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Antisemitismus | Frankreich: Rabbiner schlägt Alarm –Juden sollen das Land verlassen


Nach Parlamentswahlen
Rabbiner schlägt Alarm: Juden sollten Frankreich verlassen

Von t-online
01.07.2024Lesedauer: 2 Min.
Pro-Palästina-Proteste in Paris (Symbolbild): Besonders das Linksbündnis fährt einen propalästinensischen Kurs.Vergrößern des Bildes
Pro-Palästina-Proteste in Paris (Symbolbild): Besonders das Linksbündnis fährt einen propalästinensischen Kurs. (Quelle: IMAGO/Villette Pierrick/ABACA/imago)

In einem besorgniserregenden Appell nach den französischen Parlamentswahlen ruft ein Pariser Rabbiner Juden dazu auf, Frankreich zu verlassen. Hintergrund ist das Abschneiden der rechten und linken Parteien.

Nach dem Erfolg der rechtsextremen Partei Rassemblement National in der französischen Parlamentswahlen hat der Chef-Rabbiner der Großen Synagoge von Paris ein düsteres Szenario für Frankreichs Juden gezeichnet. "Es ist heute klar, dass es für Juden in Frankreich keine Zukunft gibt", sagte Moshe Sebbag der "Jerusalem Post" am Montag.

"Ich sage jedem jungen Menschen, er soll nach Israel oder in ein sichereres Land gehen." Neben dem Erfolg der Le-Pen-Partei sei auch das Abschneiden des Linksbündnisses, dem in Teilen Antisemitismus vorgeworfen wird, für Juden in Frankreich ein Problem, so Sebbag.

Rabbiner: Frankreich steht vor Identitätskrise

In früheren Gesprächen mit der "Jerusalem Post" hatte Sebbag noch eine vorsichtig optimistische Haltung eingenommen. Er hoffte, dass das jüdische Leben in Frankreich trotz zunehmendem Antisemitismus und einer sich verändernden Gesellschaft fortbestehen könne.

Jetzt erklärte Sebbag, Frankreich stehe vor einer Identitäts- und Integrationskrise. Jüdische Einwanderer nach dem Zweiten Weltkrieg hätten sich erfolgreich integriert. "Nach Generationen sind die französischen Juden sehr französisch und fühlen sich sehr französisch." Andere Einwanderergruppen hätten indes Probleme, sich anzupassen, so Sebbag weiter.

So sei Frankreich eine säkulare Gesellschaft, in der religiöse Symbole in öffentlichen Schulen und Krankenhäusern nicht getragen werden dürfen. Sebbag kritisierte jedoch, dass viele Muslime diesen Aspekt der französischen Gesellschaft nicht akzeptierten.

Kritik an Pro-Palästina-Kurs des Linksbündnisses

Die rechtsextreme Partei Rassemblement National, dessen Gründer Jean-Marie Le Pen Antisemitismus vorgeworfen wird, habe unter seiner Tochter Marine Le Pen versucht, sich neu zu positionieren und den Fokus auf den Schutz der französischen Identität zu legen, so Sebbag.

Frankreichs Linkskoalition Nouvelle Union Populaire hingegen fährt momentan einen dezidiert propalästinensischen Kurs. Auch andere Parteien wie die Sozialisten werfen der Linkspartei derzeit Antisemitismus vor.

Sebbag beschuldigte die linke Koalition etwa, die Namensgebung für ihre Bewegung manipulativ anlehnend an die Partei des französisch-jüdischen Staatsmanns Léon Blum gewählt zu haben.


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"Die Juden stehen in der Mitte, weil sie nicht wissen, wer sie mehr hasst"


Moshe Sebbag


Jüdische Gruppen hatten dazu aufgerufen, für das zentristische Lager von Emmanuel Macron zu stimmen, das Israel unterstützt. "Viele aschkenasische jüdische Familien, die schon vor dem Zweiten Weltkrieg hier waren, könnten niemals für das Rassemblement National stimmen. Aber die Linke war in letzter Zeit antisemitisch", sagte Sebbag. "Die Juden stehen in der Mitte, weil sie nicht wissen, wer sie mehr hasst."

Das Mittelager von Präsident Emmanuel Macron landete Hochrechnungen zufolge mit 20,7 bis 22 Prozent auf Platz drei hinter dem Linksbündnis Nouveau Front Populaire mit 28,1 bis 29,1 Prozent. Wie viele Sitze die Blöcke in der Nationalversammlung bekommen, wird aber erst in Stichwahlen am 7. Juli entschieden.

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