Hyperschallrakete für Marine Probleme mit Super-Waffe? Russland äußert sich zur Zirkon
Russland preist die Hyperschallrakete Zirkon als Waffe "ohnegleichen". Doch es scheint Probleme zu geben.
Russlands Präsident Wladimir Putin stellte sie als die Super-Waffe "ohnegleichen" dar: die Hyperschallrakete Zirkon. "Ich bin sicher, dass solch eine mächtige Waffe es erlaubt, Russland zuverlässig vor äußeren Drohungen zu schützen und die nationalen Interessen unseres Landes abzusichern", sagte der Kremlchef im Januar 2023, als er ein mit der Rakete bewaffnetes Kriegsschiff auf Übungsmission schickte.
Rund ein Jahr später äußert sich nun der Chef des zuständigen Rüstungs- und Raumfahrtkonzerns NPO Maschinostrojenija zum Stand der Rakete. Sie müsse noch weiteren Tests unterzogen werden, bevor sie in Dienst gestellt werden kann, sagte Alexander Leonow der staatlichen Nachrichtenagentur Tass.
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Bis wann die Raketen einsatzbereit sein könnten, berichtet die Tass nicht. Leonow wird mit den Worten zitiert, dass die Einführung der Raketen "kein schnelles Verfahren" sei und eine "gewisse Menge an Tests" erfordere. Die Äußerungen deuten darauf hin, dass es mit der Waffe Probleme geben könnte.
Was ist eine Hyperschallrakete und wieso ist sie für Russland so wichtig? Ein Überblick.
Was sind Hyperschallraketen?
Für westliche Militärstrategen sind Hyperschallraketen ein Albtraum. Die Geschosse lassen sich im Gegensatz zu anderen Raketensystemen auch nach Abschuss noch steuern und erreichen ein Vielfaches der Schallgeschwindigkeit von 1.235 km/h. Durch diese Kombination aus Steuerbarkeit und Geschwindigkeit können sie von Luftabwehrsystemen praktisch nicht abgefangen werden.
Hyperschallraketen zählen deswegen zu einer neuen Klasse von Waffensystemen, ihre Entwicklung könnte ein Wettrüsten in Gang setzen. Russland hat 2017 als erstes Land eine solche Rakete in den Dienst genommen, auch China und die USA arbeiten an solchen Waffen.
Russland hat bereits zwei einsatzbereite Hyperschallraketen: die Kinschal, die von Flugträgern aus abgefeuert wird, und die landgestützte Awangard (mehr dazu lesen Sie hier). Die Kinschal-Rakete ist offenbar bereits einige Male in der Ukraine eingesetzt worden. Es sei möglich, dass der Einsatz dazu diene, die Waffe in einem operativen Umfeld auszuprobieren, schrieb Militärexperte Douglas Barrie von der britischen Denkfabrik IISS (International Institute for Strategic Studies) im April 2022 nach einer der möglichen Kinschal-Operationen. Einen taktischen Vorteil biete ihr Einsatz in der Ukraine nicht.
Was ist über die Zirkon-Rakete bekannt?
Vieles ist geheim, es existiert bislang auch kaum Bildmaterial von der Waffe. Russischen Angaben zufolge hat die Zirkon-Rakete eine Reichweite von mehr als 500 Kilometern, kann auf bis zu 8.000 bis 9.000 Kilometer pro Stunde beschleunigen. Sie soll sowohl gegen feindliche Schiffe als auch gegen Bodenziele eingesetzt werden können.
Im Mai 2022 hatte Russland den ersten erfolgreichen Flug der Rakete gemeldet. Sie wurde den Angaben zufolge von einer Fregatte in der Barentssee in Richtung eines Ziels im Weißen Meer abgefeuert und flog rund 1.000 Kilometer. Das Verteidigungsministerium veröffentlichte damals ein Video, das angeblich den Start zeigt. Mit der Zirkon-Bewaffnung hatte Russland erstmals ein Kriegsschiff mit einer solchen Waffe ausgerüstet.
Im Januar 2023 schickte der Kreml die Fregatte "Admiral Gorschkow", ausgerüstet mit einer Zirkon-Rakete, auf Übungsmission. Auf einer Seereise durch den Atlantischen und Indischen Ozean sollte sie die russische Seemacht demonstrieren. Auch das Atom-U-Boot K-560 Severodvinsk soll bereits einen Zirkon-Test absolviert haben.
Nach russischen Plänen sollen künftig Kreuzer, Fregatten und U-Boote mit Raketen dieser Art bewaffnet werden. Allerdings teilte der Chef des zuständigen Rüstungs- und Raumfahrtkonzerns NPO Maschinostrojenija nun mit, dass das Zirkon-Waffensystem noch weiteren Tests unterzogen werden muss. Wann die Raketen einsatzbereit sein könnten, sagte Alexander Leonow nicht.
Kremlchef Putin hatte in Reden Anfang 2023 immer wieder die Bedeutung des Zirkon-Waffensystems betont, etwa für die Stärkung von Russlands Nuklearstreitkräften. Die Raketen können potenziell auch mit Atomsprengköpfen bestückt werden.
Wie schätzen Experten das Zirkon-Waffensystem ein?
Westliche Experten hatten in der Vergangenheit immer wieder Zweifel angemeldet, ob die russischen Hyperschallraketen tatsächlich so potent sind und die Steuerung so präzise ist, wie von der russischen Führung propagiert.
Die USA teilten nach Start der Übungsmission im Januar 2023 mit, dass sie das Schiff beobachteten. Wie die US-Nachrichtenagentur damals berichtete, waren einige Militärexperten der Meinung, dass ein einzelnes Schiff mit Hyperschallraketen den Seestreitkräften der USA nicht gewachsen sei. Andere hingegen merkten an, dass es Putins Strategie sein könnte, die Fregatte in der Nähe der US-Küste zu stationieren, um den Druck im Ukraine-Krieg zu erhöhen.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- apnews.com: "Russia’s hypersonic missile-armed ship to patrol global seas" (englisch)
- iiss.org: "Ukraine: Russia’s air-launched cruise missiles coming up short" (englisch)