"Denke, es war ein Unfall" Politiker äußern bizarre Theorien zu Nawalnys Tod
Kreml-Kritiker Nawalny ist wohl in russischer Gefangenschaft gestorben. Dennoch beschuldigen einige Putin-treue Politiker nun den Westen.
Der mutmaßliche Tod des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny hat international zu Bestürzung und Beileidsbekundungen geführt. Bundeskanzler Olaf Scholz sagte: "Die furchtbare Nachricht zeigt einmal mehr, wie sich Russland verändert hat und was für ein Regime in Moskau regiert."
Noch deutlicher wurde US-Präsident Joe Biden: "Putin ist für den Tod Nawalnys verantwortlich". Einige russische Politiker nahmen dies zum Anlass, ihrerseits dem Westen Vorwürfe zu machen.
"Für Nawalnys Tod sind Washington und Brüssel verantwortlich", sagte etwa der Sprecher der russischen Staatsduma, Wjacheslaw Wolodin, laut der staatlichen Agentur Tass. "Der Tod Nawalnys kommt westlichen Politikern zugute, die eine Vielzahl gescheiterter Entscheidungen getroffen haben und an ihren Positionen festhalten wollen", so Wolodin. "Ihre Namen sind bekannt, vom Nato-Generalsekretär bis zur US-Führung, zu Scholz, Sunak und Selenskyj, all das sind die Schuldigen an Nawalnys Tod", sagte er weiter.
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Kreml-Sprecher: "Völlig inakzeptabel"
Auch die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa äußerte sich und sprach ob der Äußerungen westlicher Politiker von einer "Selbstentlarvung". Es gäbe noch kein Ergebnis einer forensischen Untersuchung, sagte sie laut Staatsmedien. Sie rief daher die USA und den Westen zur "Zurückhaltung" auf.
Eine andere Theorie vertritt Wladimir Tschabarow, der stellvertretende Chef des Komitees für Internationale Angelegenheiten des Russischen Föderationsrates. "Ich denke, es war ein Unfall, sowas kann passieren", sagte er dem Radiosender Govorit Moskva. "Vielleicht war es ein Blutgerinnsel oder eine andere Krankheit, das kann jedem von uns in jedem Moment passieren", so Tschabarow.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte laut Tass am Freitag, dass Putin über Nawalnys Tod informiert sei, wollte aber keine genaueren Angaben dazu, inwiefern Putin nun handeln wolle. Aussagen von westlichen Politikern bezeichnete Peskow demnach als "völlig inakzeptabel".
Kritische Russen teilen Nawalny-Aussage
Doch in den sozialen Netzwerken sind auch andere russische Stimmen zu finden. Unter anderem auf Instagram, Telegram und X (früher Twitter) teilten zahlreiche Menschen und Medien am Freitag einen Ausschnitt aus dem Dokumentarfilm "Nawalny" des kanadischen Regisseurs Daniel Roher, der zwar erst im Jahr 2022 erschien, aber teils noch vor der Inhaftierung des Oppositionellen Anfang 2021 gedreht worden war.
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Der Gegner des russischen Präsidenten Wladimir Putin wird darin gefragt: "Alexej, falls du verhaftet und ins Gefängnis gesteckt wirst oder falls das Undenkbare eintritt und sie dich töten: Welche Botschaft wirst du dem russischen Volk hinterlassen?" Nawalny antwortet daraufhin: "Für den Fall, dass ich getötet werde, ist meine Botschaft sehr einfach: Gebt nicht auf!"
Der Film "Nawalny" wurde 2023 mit einem Oscar als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet. Zum Zeitpunkt des zitierten Interviews erholte sich Nawalny gerade von einem Giftanschlag, den er zuvor nur knapp überlebt hatte.
- fr.de: "'War ein Unfall, kann passieren': Bizarre Reaktionen aus Russland zu Nawalnys Todesmeldung"
- tass.com: "Western statements regarding Navalny’s death unacceptable — Kremlin spokesman"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa