunikations-Infrastruktur der Hisbollah waren aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Kämpfer der Miliz Ziel des Angriffs. Unter den Verletzten sollen viele Hisbollah-Kämpfer sein, darunter Mitglieder der Elitetruppe Radwan.

Auch hochrangige Hisbollah-Vertreter wurden verletzt, wie eine der Miliz nahestehende Quelle bestätigte. Explosionen wurden im gesamten Land gemeldet, vor allem in den von der Hisbollah kontrollierten Gebieten.

Genaue Angaben dazu, ob zu den Opfern auch Mitglieder in der Hisbollah-Führungsriege zählen, gibt es noch nicht. Hisbollah-Chef Nasrallah hat eine Rede für Donnerstag angekündigt, daher gehen Beobachter davon aus, dass es ihm höchstwahrscheinlich gut geht. Er lebt im Verborgenen, es wird davon ausgegangen, dass er keine technischen Geräte bei sich führt. Libanesischen Sicherheitskreisen zufolge sollen allerdings zwei seiner Leibwächter verletzt worden sein.

Verwendete Quellen
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